Jetzt hat sich auch Altbürgermeister Günther Nufer zur Situation der Stadtwerke Bad Säckingen (SWS) geäußert. Er habe sich lange überlegt, ob er überhaupt etwas sagen sollte, berichtete er bei einem Pressegespräch. Aber diese Zweifel hat er dann offenbar über Bord geworfen. Es gehe ihm in erster Linie darum, dass die „Erfolgsgeschichte der Stadtwerke nicht ganz zur Provinzposse umgeschrieben wird“, so Nufer. Die SWS hätten kein „Strukturproblem“, vielmehr seien sie von ihren Anlagen her ein „pudelgesundes Unternehmen“. Nufer war während seiner 32-jährigen Amtszeit auch immer Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke.

Altbürgermeister Günther Nufer meint, der Aufsichtsrat konnte nicht alles wissen: „Dem Aufsichtsrat werden immer schöne Zahlen ...
Altbürgermeister Günther Nufer meint, der Aufsichtsrat konnte nicht alles wissen: „Dem Aufsichtsrat werden immer schöne Zahlen gezeigt“ | Bild: Gerber, Andreas

Für die aktuelle Situation macht Nufer „unternehmerische Fehlleistungen“ verantwortlich. Soll konkret heißen: Absinken des Eigenkapitals, falsche Einkaufspolitik. Für letzteres wählt der Altbürgermeister einen Bankenvergleich: Wenn eine Bank einen günstigen Zehn-Jahres-Kredit vergebe, diesen selber aber nur für zwei Jahre absichere, dann werde das für die Bank bei steigenden Zinsen zum Problem. Solche Geschäfte müssten „langzeitkongruent“ sein, wie er es ausdrückt.

Hätte der Aufsichtsrat so etwas bemerken müssen?

Daran zweifelt Nufer allerdings, „denn dem Aufsichtsrat werden immer schöne Zahlen gezeigt“. Aber ganz aus der Verantwortung will er ihn dennoch nicht lassen: Die seit 2015 stetig sinkende Eigenkapitalquote hätte ein deutliches Alarmzeichen für alle im Aufsichtsrat sein müssen, sagt Nufer.

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Trotz allem sieht er die Zukunft der Stadtwerke zuversichtlich. Das Eigenkapital müsse wieder hoch, es müsse risikoärmer eingekauft werden und Grundlage der Geschäftspolitik müsse wieder das „Regionalprinzip“ sein. Heißt: Der städtische Versorger habe sich hauptsächlich um Bad Säckingen zu kümmern, und nicht um Großkunden außerhalb. „Schuster bleib bei Deinen Leisten“, bemüht Nufer ein Sprichwort und lässt in dem Zusammenhang durchblicken, dass ihm auch das Stadtwerke-Engagement in Schopfheim und Rheinfelden nicht geheuer ist. Dort haben sich die SWS um die Konzession zur Gasversorgung beworben.

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Stadtwerke sollen städtisch bleiben

Nufer lässt keinen Zweifel daran, dass die Stadtwerke auch künftig mehrheitlich in städtischer Hand bleiben sollen. Einen Verkauf des Unternehmens oder zumindest von Anteilen lehnt er ab. Aber trug sich Günter Nufer gegen Ende seiner Amtszeit nicht selber mit dem Gedanken an einen Verkauf der Stadtwerke? „Nie im Leben“, wehrt der Altbürgermeister ab. Das Unternehmen habe seinerzeit gut dagestanden und Gewinne gebracht. Doch da täuscht ihn seine Erinnerung: Wie der SÜDKURIER am 8. Mai 2001 berichtete, ging Nufer mit der Idee an die Öffentlichkeit, Stadtwerke-Anteile zu verkaufen. Die Beteiligung der Stadt an der Stadtwerken sollte durch Verkauf von von 73 auf 51 Prozent sinken. Doch es entstand eine heftige Diskussion. Der Gemeinderat lehnte den Verkauf ein Jahr später im Februar 2002 in einer nicht-öffentlichen Sitzung ab. Es stand damals eine Verkaufssumme von sechs Millionen Euro im Raum.

Damals waren Stadtwerke, Kurverwaltung und Reha-Betriebe in einem schwer überschaubaren GmbH-Konstrukt verbunden. Der Verbund mit städtischen Verlust-Betrieben wie Bädern und Kurbetrieben habe richtig Steuern gespart, verteidigt Nufer seine damaligen Unternehmens-Verschachtelung. Das habe eine Million Euro Mark im Jahr gebracht, rechnet er vor. Doch leider hätten die Finanzbehörden dem „Steuersparmodell“ mittlerweile einen Riegel vorgeschoben. Auch darin sieht er mit einen Grund für die aktuelle Lage der Stadtwerke.

Auch Beitrag zum Umweltschutz

Nach Nufers Ansicht, müssten die SWS als städtischer Betrieb neben der kommunale Daseinsvorsorge auch weiter einen Beitrag zur lokalen Umweltpolitik leisten. Hier nannte er unter anderem das Fernwärmenetz, das zu seiner Amtszeit auf den Weg gebracht worden sei. Und abschließend betonte Nufer: „Aber nun werde ich mich in den nächsten 20 Jahren nicht mehr zu kommunalpolitischen Dingen zu Wort melden.“ Ob er das schafft?

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