Stühlingen Drei Fahnen mit Blick auf das Schloss Hohenlupfen und andere Stellen in Stühlingen und den Ortsteilen erinnern an die umfassende Ausstellung des Schwarzwaldvereins zum Bauernkrieg in der Landgrafschaft. Viele Besucherinnen und Besucher aus nah und fern strömten bereits 2024 in die Schür am Stadtgraben (am Höllweg), um mehr über 500 Jahre Bauernkrieg zu erfahren.

Jutta Binner-Schwarz, Vorsitzende für Heimatpflege, Jugend, Öffentlichkeit im Schwarzwaldverein Stühlingen, und die weiteren Vorstandsmitglieder sowie Mitglieder hatten die Ausstellung vorbereitet. Aus der Feder von Andreas Mahler gibt es folgende, erarbeitete Beschreibung: „Am 23. Juni 1524 trat eine Schar von Bauern aus der Landgrafschaft Stühlingen zum ersten Mal in den offenen Widerstand gegen Graf Sigmund vor seiner Burg in Stühlingen.“ Auf der Internetseite des Vereins ist weiteres zu erfahren: Mit einem Forderungskatalog wollten die Bauern die Abgabenlasten und Frondienste auf ein erträgliches Maß mindern; sie verlangten eine faire Gerichtsbarkeit und freies Jagd- und Fischrecht in den Wäldern und Gewässern wie von alters her.

Warum ausgerechnet die Stühlinger Empörung die Ausgangsbewegung für den deutschen Bauernkrieg und nicht wie andernorts schnell niedergeschlagen wurde, hatte vielfältige Gründe. Die Nähe zur schweizerischen Reformation sorgte für das theologische Treibmittel. Schaffhausen spielte eine große Rolle, weil die Stadt Besitz auf Stühlinger Grund hatte. Erzherzog Ferdinands katholisches Vorderösterreich, das als Schirmherr der Stühlinger Landgrafschaft den Aufstand am liebsten im Keime erstickt hätte, sah sich mit schweizerischen Interessen konfrontiert.

Verhandlungen führten zu keiner Lösung. Das Unentschiedene ließ den Stühlinger Aufstand weitergären und in den Hegau, Klettgau und weiter in den Schwarzwald ausgreifen. Hans Müller von Bulgenbach führte den radikalen Teil der Stühlinger kampfeswillig bis nach Freiburg. Schließlich brach Empörung und Aufruhr 1525 mit Gewalt und Zerstörung in Oberschwaben, Württemberg, Franken und Thüringen aus und ergriff fast ganz Deutschland.

Als Anlass des Bauernkrieges kursierte in den Chroniken die Geschichte über die Stühlinger Bauern, die zur Erntezeit Schneckenhüsli für die Gräfin sammeln mussten. Man darf diese Erzählung nicht für bare Münze nehmen. Aber die leicht merkbare Schneckenhüsli-Story erinnert, anders als die 62 Stühlinger Beschwerdeartikel, prägnant an den Bauernkriegsausbruch vor 500 Jahren.