Die Rechnung zahlen am Ende die Kinder: Die Kinderuni Hochrhein ist unverschuldet zwischen die verhärteten Fronten von Stadt und Gloria-Theater geraten. Der Grund: Gloria-Intendant Jochen Frank Schmidt und der kaufmännische Direktor Alexander Dieterle fühlen sich in der Pandemie-Krise von der Stadt im Stich gelassen.
Aus diesem Grund haben die Gloria-Macher entschieden, alle städtischen Aufgaben abzugeben. Und darunter fällt nach ihrer Meinung auch die Kinderuni. Den Rauswurf hat das Gloria per Email mitgeteilt: „Uns ist die Entscheidung schwer gefallen“, heißt es in einer Mail vom 12. Mai von Jochen Frank Schmidt an den Direktor der Kinderuni Hochrhein, Helmar Burkhart. „Aber wir wollen uns von der Stadt nicht mehr ausnutzen lassen, um in der härtesten Krise im Stich gelassen zu werden“, heißt es weiter.
Rauswurf kam per E-Mail
„Wir waren schockiert“, sagte Burkhart gegenüber dem SÜDKURIER. „Dass wir aus dem Gloria rausgeworfen werden, hätten wir niemals gedacht“. Immerhin habe sich, so Burkhart, die Kinderuni am Crowdfunding zur Rettung des Glorias beteiligt und Burkhart war außerdem Gründungsvorsitzender des Fördervereins für das Gloria-Theater. Noch wichtiger ist, dass die Kinderuni überhaupt keine Einrichtung der Stadt Bad Säckingen sei.
„Dass wir unter dem Schirm der Stadt laufen, hat rein versicherungstechnische Gründe“, so der Kinderuni-Direktor. Auch die Aussage von Alexander Dieterle, die Kinderuni Hochrhein arbeite nicht kostendeckend, wollte Burkhart nicht gelten lassen. „Wir zahlen pro Vorlesung rund 1000 Euro an das Gloria-Theater und außerdem war das Theater immer als Sponsor von uns aufgeführt und hatte so stets eine kostenlose Werbung. Für uns im Ehrenamt eine große Herausforderung“, betont der Uni-Direktor.
Was sagte das Gloria-Theater zu den Vorwürfen?
„Mit der Kinderuni hat das rein gar nichts zu tun“, betont Alexander Dieterle auf Nachfrage des SÜDKURIER. Der Hintergrund sei, dass sich das Gloria mehr Unterstützung von der Stadt wünsche. „Bei uns geht es um das blanke Überleben, und wir müssen den Rotstift ansetzen, wo wir kein Geld verdienen“, sagt er. Mehrmals schon hätten er und Jochen Frank Schmidt bei der Stadt vorgesprochen – ohne Erfolg.

„Was kriegt die Stadt von uns und was tut sie für uns?“, fragt Dieterle. Darum sei es auch Aufgabe der Stadt, sich um die Kinderuni zu kümmern. „Bisher haben wir das getan“, so der kaufmännische Direktor. Was den Gloria-Machern zudem sauer aufstößt: Die Stadt leiste sich unter anderem mit „Kultur im Kursaal“ eine eigene Veranstaltungsreihe, die das Gloria als Konkurrenz betrachtet. „Das könnte auch bei uns stattfinden“, ist Dieterle der Meinung.
Ein Einwand, den der Leiter des Tourismus- und Kulturamtes, Thomas Ays, nicht gelten lassen möchte: „Eine Stadt wie Bad Säckingen ist in der Lage, zwei parallele Kulturveranstaltungen zu vertragen“, sagt er. „Dass die Leute bei uns die Auswahl haben, kann nur von Vorteil sein“.
Nach dem aktuellen Stand wird es im Herbst keine Kinderuni Hochrhein geben. Dabei wollte Burkhard demnächst das das Herbstsemesterprogramm vorstellen. „Und jetzt stehen wir ohne Veranstaltungsraum da“, sagt Helmar Burkhart. Der Kursaal ist aufgrund der Technik keine Alternative. Und: „Die Vorlesung nur in der Schweiz laufen zu lassen ist nicht möglich, weil der Saalbau in Stein längerfristig gebucht und kein Termin mehr frei ist“.
Was sagt die Stadt dazu?
Bürgermeister Alexander Guhl ist inzwischen über den Vorgang informiert, allerdings lediglich durch Helmar Burkhart. „Ich selbst habe vom Gloria-Theater keinerlei Info über das Vorhaben“, erklärt Bürgermeister Alexander Guhl auf unsere Nachfrage. Er hatte zwar bereits Kontakt zu Alexander Dieterle. Der Bürgermeister sieht derzeit keine Möglichkeit, sich für die Kinderuni einzusetzen. „Wir müssen das akzeptieren „, sagt er.
Nun steht die Zukunft der Einrichtung in den Sternen. „Die Leidtragenden in diesem Fall, sind wieder einmal die Kinder“, bedauert es Burkhart.