Was entsteht auf dem Gesundheitscampus in Bad Säckingen? In unserer vierteiligen Serie erklären wir die einzelnen Bereiche der künftigen Gesundheitseinrichtung. Denn es gibt nach wie vor viele Irrtümer. Heute stellen wir den Sektor Pflege/Altenpflege vor.
Dies wird ein Teil des sektorenübergreifenden Angebotes sein. Dazu ist vorgesehen, dass das St. Marienhaus im kommenden Jahr ins ehemalige und dann umgebaute Spitalgebäude auf den Campus umzieht.
Derzeit ist das Marienhaus noch im Stadtzentrum Nähe Bahnhof untergebracht. Fragen, die wir beantworten, sind: Warum muss das Marienhaus überhaupt umziehen, kann es nicht bleiben wo es ist? Wie wird sich das Angebot verändern? Wie passt es ins gesamte Campuskonzept?

Für das vor 100 Jahren unter kirchlicher Trägerschaft entstandene Pflegeheim stehen große Veränderungen an, wenn es in neue, moderne Räume umzieht. Für Georg Villinger, Vorstand des St. Vincentius-Trägervereins, ist das der logische und richtige Schritt für die Modernisierung des Hauses und die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben.
So erweitert das Marienhaus sein Angebot
Das neue Pflegeheim im Campus wird nach Worten von Georg Villinger wachsen. In Summe werde die Einrichtung nach dem Umzug bis zu 20 Betreuungsplätze mehr haben als aktuell. Derzeit verfügt das Marienhaus über 70 stationäre Pflegebetten und rund zehn Kurzzeitpflegeplätze.

Die momentanen Kurzzeitkapazitäten seien allerdings schwankend, beschreibt Villinger, es handle sich um sogenannte „eingestreute Kurzzeitpflegeplätze“. Heißt: Ihre Zahl hängt immer von der jeweiligen stationären Belegung ab. Die Neuerung im künftigen Standort: „Im Campus planen wir mit 20 festen Kurzzeitpflegeplätzen“, so der Vorstand.

Gleichzeitig soll auch die Kapazität der stationären Betten steigen, hier rechnet Villinger künftig mit 80 Plätzen. „Insgesamt sind wir auf zweieinhalb Etagen bei maximal 100 Plätzen.“
Das Marienhaus würde dann gesamt 3100 Quadratmeter belegen: im ersten Obergeschoss 2000 Quadratmeter, im zweiten OG 2000 und im dritten OG nochmal 1100. Für Villinger ist der Campus für diese Erweiterung der passende Ort mit einer zukunftsfähigen Struktur – eine sinnvolle Einheit der medizinischen Sektoren mit Zusatzangeboten, wie etwa einer Cateringfirma.

Warum kann das Marienhaus nicht am bisherigen Standort bleiben?
Mit dem Umzug stellt sich das Pflegeheim den zeitgemäßen Anforderungen und vor allem er Gesetzeslage. Denn: die novellierte Heimbauverordnung schreibt für Pflegeheime etliche Neuerungen vor, darunter die Pflicht zu Einzelzimmern. Das stellt die Heime vor gewaltige Herausforderungen.
Villinger bezweifelt, dass das am jetzigen Standort realisierbar gewesen wäre: „Bei den so gewachsenen Strukturen wie im jetzigen Marienhaus muss man ernsthaft hinterfragen, ob eine Sanierung möglich gewesen wäre.“
Und das Argument, man handle sich mit dem Umzug einen Standortnachteil ein, weil die Patienten nicht mehr mal eben ins Stadtzentrum gehen könnten, lässt Villinger nicht gelten.
Diese Möglichkeit nutzten die wenigstens der noch mobilen Pflegepersonen als auch die wenigsten Besucher, so seine Beobachtung. „Das ist eher ein theoretisches Argument“, sagt er.
Zudem seien Spaziergänge am neuen Standort ebenso möglich, und es werde zur Einkehr auch ein Café geben. Villinger: „Ich behaupte, dass der Campus mit seiner lichtdurchströmten und luftigen Atmosphäre insgesamt zu einer Verbesserung der Situation führen wird.“
Zudem werde auch die aktuell vorhandene Infrastruktur, wie Kapelle, Friseur oder Zahnarzt, auch am neuen Standort vorhanden sein.
Wann muss das Marienhaus spätestens umziehen?
Die neue Heimbauverordnung beschloss der Gesetzgeber bereits 2009. Den Heimen wurde eine zehnjährige Frist zur Umsetzung der neuen Regelungen gewährt. Nur haben viele diese Zeit bis zum Jahr 2019 verstreichen lassen.
Das Marienhaus hat einen Aufschub und muss die neuen gesetzlichen Vorschriften bis 30. September 2024 umgesetzt haben. Bis dahin muss der neue Standort bezogen sein. Laut Villinger ist der Umzug fürs zweite Quartal des kommenden Jahres geplant. Es wird eine logistische Herausforderung werden.
Denn in der Grundversorgung müssen kurzzeitig zwei komplett ausgestattete Heime vorgehalten werden. Wenn die Pflegepersonen ihr Zimmer verlassen, muss das neue Zimmer praktisch schon bezugsfertig sein, beschreibt Villinger.
Zudem würden in der Zeit auch ausreichend Kapazitäten für Liegendtransporte benötigt. Hier sei etwa das Rote Kreuz und ähnliche Institutionen mit entsprechender Fahrzeugausrüstung gefragt. Bei guter Vorbereitung könne der Umzug der Betreuten im besten Fall innerhalb einer Woche geleistet werden, so Villinger.
Was passiert mit dem jetzigen Marienhausareal?
Das Areal im Stadtzentrum, auf dem sich nicht nur das Pflegeheim befindet, sondern auch zahlreiche Wohn- und Geschäftseinheiten, ist im Eigentum des St. Vincentiusvereins. Im katholischen Trägerverein gebe es zur künftigen Nutzung bereits einige „Ideen“, wie der Vorstand sagte. Konkret wollte er nicht werden.
Nur soviel: Die Kirche werde voraussichtlich auch bei einem Fremdinvestor Eigentümer bleiben. Das heißt: das Areal würde über Erbbaupacht zur Verfügung gestellt. Am neuen Standort fallen für den Vincentiusverein aus baulicher Sicht keine Investitionskosten an.
Die Sanierung und der Umbau des ehemaligen Krankenhauses wird von der Campus GmbH finanziert. Das Marienhaus wird sich einmieten und belegt die Obergeschosse eins und zwei komplett, das dritte OG zur Hälfte.