
Beim Besuch der Baustelle des Gesundheitscampus wird deutlich, welche großen Schritte das Projekt seit der Wiederaufnahme der Bauarbeiten im vergangenen Dezember genommen hat.

„Wir sind in einem guten Fahrwasser“, sagte Holger Amann. Der Geschäftsfrüher der Firma Hery führt als Bauherrenvertreter die Aufsicht auf der Baustelle.

So sieht es im Erdgeschoss aus
Und in der Tat: Als die Baustelle nach dem Kostenschock im vergangenen Sommer eingestellt war, konnte man die künftige Struktur im Erdgeschoss kaum erahnen.

Heute stehen 95 Prozent der neuen Wände, Elektrik ist verlegt, Haustechnik in Arbeit, mittlerweile ein Labyrinth an Fluren, Praxen und Zimmern.

Wer schon einmal im Bad Säckinger Krankenhaus gewesen ist, erkennt vielleicht den Bereich der früheren Notaufnahme:
Auf der Baustellte brummt es. „Ab 8. Mai kommen noch einmal 30 Trockenbauer“, berichtet Amann, „Wir werden dann demnächst um die 100 Arbeiter auf der Baustellen haben.“

Beim Parkplatz des ehemaligen Spitals, dort wo bis vor kurzem die Container des MVZ standen, befinden sich jetzt neue Wohn- und Sanitärcontainer. Sie bieten laut Amann Platz für 60 auswärtige Arbeitskräfte, die hier während der Bauphase wohnen.
Auf der Baustelle wird personell mächtig aufgerüstet. „Wenn ich hier mit vier Bauarbeitern ankomme, geht nicht viel“, macht Amann klar. Um die gesteckten Ziele zu schaffen, sei auf der Baustelle richtig Arbeitskapazität nötig. Und die zu Jahresanfang ausgegebene Ziele wollen Amann und die neuen Campusgeschäftsführer Bettina Huber und Fabio Jenisch von der Stadtverwaltung nicht aus den Augen verlieren.
Wet sind die künftigen Mieter?
Im Erdgeschoss des ehemaligen Spitals wird auf 3700 Quadratmetern das Ärztezentrum mit Operationszentrum eingerichtet.
Hier sollen im vierten Quartal 2023 erste Ärzte einziehen. Geplant ist aktuell, dass dann in verschiedenen Praxen zwölf Fachärzte praktizieren.
Das Untergeschoss, in dem früher die Spitalküche untergebracht war, pachtet OM Catering Bad Säckingen. Einzugstermin ist für Sommer geplant. Das erste und zweite Obergeschoss sowie Teile des dritten OG soll in einem Jahr vom Altenpflegeheim Marienhaus bezogen werden. Für das dritte OG werden noch Interessenten gesucht, ebenso für einzelne Praxen im EG.
So sieht es in den Obergeschossen aus

Das Ärztezentrum im Erdgeschoss soll laut Amann im vierten Quartal dieses Jahres bezugsfertig sein, die Räumlichkeiten für das Pflegeheim St. Marienhaus im April 2024, also in einem Jahr.
Das Marienhaus wird das erste und zweite Obergeschoss beziehen, sowie Teile des dritten Obergeschosses.

In die langen Flügel des ehemaligen Spitals wurden neue Lichthöfe eingebaut. Einer dieser Lichthöfe existierte bereits im Ostflügel, dort wo früher die Physioabteilung untergebracht war. Jetzt sind in zwei weiteren Flügeln Durchbrüche hinzugekommen. Amann beschreibt warum: „Architektonisch sind die Flügel mit ihrer baulichen Tiefe durchaus reizvoll, für die Belichtung der Innenräume sind sie hingegen verhängnisvoll.“ Mit den Lichthöfen kommt nun zusätzlich Helligkeit in die Räume. Gleichwohl bleibe noch viel zu tun. Brandschutz, Schallschutz, Dämmung, sind weitere Herausforderungen.
In den Obergeschossen des künftigen Marienhauses sind ein großer Teil der früheren Patientenzimmer verschwunden. Die Sicht reicht hier mittlerweile von einem Flügel zum anderen. Im Süd- und Westflügel des zweiten OG wird der Abriss bis Ende dieser Woche ebenfalls erledigt sein, blickt Amann voraus.

Dann gehe es an die neue Zimmeraufteilung. Die frühere Raum-Struktur sei nicht nutzbar gewesen. Baunormen für Heime hätten anderen Anforderungen als jene für Krankenhäuser, erklärt Amann: „Im Krankenhaus ist man nur ein paar Tage, im Pflegeheim wohnen die Menschen.“

Nach der Wiederaufnahme der Arbeit im Campus haben die Verantwortlichen zu Jahresbeginn einen neuen Kostenrahmen mit 37 Millionen Euro kommuniziert. Daran orientierten sich alle Baumaßnahmen weiterhin, versichern Amann und Huber und Jenisch. Amann: „Es wurde hier vorher zu luxuriös ausgeschrieben.“ Sonderleistungen kämen unter seiner Ägide auf den Prüfstand. Ziel sei es, gut aber dennoch kostengünstig einzukaufen – „ und zwar ohne, dass es zu Lasten der Qualität geht“, fügt er hinzu.
Was ist aus der Kostenexplosion geworden?
Im vergangenen August war die Baustelle eingestellt worden, nachdem Planer eine Kostenexplosion von 35 auf 44 Millionen Euro berechnet hatten.

Der Geschäftsführer musste gehen. Die Verantwortung ging in neue Hände: Die Geschäftführung liegt seit Herbst bei Stadtkämmerin Bettina Huber und ihrem Stellvertreter Fabio Jenisch. Holger Amann, Geschäftsführer in der Hery-Gruppe, ist Bauherrenvertreter. Anfang dieses Jahres haben die drei eine neue Kostenberechnung vorgelegt, nach der das Projekt mit knapp 38 Millionen zu realisieren sei. Diese Kalkulation ist noch aktuell.
Alles zum Gesundheitscampus. Was bisher geschah:
- Auf dem Campus tut sich was – noch dieses Jahr sollen hier wieder Patienten behandelt werden (16. März 2023)
- Hilfe für das Campus-Projekt kommt vom Landkreis (1. März 2023)
- Gesundheitscampus wieder auf dem Gleis (Februar 2023)
- Hausärztliche Notfallpraxis in Gefahr (Januar 2023)
- Jetzt übernehmen zwei Finanzfachleute (Dezember 2022)
- Neustart des Medizinischen Versorgungszentrums (24. Oktober 2022)
- Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bürgermeister (21. Oktober 2022)
- Die letzte Chancen auf Rettung (21. September 2022)
- Gemeinderat wirft Planern Dilettantismus vor (1. September 2022)
- Der Gesundheitscampus steht vor der Insolvenz (1. September 2022)
- Das Bau-Desaster am Hochrhein (1. September 2022)