Das christliche Irland sandte früh Wandermönche zur Missionierung auf das europäische Festland. Seit dem Zusammenbruch des Römischen Reichs und der Völkerwanderung war das Christentum dort auf dem Rückzug. Einer der Missionare von dort war ein um 500 geborener Mönch, der später den germanischen Namen Fridolin annahm. Fridolin wirkte zuerst in Poitiers im heutigen Frankreich, dann an der Mosel, schließlich im alemannischen Gebiet zwischen Vogesen und Alpen. Er starb am 6. März 538 in Säckingen.
Das Missionierungswerk bei den heidnischen Alemannen war bei seinem Tod lange nicht beendet. 591 machten sich im Kloster Bangor zwölf Wandermönche auf den Weg ihrer Berufung. Ihr Ziel war der Bodensee, dessen Bewohner sie christianisieren wollten. Einer der Geistlichen hieß angeblich Gallus – auf Deutsch „Der Kelte“. Er starb um 640 oder 650 herum am 16. Oktober bei Arbon.
Fridolin wie Gallus werden noch heute, vor allem in Südwestdeutschland und in der Schweiz, als Heilige verehrt. In Deutschland sind mehr als 90 Orte, Kirchen und Kapellen nach dem heiligen Gallus benannt, darunter ehemals auch eine Kapelle in Säckingen. Auf Schweizer Seite gibt es allein im kleinen Bistum St. Gallen 148 Gallus-Kirchen und -Kapellen. Nach dem heiligen Fridolin sind auf deutscher Seite sieben Kirchen benannt, darunter das Bad Säckinger Münster.
Auch in Wappen zu finden
Friedolinskirchen gibt es aber auch im Elsass, in Vorarlberg, in Liechtenstein und im Schweizer Kanton Glarus, wo Fridolin auch das Kantonswappen ziert. Fridolin ist der Patron der Schneider, er hilft gegen Feuer- und Wassergefahr, bei Viehseuchen und Kinderkrankheiten. Für seinen Namenstag am 6. März gilt: „Um den Tag des Fridolin, da zieht der letzte Winter hin.“
Beide Heilige brachten aber nicht nur Frieden nach Alemannien. Als Fridolin beim Dorf Säckingen eine von den Einheimischen als Viehweide genutzte Rheininsel in Beschlag nahm, war der Widerstand groß. Fridolin musste sich seinen neuen Besitz eigens vom fränkischen König Chlodwig urkundlich bestätigen lassen. Als dieser gestorben war, forderten die Säckinger prompt ihre Weiden zurück. Zum eigenen Schutz in dem Nachbarschaftsstreit vertiefte der Missionar den oft trockenliegenden nördlichen Rheinarm vor der Insel. Danach gründete er hier das älteste Kloster Süddeutschlands, das sich später zu dem bis 1806 bestehenden Stift Säckingen entwickelte.
Die Urso-Legende
Dargestellt wird Fridolin oft mit einem Toten. Auch dieser erinnert an einen Rechtsstreit. Als Leichnam oder Skelett dargestellt ist Urso, welcher Fridolin Land im heutigen Kanton Glarus übereignet hatte. Doch nach Ursos Tod zweifelte dessen Bruder Landolf die Schenkung an. Es kam zum Prozess vor dem Gericht in Rankweil. Fridolin erweckte der Legende nach Urso wieder zum Leben, damit er aussagen könne.
Die Überreste
Nach seinem Tod wurde Fridolin zunächst in der Krypta der von ihm gegründeten, nach dem heiligen Hilarius benannten Kirche auf der Säckinger Rheininsel beigesetzt. Aus dem Jahr 825 stammt das älteste Zeugnis der Fridolinsverehrung, das Fridolinsfest selbst ist seit 1347 urkundlich nachgewiesen. Es wird in der Regel am Sonntag nach dem 6. März gefeiert. Nach einem Hochamt im Münster wird in einer Prozession der silberne Reliquienschrein von acht Männern durch die Straßen der Innenstadt getragen.
Auch Gallus stand handfeste Konflikte aus. Er kam zusammen mit Kolumban um 610 herum von Irland nach Alemannien, so die von manchen Forschern angezweifelte Legende. Die Bekehrungsversuche der Missionare waren recht brachial. So setzte Gallus in Tuggen am Zürichsee einen heidnischen Altar in Brand. In Bregenz warf er Götterbildnisse in den Bodensee. Die Alemannen trachteten Gallus deshalb nach dem Leben. Er zog sich in den Arboner Forst über dem Bodensee zurück, wo er sich um 612 eine Eremitenzelle erbaute. Dort starb Gallus etwa drei Jahrzehnte später, sein Grab wurde zum Wallfahrtsort, seine Eremitenzelle zum Kloster. Unter seinem Nachfolger Otmar entstand dort St. Gallen.
Die Bären-Legende
Gallus wird oft zusammen mit einem Bären dargestellt. Die Legende berichtet, dass der Heilige einst einem Bären befohlen hatte, Holz fürs Feuer und den Bau einer Zelle herbeizuschaffen. Er werde alle Tage Brot erhalten, wenn er wilde Tiere abwehre. Der Bär als Emblemtier des heiligen Gallus ziert viele ihm geweihte Kirchen und auch Wappen, darunter die Städte St. Gallen sowie beide Kantone Appenzell. In der Kathedrale von St. Gallen werden auch die Reliquien des Heiligen aufbewahrt.
Die künstlerische Verarbeitung
Gallus und Fridolin schmücken zahlreiche Wand- und Altarbilder. Ein schönes Beispiel ist der Retabel, der um 1535/40 ursprünglich zur Innenausstattung der St. Martinskirche in Meßkirch entstand. In Meßkirch residierte Graf Gottfried Werner von Zimmern, dessen Familie während der Reformation sich weiter zum Papst und der römischen Kirche bekannte. Der „gottsförchtige und vil bettende herr“ beauftragt einen Künstler, die Stiftskirche St. Martin mit Altären auszufüllen. Da der Name des beauftragten Malers nicht bekannt ist, wird er Meister von Meßkirch genannt. Erst 2018 widmete ihm die Staatsgalerie Stuttgart eine große Ausstellung.
Das Altargemälde
Der Meister malte Gallus und Fridolin auf den auf Außenseiten der Drehflügel des Versuchungsretabels. Die Heiligen sind als Benediktiner gekleidet – der heilige Otmar, der 747 erstmals als Abt von St. Gallen erwählt wurde – gab dem Kloster die Benediktinerregel. Beide Altäre wurden in den 1730er Jahren während der Barockisierung von St. Martin ausgelagert und schließlich an Joseph Laßberg (1770 bis 1855) auf die Burg Meersburg verkauft. Nach einem regen Briefwechsel erwarb sie der St. Galler Bischof Carl Johann Greith (1807 bis 1882), um sie testamentarisch der Bistumspflege zu vermachen