Nichts tun kommt für Paul Maier aus Wutöschingen seit jeher nicht in Frage. Schon während seiner Berufszeit war er ehrenamtlich aktiv – und das nunmehr seit 40 Jahren. Der pensionierte, früher selbstständige Malermeister renoviert jedes Jahr christliche Symbole. Sein jüngstes Projekt: Holzkreuze auf dem Friedhof des Klosters Marienburg im Wutöschinger Ortsteil Ofteringen.
Den letzten Frieden wahren
Paul Maier ist Malermeister in Rente. Soweit es seine Gesundheit ermögliche, wolle er aktiv bleiben, versichert er im Gespräch mit dem SÜDKURIER vor Ort, im Kloster Marienburg. Zuvor hatte er sich mit einem Schreiben an unsere Zeitung gewandt. Erst kürzlich hat er vier Holzkreuze, kunstvoll gedrechselt aus Eichenholz, renoviert. Sie stehen auf dem Klosterfriedhof Marienburg Ofteringen und sollen den letzten Frieden der Verstorbenen wahren.
Gemeinsam mit Pfarrer Boll
Das ist sein Anliegen und seine Überzeugung: „Menschen, die besonders um das Wohl für ihre Mitmenschen gelebt haben, darf man nicht vergessen.“ Gemeinsam mit Pfarrer Karl Boll (93), der seinen Altersruhesitz im Ofteringer Kloster hat und noch immer täglich die Messe liest, möchte er an die Verstorbenen erinnern.

Sie haben im Kloster Ofteringen gewirkt und sind hier begraben:
Ausbildung für das eidgenössische Diplom
Bereits während seiner Ausbildung zum Maler hatte Paul Maier sein Vorbild kennengelernt: Seinen damaligen Lehrherrn. „Mein Chef hatte jedes Jahr irgendwo etwas umsonst gemacht. Da dachte ich mir, wenn ich selbständig bin, mache ich das auch“, beschreibt Maier. Während seiner Ausbildung für das eidgenössische Diplom zum Malermeister durchlief er die Betriebsfachschule in Rapperswil und die Kunstgewerbeschule in Bern.
Architekt drängt ihn zur Selbstständigkeit
Was seine Selbstständigkeit betrifft, gibt er heute zu: „Ich habe wenig Mut gehabt.“ Aber als ein Architekt nur unter der Voraussetzung mit ihm habe arbeiten wollen, wenn er ein eigenes Geschäft führe, habe sich Maier dazu entschlossen, sich selbstständig zu machen. Mit 66 ging er schließlich in Rente und schloss seinen Betrieb.
23 Freiwillige renovieren Klosterkirche
Er ist bis heute aktiv, um besonders die christlichen Symbole zu erhalten. Auch vor Großprojekten hat er sich nicht gescheut. 2015 habe er mit weiteren Helfern die Ofteringer Klosterkirche ehrenamtlich renoviert. Er erinnert sich: „Insgesamt 23 freiwillige Helfer waren wir. Wir sind von den Schwestern köstlich verwöhnt worden, und Pfarrer Boll hat uns bestens unterhalten.“

Auch Kriegsgräber im Elsass
Maier richtete den Fokus nicht nur auf Wutöschingen. Er reiste auch und machte das, was er am liebsten tut: renovieren. Wo immer er etwas entdeckt hatte. Manchmal war er alleine unterwegs, manchmal mit Zimmermeister Werner Huber. Er renoviert Kriegsgräber im Elsass, das Kreuz in Aispel. Pfarrer Boll habe er kennengelernt, als er die Kriegskreuze in Degernau renoviert habe.
Frau Elfriede fertigt eine Skulptur
Auch seine Frau Elfriede habe immer geholfen. Sie habe 2003 eine Skulptur für die Apolloniakapelle in Nöggenschwiel angefertigt. Maier erzählt: Sie habe Gott versprochen, eine Skulptur anzufertigen, wenn ihr Bruder gesund werde. Die beiden sind heute glückliche Eltern und Großeltern von zwei Söhnen und einer Tochter sowie neun Enkelkindern.

„Ich bin oft mit dem Fahrrad unterwegs, ich sehe viel“, sagt der Rentner. Beim Blick in seine Vergangenheit erinnere er sich gerne an die letzte Priorin im Kloster Marienburg, Schwester Ancilla (1935 bis 2014). Sie habe folgenden Spruch für Paul Maier parat gehabt: „Paul, mach‘ dir keine Sorgen, dich hole ich mit dem Seil in den Himmel.“
Gefährliche Mission in Libyen
Maier bereiste auch ferne Länder. In Libyen habe er 1988 eine Bank renoviert. Was nicht ganz ungefährlich gewesen sei. „Ich bin heute immer noch froh, dass ich damals unbeschadet zurückgekommen bin.“ Einige Wochen später sei Tripolis bombardiert worden. Ein bisschen Stolz schwingt in seiner Stimme mit: „Aber die Bank ist stehengeblieben.“ Insgesamt acht Einsätze als Entwicklungshelfer brachten Maier unter anderem nach Belgrad und Moldavien. Sein letzter Einsatz war in Kambodscha. Maier: „Da war es nicht schön, da konnte man nicht laufen, weil überall Minen gelegen sind.“
Das schönste Ostern in Belarus
In Belarus habe er sein schönstes Osterfest gefeiert. Er erinnert sich: „An Ostern bin ich in die Kirche gegangen. Weil ich die russischen Schilder nicht lesen konnte, wusste ich nicht, wann Gottesdienst ist. Also war die Kirche leer. Ganz alleine in der Ecke hat ein junges Mädel ganz hoch gesungen, ich habe nur das Wort Christus verstanden. Danach hatte ich Hunger und habe die bunten Eier gesehen. Eine Ordensschwester kam, ging mit mir raus und sagte ´njet´. Sie ging und kam nach einer Weile wieder und gab mir einen Sack mit 13 Eiern. Später hat sie mich in der Stadt an meiner roten Hose wiedererkannt und immer gegrüßt.“
Gerne zeigt er heute die von ihm renovierten Kreuze. Er will die Augen weiterhin offen halten. Wenn er etwas entdeckt, nimmt er sich der Sache an.