Mit dem symbolischen Spatenstich begannen im Herbst 2018 die Erschließungsarbeiten für die Erweiterung im Gewerbepark „Markwiesen-Markäcker II“ im Ortsteil Horheim. Zeitgleich wurde die neue Anbindung an die B 314 gebaut. Die Arbeiten umfassten einen Zeitraum von rund 15 Monaten.

Der Kostenrahmen lag bei rund 5,5 Millionen Euro, allein die Anbindung kostete laut Bürgermeister Georg Eble rund 1,9 Millionen Euro. Schon 2018 ab sich der Schultheis skeptisch, ob das Abbiegen Richtung Lauchringen ohne Ampelanlage praxistauglich sei: „Täglich werden auf der B 314 in diesem Abschnitt 14.000 Fahrzeuge gezählt“, sagte Eble vor gut drei Jahren.

Inzwischen ist diese neue Ein- und Ausfahrt in das Gewerbegebiet zwischen Horheim und Lauchringen seit gut einem Monat in Betrieb – und sie wird rege genutzt. Allerdings bisher eher von ortskundigen Auto-, Kleintransporter- und Lastwagenfahrern, wie die rund einstündige Beobachtung durch den Schreiber dieser Zeilen zeigte. Wir fragten bei Behörden, Unternehmen und Bürgern nach, welche Erfahrungen sie bisher machten.

Leerrohre für Ampelanlage
„Sowohl dem Landratsamt Waldshut als auch dem Polizeipräsidium Freiburg liegen bislang keine Rückmeldungen von Unternehmen bezüglich der neuen Ein- und Ausfahrt zur B 314 vor“, erklärt Tobias Herrmann, Pressesprecher des Landratsamts Waldshut.

Aus Sicht der Behörden habe sich die neue Ausfahrt in der kurzen Zeit seit ihrer offiziellen Freigabe bewährt: „Dem Landratsamt Waldshut sind bislang keine Probleme beim Abbiegen Richtung Lauchringen (Westen) bekannt. Auch ein bewusstes Ausweichen der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf die alte Ausfahrt Richtung Lauchringen konnte in den letzten Wochen nicht festgestellt werden.“
Sollte sich dies ändern, kann auf die bereits bei der Planung vorgesehene Infrastruktur zurückgegriffen werden. Der Bau einer Ampelanlage wurde früh thematisiert, der Bedarf wurde von Seiten des Regierungspräsidiums Freiburg jedoch verneint.

„Falls notwendig, könnte der Bau einer Lichtsignalanlage zügig erfolgen, da vorsorglich bereits Leerrohre für eine Ampelanlage verlegt worden sind“, erklärt Tobias Herrmann. „Eine Kreisverkehrslösung wurde diskutiert, aber ausgeschlossen“, erklärt Wutöschingens Bürgermeister Georg Eble.
Noch keine Erkenntnisse über Nutzung der Ausfahrt
Auch im Wutöschinger Rathaus sind bisher keine Rückmeldungen der im Gewerbegebiet ansässigen Firmen eingegangen. „Das ist noch zu früh“, betont Eble.
„Es gibt auch noch keine Erfahrungswerte, inwieweit sich die neue Anbindung auf einen Rückgang der Nutzung des Knotenpunktes Horheim auswirkt“, sagt er weiter. Bislang habe er auch noch keine Erkenntnisse, inwieweit die neue Anbindung von Einwohnern aus Schwerzen und Horheim als Abkürzungsstrecke Richtung Waldshut-Tiengen und umgekehrt genutzt werde.

Auch Eble setzt auf eine Ampelanlage, war das Verkehrsaufkommen steigt und das Abbiegen schwierig wird. Das könnte spätesten der Fall sein, wenn die Planungen für den weiteren Abschnitt zwischen Bahntrasse und B 314 für den Bereich „Markwiesen-Markäcker III“ umgesetzt werden. „Da stecken wir aber noch ganz in den Anfängen“, sagt Georg Eble.
Gewerbegebiet Ost noch nicht in Navigationssystemen

Wilfried Rapp, Geschäftsführer (CEO) bei Stobag Alifinish, erklärt, dass in diesem Unternehmen täglich etwa 30 Lastwagen abgefertigt werden. „Hiervon stammt ein Großteil aus dem Ausland bei denen die Fahrer mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut sind und nach Navi fahren.“
Die neue Ausfahrt sei in vielen Navigationssystemen noch nicht aktiv. Ortsunkundige Fahrer würden die neue Ein- und Ausfahrt nicht nutzen: „Das wird sich in absehbarer Zeit ändern“, ist sich der Geschäftsführer sicher.
Der Hausspediteur nutze die neue Ein-/Ausfahrt bereits zum großen Teil. Trucker Fahrer, die in Richtung Lauchringen (Westen) ausfahren, würden allerdings die alte Ausfahrt nutzen, um die Bundesstraße nicht überqueren zu müssen. „Um bei der neuen Ausfahrt das Linksabbiegen Richtung Lauchringen besser zu ermöglichen, könnte eine Ampelsteuerung helfen.“

Rapp stellt fest, dass es seltener zu Rückstaus an der alten Ausfahrt auf die B314 komme, da hier inzwischen weniger Lastwagen links abbiegen und damit die Ausfahrt blockieren. Verbesserungspotenzial sieht er auch bei der Beschilderung: Fahrzeuge aus Richtung Wutöschingen werden ins Ortszentrum von Horheim ausgeleitet. „Hier könnte ein Schild auf die neue Einfahrt hinweisen.“

Gaby Schilling, Leitung Finanz- und Rechnungswesen und Mitglied der Geschäftsleitung bei Schilling Engineering, erklärt, dass sie keine direkte Rückmeldung von Fahrern bezüglich der neuen Einmündung zur B314 erhalten habe. Ein Grund könne die Sprachbarriere sein. Durchschnittlich würden bis zu 15 Lastwagen be- und entladen.
„Die neue Ausfahrt wird gerne von unseren Mitarbeitern genutzt, vor allem von Mitarbeitern, die von Westen morgens anfahren oder bei der Heimfahrt nach Osten, um im Stoßverkehr nicht die Straße überqueren zu müssen“, berichtet Gaby Schilling. Die Ausfahrt bei der Tankstelle werde aus diesem Grund auch von Lastwagenfahrern gerne genutzt – gerade in Hauptverkehrszeiten.
Für Einwohner neue Anbindung zu weit weg

Mirko Sigloch, Einwohner von Horheim, sagt: „Die Ausfahrt im Gewerbepark ist noch zu neu, um eine Einschätzung über weniger Lastwagenverkehr an der Ecke zur Bahnhofstraße abgeben zu können. Was ich toll finde ist, dass die Grundschüler der Auwiesenschule auf dem Schulweg vielleicht bald mit weniger Lastwagen konfrontiert werden. Ich selber habe die neue Ausfahrt bisher noch nicht genutzt.“

Ruth Becker hat „bisher nicht darauf geachtet, ob die Ausfahrt bei der Tankstelle weniger genutzt wird“. Die neue Ausfahrt im Gewerbegebiet zu nutzen sei viel zu umständlich: „Da bin ich bei der alten Ausfahrt schon längst draußen, bis ich durchs Gewerbegebiet gefahren bin. Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich aber, dass viele über Schwerzen nach Wutöschingen fahren, um die B314 nicht überqueren zu müssen.“