Ohne Lobby und Berufsverband im Rücken müssen viele Selbstständige weiterhin auf die Erlaubnis zur Öffnung warten. Auch Sabrina Herosé musste ihr Kosmetikstudio zum 1. November schließen. Die ausgebildete Kosmetikerin hat sich auf Medical Beauty spezialisiert, beispielsweise für Kunden mit Akne, nach Chemotherapien oder mit Hormonstörungen. Vier Kolleginnen arbeiten freiberuflich in ihren Behandlungsräumen mit. „Ich schlafe schlecht. Wie die Zukunft aussieht, mag ich mir gar nicht vorstellen.“ Es habe bis in den Herbst gebraucht, die Umsatzeinbußen des ersten Lockdown auszugleichen.“ Immer noch sind körpernahe Dienstleistungen bis auf wenige Ausnahmen nicht erlaubt, ein Ende ist für Herosé nicht absehbar: „Ich fürchte, dass es noch bis zum Sommer dauern wird.“

Mehr als dekorative Kosmetik

Das Argument, Gesundheit gehe vor Schönheit, kann die Kosmetikerin nicht nachvollziehen: Zum einen dürfen Friseursalons seit dieser Woche wieder öffnen und zum anderen bietet die ausgebildete Kosmetikerin weitaus mehr als dekoratives Make-Up und Maniküre an: „Zu mir kommen Menschen nach einer onkologische Behandlung, Menschen mit starker Akne oder auch Hormonstörungen.“ Oft schließe sich die langfristigere Behandlung bei der Kosmetikerin an eine ärztliche Therapie an, etwa wenn die Haut nach einer Chemotherapie besonderer Pflege bedarf.

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Mit ihren Kunden sei sie in Kontakt und wisse, wie groß das Leid sei, wenn etwa bei starkem Haarwuchs im Gesicht, Verbrennungsnarben oder tiefliegenden Hautentzündungen nicht geholfen werden könne. „Wir hatten schon immer sehr hohe Hygienestandards, die nach dem ersten Lockdown noch verschärft wurden: FFP2-Maske, Gesichtsschild und Einmalmaterialien für jeden Kunden,“ erklärt Herosé. Trotz der Mehrkosten von rund 20 Euro pro Kunde wäre sie gerne für ihre Kunden da. „Doch all das wird nicht gesehen, wir haben keine Lobby“, so Herosé mit deutlicher Frustration.

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Auf die Auszahlung der Coronahilfen wartet Herosé trotz Beantragung im November und Dezember noch immer. Das gilt sowohl für die Bundeshilfen als auch für die vom Landratsamt zugesagte Unterstützung: „Ende November habe ich beim Landratsamt meinen Antrag eingereicht – erst jetzt habe ich die Nachricht bekommen, mein Antrag werde bearbeitet. Man wird einfach hängen gelassen.“ Aktuell bleibt der selbstständigen Unternehmerin nur von ihren Rentenrücklagen zu leben. „Ob ich diese wieder auffüllen kann, weiß ich nicht“, so Herosé. Zwei Bekannte von ihr hätten bereits aufgegeben: „Eine Freundin hat sogar ihr Haus verloren.“ Und selbst, wenn Kosmetikstudios bald wieder öffnen können, könnte die Hürde für manchen zu hoch sein: „Ich musste letztes Jahr alle meine Pflege- und Behandlungsmittel entsorgen. Vieles ist nur kurz haltbar und muss steril sein. Für die Neuanschaffung rechne ich mit einer Investition von 2000 bis 3000 Euro.“