Maria Schlageter

Es gibt ein Eckhaus an der Kreuzung Hauptstraße/Waldstraße, über das die Wehrer aus irgendeinem Grund gerne in einer Vergangenheitsform reden: „Da, wo früher mal der Quelle-Laden, oder die Fahrschule drin war“. Die älteren Generationen dürften so etwas sagen, wie „Da, wo ganz früher der Stächelin drin war.“

Hier hat alles angefangen: 1921 eröffnete Josef Stächelin sein Geschäft in der Hauptstraße 20. Die Aufnahme zeigt den Laden an ...
Hier hat alles angefangen: 1921 eröffnete Josef Stächelin sein Geschäft in der Hauptstraße 20. Die Aufnahme zeigt den Laden an Fronleichnahm in den 1950er Jahren. | Bild: Stächelin

Denn vor fast genau 100 Jahren, am 31. August 1921, eröffnete Josef Stächelin in eben diesem markanten Haus in der Hauptstraße sein Geschäft. Heute steht sein Urenkel Lee Stächelin auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Gelände in der weiter östlich gelegenen Austraße und führt das unternehmerische Erbe fort.

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Aber nicht nur der Standort hat sich seit der Gründung geändert. Die Stächelins, die heute sofort mit der Automarke Opel in Verbindung gebracht werden, haben kleiner angefangen. „Mein Großvater hat damals Ersatzteile und Nähmaschinen verkauft“, erzählt Klaus Stächelin, der das Autohaus gemeinsam mit seinem Bruder bis 2018 in der dritten Generation geführt hat.

Prägende Figuren des Autohauses Stächelin: Der langjährige Werkstattmeister Herbert Kromer (links) mit Erich Stächelin Senior im Jahr 1991.
Prägende Figuren des Autohauses Stächelin: Der langjährige Werkstattmeister Herbert Kromer (links) mit Erich Stächelin Senior im Jahr 1991. | Bild: Stächelin

Dass er, genauso wie sein Sohn Lee, mit dem Autohandel aufgewachsen ist, hat einiges mit seinem Vater Erich zu tun. Er hat die Firma zusammen mit seiner Frau Irmgard über viele Jahrzehnte mit seiner kaufmännischen und gesellschaftlichen Persönlichkeit geprägt.

Als Sohn des Gründers ist er in den 1950er Jahren in das Geschäft mit eingestiegen, erkannte das Marktpotenzial der zunehmenden Mobilität und fokussierte sich zunächst auf Fahrräder, schließlich auf Automobile. „Über der damaligen Werkstatt hat mein Vater sogar eine Fahrschule gehabt“, erinnert sich Klaus Stächelin an die Zeit vor dem Umzug in die Austraße 1972. Die Umsiedlung auf die andere Seite der Wehra hatte vor allem praktische Gründe: Der Platz wurde eng und in der Austraße besaß die Familie eigenes Bauland.

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Mit seinem nun 100-jährigen Bestehen stehe das familiengeführte Autohaus für Kontinuität. „Das gilt auch für unsere Mitarbeiter, die immer viele Jahre bei uns waren“, unterstreicht Klaus Stächelin. Für ihn selbst hat sich die Frage nie gestellt, beruflich andere Wege zu gehen. Sein Sohn Lee hingegen hatte alle Optionen offen und hat sich vor drei Jahren trotzdem für den Familienbetrieb entschieden. „Autos waren schon immer meine Leidenschaft. Was gibt es Besseres als das zum Beruf zu machen?“, fragt Lee Stächelin, der ausgebildeter Automobilkaufmann ist und ein BWL-Studium abgeschlossen hat.

Eröffnung des neuen Standorts in der Austraße 1972.
Eröffnung des neuen Standorts in der Austraße 1972. | Bild: Picasa

Er tritt in große Fußstapfen, tut das aber ambitioniert. Er weiß um die Dynamiken in seiner Branche. „Das Internet ist maßgeblich geworden. Heute kommen die Leute von überall her, um ein bestimmtes Modell zu kaufen. Und auch die Mobilitätswende spüren wir definitiv,“ sagt Lee Stächelin. Für die kommenden Jahre will er das, was mit seinem Urgroßvater vor 100 Jahren begann, nicht einfach nur fortführen, sondern auch wachsen lassen.

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