Nur wenige Monate nach dem plötzlichen Tod von Allgemeinmediziner Hussam Abbasi wurde jetzt ein Nachfolger gefunden. Hanspeter May übernimmt zusätzlich zu seiner Praxis in Steinen die Hausarztpraxis in der Villa Rupp.
Gut zehn Jahre hatte Hussam Abbasi als Allgemeinmediziner in der Villa Rupp gearbeitet. Im Oktober 2022 verstarb der beliebte Arzt unerwartet und hinterließ nicht nur menschlich eine Lücke, so Bürgermeister Michael Thater. Dass nun innerhalb weniger Monate ein Nachfolger gefunden werden konnte, sei ein absoluter Glücksfall.
Arzt praktiziert nur nachmittags in Wehr
Über persönliche Kontakte von Praxismitarbeiterin Monika Kaiser und Frau Abbasi seien sogar zwei Kandidaten in der engeren Auswahl gewesen, so Thater weiter. Mit Hanspeter May wurde sich für einen etablierten Hausarzt aus der Region entscheiden. Die Versorgung in der Nachbargemeinde bleibt aber gesichert, denn: „Wir werben uns die Ärzte nicht ab“, betonte Thater. Und so wird May nun an beiden Standorten tätig sein, vormittags in Steinen und nachmittags in Wehr.
Eine große Arbeitsbelastung, aber euch eine spannende Herausforderung, so May: Nach einem Gespräch mit Monika Kaiser habe ihn der Gedanke, die Praxis zu übernehmen, nicht mehr losgelassen.
Arzt betreut auch Menschen im Pflegeheim
Für die Auswahl gab es seitens der Stadt zwei wesentliche Kriterien: Dass es weiterhin einen Ansprechpartner für die arabisch sprechenden Wehrer gebe. Für neu zugezogene Menschen und ältere Bürger, welche nicht gut deutsch sprechen kann Nada Mrad zukünftig übersetzten. Die Mitarbeiterin der Praxis Abbasi wird zusammen mit ihrer Kollegin Monika Kaiser weiterhin in der Praxis tätig sein.
Zweites Kriterium sei die Betreuung der Bewohner des benachbarten Pflegeheims. Dies werde May in Zukunft zusammen mit der ebenfalls in der Villa Rupp ansässigen Praxis Boedecker übernehmen.
Ärztliche Versorgung braucht kommunale Unterstützung
Auch wenn mit Hanspeter May eine Versorgungslücke geschlossen werden konnte – die Suche nach neuen Ärzten für Wehr hat noch kein Ende. Denn wie viele Ärzte in Wehr ist auch May bereits über 60 Jahre alt. Bei einer 2019 durchgeführten Befragung gaben vier Wehrer Ärzte an, innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Ruhestand gehen zu wollen. Vier weitere Ärzte planen dies in den nächsten sechs bis zehn Jahren.

Dass die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen, sorge nicht nur für weniger Ärzte, sondern auch für einen höheren Bedarf. Hierauf zu reagieren sei eigentlich Bundesaufgabe: „Es wurde in den letzten zehn Jahren viel Zeit vergeudet“, so Thater.
Ärztehaus könnte zum Medizinischen Versorgungszentrum werden
Dazu komme, dass der medizinische Nachwuchs andere Anforderungen stelle: bevorzugt würden Angestelltenverhältnisse, mit der Möglichkeit zu Teilzeit und weniger Verantwortung und Bürokratie als es eine Einzelpraxis mit sich bringe. Genauso wie etwa der Breitbandausbau bleibe diese Aufgabe nun an den Kommunen hängen, so Thater.
„Wir müssen uns darauf vorbereiten. Wir legen das neue Ärztehaus darauf aus, dass es auch ein kommunales MVZ sein kann“, so Thater. Es werde bereits überlegt, ob man dieses medizinische Versorgungszentrum bei der Stadt oder der Bürgerstiftung ansiedeln solle. „Wir wollen das nicht, aber wir müssen“, so Thater. Bei einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) würde die Stadt nicht nur Vermieter, sondern auch Arbeitgeber der dort angestellten Ärzte und medizinischen Fachkräften sein.