Hans-Jürgen Hege

„Ich fahre gern Fahrrad. Und das am liebsten ganz schnell“, schmunzelt Kai Saaler, der bei seinen heißen Ritten auf Drahteseln Weltmeister- und Europameistertitel am Fließband sammelt und sich nun intensiv und überaus professionell auf eine Weltrekordfahrt ins Guinnessbuch vorbereitet. Am 19. Juni dieses Jahres schwingt sich der Mann, den nach eigenem Bekunden einige Zeitgenossen „für e bizzeli verrückt“ halten, beim Wehrer Stauwehr um 15 Uhr in den Sattel seines 6,1 Kilogramm leichten Hightechrades.

Mit elf Gängen fährt er in „sieben bis siebeneinhalb Minuten“ den „Zankhölzleweg“ 119 Höhenmeter rauf, wendet, fährt in zwei Minuten wieder runter und wiederholt die (Tor-)Tour auf seinem High-Tech-Mountainbike 24 Stunden lang mit dem Ziel vor Augen, den Weltrekord von 18 304 Höhenmetern in dieser Zeit zu knacken.

160 Berg- und Talfahrten in 24 Stunden

Hält er durch, werden am Tag darauf, also am 20. Juni um 15 Uhr 160 Berg- und Talfahrten hinter ihm liegen. Rein rechnerisch hat er dann 18 440 Höhenmeter bewältigt. Er war dabei dann auch tatsächlich „ganz, ganz schnell“. Denn laut eigener Schätzung wird die Durchschnittsgeschwindigkeit bei diesem Weltrekordversuch 60 bis 65 Kilometer pro Stunde betragen. Und das einen halben Tag, eine ganze Nacht und nochmals einen halben Tag.

Jetzt stellte er sein Projekt, das medien- und publikumswirksam auf Krankheiten wie MS oder AMS aufmerksam machen und dessen Einnahmen dem Selbsthilfeprojekt Amsel zugutekommen sollen, im Rathaussaal seiner Heimatgemeinde vor.

Vorgaben für Rekordversuch streng

Die Hürden im Genehmigungsverfahren mit verständnisvollen Forstbeamten und Mitarbeitern des Landratsamtes Lörrach seien inzwischen genommen. Und den Rekordversuch habe er bei Guinness angemeldet. Derzeit werden die Anforderungen der Rekordwächter umgesetzt, die da sind: „Die Strecke muss auf den Zentimeter genau vermessen werden, Watt-Messungen müssen stattfinden, ein Protokoll und über 24 Stunden Bild- beziehungsweise Videoaufnahmen gefertigt werden.

Außerdem müssen „öffentliche Personen“, in diesem Fall die Bürgermeister von Hasel und Wehr, den reibungslosen Ablauf der Fahrt bestätigen. In vier Wochen also ist es soweit. Inzwischen hat der 65 Kilogramm schwere Extremsportler, der bis zum Rekordversuch noch zwei Kilo „abspecken“ muss, alles mobilisiert, was in der Szene und auf lokaler Ebene Rang und Namen hat. Nicht nur die Kommunen Hasel und Wehr oder das Landratsamt und den Forst weiß er auf seiner Seite. Auch die Vereine hat er mit ins Boot gezogen.

Weltrekord und großes Fest

Am Starttag wird der Gesangverein bewirten, der Höhlen- und Heimatverein übernimmt die Bewirtung der Zuschauer am zweiten Tag. Livemusik stehe auf dem Programm, Gegrilltes, Gulaschsuppe und Kaffee und Kuchen, Wein und Bier. Natürlich mangelt es auch an Helfern nicht: Die Feuerwehr, das THW und der Forst Baden-Württemberg stehen mit ihrem Know-how Gewehr bei Fuß.

Und selbstverständlich werden sich auch die Kommunen nicht lumpen lassen, ihrem Lokalmatador beim Versuch, sich mit einem Mountain-Bike-Spenden-Marathon einen bleibenden Platz in den Annalen ihrer Gemeinden zu sichern, so weit es geht und soweit es erlaubt ist, unter die Arme zu greifen.“ Ob er es schafft, wird sich zeigen. Aber Kai Saaler sagt auch: „Aufgeben ist für mich keine Option.“ Und er zielt in Richtung der MS-Kranken, wenn er hinzufügt: „Es gibt Leute, die quälen sich Tag für Tag und geben ebenfalls nicht auf. Und das bewundere ich sehr.“