Der Babysafe mit dem jüngsten Nachwuchs liegt schwer auf dem Unterarm und stößt bei jedem Schritt gegen die Hüfte – blaue Flecken garantiert. Für manche Eltern ein bekanntes Szenario, doch Jenny Müller runzelt mit der Stirn, wenn sie daran denkt.

Denn es geht, wie sie sagt, auch viel einfacher. Jenny Müller ist Trageberaterin und steht Eltern mit Rat zur Seite.

So kam Jenny Müller auf das Thema Tragen

Nach der Geburt ihres dritten Kindes ist Jenny Müller auf Trageberatung gestoßen. Das Baby wollte immer nur getragen werden, doch Müller fand keine Hilfe oder Erklärung für die Nutzung eines Tragetuchs, wie sie sagt.

Tragehilfen können mit wenigen Knoten einfach befestigt werden.
Tragehilfen können mit wenigen Knoten einfach befestigt werden. | Bild: Svenja Gräfinger

Kurzerhand entschloss sich die gelernte Industriekauffrau aus Kadelburg selbst aktiv zu werden. Die Ausbildung zur Trageberaterin habe nur ein Wochenende gedauert, erzählt Müller. Immer wieder würden Weiterbildungen dazu kommen, doch besonders hilfreich sei die Unterstützung der Hebammenpraxis Drei in Lauchringen gewesen.

Irrtümer über das Tragen

Immer wieder stößt sie bei der Beratung auf die selben Fragen und Vorurteile. „Dass Kinder beim Tragen verwöhnt werden, ist ein Ammenmärchen“, sagt Müller. Es sei ein evolutionärer Instinkt, dass Babys beim Liegen schreien. So seien sie in der Vorzeit nicht vergessen worden, wenn ihre Eltern weitergezogen seien.

Wenn Kinder nur schreien gelassen werden würden, wirke sich das aber schlecht auf ihre Psyche aus. „Kinder erreichen einen Erschöpfungszustand und hören dann auf – aus Resignation“, beschreibt Müller.

Die Wickelkreuztrage ist eine beliebte Art, das Baby am Bauch zu tragen.
Die Wickelkreuztrage ist eine beliebte Art, das Baby am Bauch zu tragen. | Bild: Svenja Gräfinger

Beim Tragen bekämen sie alles zurück, was sie auch im Bauch erlebten: Wärme, Enge und den Herzschlag der Mutter. Und wenn die Kinder genug von der Trage hätten und laufen wollen, würden sie das zeigen.

Eltern, die von der dreifachen Mutter beraten werden, seien oft unsicher. Sie verließen sich nicht auf ihr Bauchgefühl, schildert die Trageberaterin. Müller will das fehlende Selbstvertrauen stärken. „Das ist Herzenssache“, versichert sie.

Dabei haben Eltern, die tragen wollen, schon das richtige Gespür. „Tragen soll das Leben der Eltern erleichtern“, ist besonders wichtig für Müller, wie sie sagt.

Das sollten Eltern beim Tragen beachten

Beim Tragen sollen die Tragenden laut Jenny Müller darauf achten, dass die Kinder gerade ausgerichtet sind und das Gesicht zum Tragenden ausgerichtet ist. Die Beine müssen frei von der Trage sein.

Bei jungen Kindern sollte das Tuch bis zur Hälfte des Schädels hochgezogen werden, um die Stabilität des Nackens zu gewährleisten. Sobald die Babys älter sind, könne das Tuch nach unten rutschen, um ihnen mehr Freiheit zu geben.

Verschiedene Arten des Tragens

Beim Tragen unterscheidet Müller zwischen Tragetüchern, die auf verschiedene Arten gebunden werden können, Tragehilfen, die mit wenigen Knoten gebunden werden und so genannten Fullbuckles, die mit Schnallen und Gurten festgezogen werden.

Ab dem vierten Monat empfiehlt die Trageberaterin das Tragen auf dem Rücken.

Ab dem vierten Monat empfiehlt die Trageberaterin das Tragen auf dem Rücken.
Ab dem vierten Monat empfiehlt die Trageberaterin das Tragen auf dem Rücken. | Bild: Katharina Vogelbacher

Von dieser Trage-Art lädt die Beraterin ab

Keine Option sind für Jenny Müller Bauchtragen bei denen das Gesicht des Kindes nach vorne gewandt sei. Diese Art von Trage hat in dem Film „Hangover“ Bekanntheit gefunden, sei aber sehr schlecht. Die Eltern würden das Gewicht des Traglings ins Hohlkreuz verlegen und die Kinder könnten sich nicht anschmiegen.

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