Nach dem feierlichen Tag der offenen Tür im Kornhaus am Sonntag, war tags darauf Katerstimmung angesagt. Denn: Zum dritten Mal musste sich der Gemeinderat mit einer Kostensteigerung des Projekts im sechsstelligen Bereich befassen. Dieses Mal ging es um 400.000 Euro. Damit summieren sich allein die Mehrkosten seit November auf 1,2 Millionen Euro.
Insgesamt läppern sich die Kosten damit auf 6,1 Millionen Euro. Und auch wenn etwa die Hälfte davon über Zuschüsse abgedeckt ist: Die Entwicklung der Baukosten in den vergangenen Monaten sorgen bei den Ratsmitgliedern zunehmend für Unmut. Dass es vielen inzwischen zunehmend schwer fällt, das Ganze mitzutragen, auch wenn es keine Alternative dazu gibt, zeigt das Abstimmungsergebnis von zehn Ja-Stimmen gegen vier Nein-Stimmen bei zehn Enthaltungen.
Erklärung für Entwicklung schwer verständlich
Dass Architekt Meinhard Jansen Schwierigkeiten hatte, die neuerlich aufgelaufenen Mehrkosten im sechsstelligen Bereich zu erklären, war der Akzeptanz der Problematik alles andere als zuträglich. Die Erklärungsversuche des Architekten Meinhard Jansen, wie es zu dieser erneuten Kostensteigerung kommen konnte, waren derweil nicht geeignet, Licht ins Dunkel zu bringen.
Demnach sei die im Januar präsentierte Aufstellung der Kosten lediglich eine „Hochrechnung“ gewesen, so Hansen. Damals hatte das Gremium es mit Mehrkosten in Höhe von 330.000 Euro zu tun bekommen. Inzwischen lägen in vielen Bereichen die Schlussrechnungen vor, Corona-bedingte Effekte fänden ihren Niederschlag.
Es seien aber auch infolge personeller Veränderungen Fehler bei der Rechnungsprüfung aufgetreten, räumte Hansen ein: „Die Mehrkosten hätten früher auffallen müssen.“
Gemeinderat kann erneute Zuspitzung nicht fassen
„Für mich ist es unvorstellbar, wie es dazu kommen konnte“, brachte Armin Arzner (CDU) die Verständnislosigkeit vieler Ratsmitglieder auf den Punkt. Bleibe eigentlich nur ein Rückschluss übrig: „Da wurde einfach die Arbeit nicht gewissenhaft genug gemacht“, so Arzners Einschätzung.
Auch Kai Uwe Zeitz (Freie Wähler) konnte sich eine derartige Zuspitzung nicht erklären: „Warum fällt das erst jetzt auf?“, lautete seine Frage, auf die allerdings keine plausible Antwort folgte. Für seinen Fraktionskollegen Jörg Holzbach liegt auf der Hand, dass die Planug vollkommen unsachgemäß gewesen sein müsse. Es müsse geklärt werden, wer hierfür verantwortlich sei.
Maximilian Wagner (CDU) konnte ebenfalls nur den Kopf schütteln: „Es ist ein Unding, dass ein Projekt so ausufern kann. Ich fühle mich richtig unwohl, derart mit Steuergeldern umzugehen.“ Aus unternehmerischer Sicht sei eine derartige Entwicklung kaum zu vertreten.
Hierzu musste Architekt Hansen einräumen, dass das Vorhaben auch für ihn selbst immer mehr zur Last werde: ‚Aufgrund der langen Dauer ist es längst nicht mehr auskömmlich.‘
Hochbauamtsleiterin: Aus Entwicklung Lehren gezogen
Aber sei dem, wie es wolle: Die Kosten seien alle plausibel und nachweisbar, der Gemeinderat habe also keine andere Wahl, als den Ausgaben zuzustimmen, sagte Oberbürgermeister Philipp Frank: „Bei allem nachvollziehbaren Unmut stehen dahinter heimische Unternehmen, für die wir auch eine Verantwortung haben.“
Immerhin hatte Hochbauamtsleiterin Urban auch noch gute Nachrichten im Gepäck: Nach derzeitigem Stand der Dinge seien keine nennenswerten Mehrkosten mehr zu erwarten. „Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt alle Schlussrechnungen der Gewerke vor“, schildert sie in der Sitzungsvorlage.
Außerdem seien aus den Vorkommnissen entsprechende Lehren gezogen worden: „Aktuell bauen wir Mechanismen auf, um zu verhindern, dass sich solche Dinge wiederholen.“