Vor 24 Jahren wurde Armin Arzner zum Ortsvorsteher von Oberalpfen gewählt. Dabei hätten, so erinnert er sich heute, auch praktische Erwägungen eine entscheidende Rolle gespielt. „Ich war der einzige in der Runde der neu gewählten Ortschaftsräte, der seinen Arbeitsplatz vor Ort hatte und der es sich zeitlich am besten einrichten konnte.“

Oft stünden Termine an, die tagsüber wahrgenommen werden müssten, Termine mit Vertretern der Stadt, mit den Baubehörden oder Besuche bei Jubilaren. Dabei verwies er auch auf die langjährige Tradition in seiner Familie, sich kommunalpolitisch zu engagieren.

Drillinge: Nur selten kommt es beim Milchvieh zu Drillingsgeburten. Ortsvorsteher Armin Arzner hatte das Glück, dass 2010 in seinem ...
Drillinge: Nur selten kommt es beim Milchvieh zu Drillingsgeburten. Ortsvorsteher Armin Arzner hatte das Glück, dass 2010 in seinem Stall „Tick“, Trick“ und „Track“ gesund zur Welt kamen. Mit im Bild die beiden Kinder Anna und Johannes. | Bild: Manfred Dinort

Gutes Nervenkostüm

Klar sei ihm auch gewesen, dass er für dieses Amt ein gutes Nervenkostüm benötige, aber das sei auch bei jedem Vereinsposten so, wenn man vorne dran stehe und Verantwortung trage.

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Dabei sei ihm sein jugendliches Alter zugute gekommen, jedenfalls sei die Resonanz überaus positiv gewesen, viele Leute hätten es super gefunden, dass sich ein so junger Mann bereit erklärte, in dieses Amt einzusteigen. Jedenfalls habe er seinen Entschluss nie bereut, sich in der Kommunalpolitik und für sein Dorf zu engagieren. Unterstützung habe er auch bei der Stadt gefunden, bei seinem Amtsvorgänger Roland Arzner und den Mitgliedern des Ortschaftsrates, „wir waren immer bemüht, die Probleme gemeinsam zu lösen“.

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Er selbst habe stets die Ruhe bewahrt und er habe immer versucht, alles im Guten zu regeln. Daneben war Armin Arzner Mitglied des Narrenvereins, er engagierte sich viele Jahre im Jugendtreffpunkt, dem Oberalpfener „Wäschhüsle“, und er ist noch heute aktives Mitglied der Feuerwehr.

Nicht-historische Straßen

Aber seine Arbeit war nicht immer leicht. Vieles war zu Beginn seiner Amtszeit im Umbruch, es ging um die Kanalisation, den Straßenausbau, um historische und nicht-historische Straßen, um die Sanierung der Halle und des Wäschhüslis, um neue Baugebiete, um Hundekot und zuletzt um den Breitbandausbau.

Im Vordergrund stand zunächst der Ausbau der Ortsstraßen im Zuge der Kanalisationsarbeiten, die größtenteils 98/99 durchgeführt wurden. Das Problem dabei: Die Anlieger der nichthistorischen Straßen mussten, wie das in Neubaugebieten üblich ist, die Erschließungskosten selber bezahlen.

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Der Streit eskalierte, der Verwaltungsgerichtshof Mannheim wurde eingeschaltet. Auf dem Höhepunkt der Krise kam der zweite Senat des Verwaltungsgerichtshofes nach Oberalpfen, um sich vor Ort ein Bild zu machen und die rechtliche Seite zu klären.

Überschwemmungen

Im Sommer 2001 kam es in der Dorfmitte nach heftigen Regenfällen zu starken Überschwemmungen. Zunächst einigte man sich im Ortschaftsrat darauf, Röhren mit einem Durchmesser von 160 Zentimeter einzubauen, um das Wasser künftig problemlos unter den beiden Brücken und dem Anwesen des Reiseunternehmens Bächle ableiten zu können.

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Seitens der Stadt kam dann der Vorschlag ins Spiel, in der Dorfmitte ein Rückhaltebecken anzulegen, um das Wasser aufzufangen und über eine Regler-Anlage dosiert wieder abzugeben. Diese Planung wurde schließlich auch umgesetzt. Erfolgreich verlief der erste Probelauf: Nach kurzer Zeit war das Becken randvoll und das Wasser konnte danach wieder kontrolliert abgelassen werden.

Eigenleistungen

Und immer wieder kam es vor, dass der Ortschaftsrat selbst die Ärmel hochkrempeln musste, um dringende Arbeiten zu erledigen. Zum ersten Großeinsatz kam es bei der Renovierung des „Wäschhüsli“ mit der Sanierung des Daches, der Fassaden, der Fenster und Türen.

Jahre später, 2017, wurde auch der Bau einer neuen Toilettenanlage in Angriff genommen. Nach monatelangen Umbauarbeiten und umfangreichen Eigenleistungen konnte auch der Sitzungsraum im ehemaligen Rathaus fertiggestellt werden. Besonders gefordert war der Ortschaftsrat, als 2018 eine neue Akustikdecke in der Halle eingebaut wurde.

Auch die Montage der Schallschutzelemente auf der westlichen Seite wurde in Eigenleistung vorgenommen. Zu einem optischen Glanzlicht wurde das Holzrelief mit dem Oberalpfener Wappen am Giebel. Insgesamt ein Großprojekt, bei dem rund vierzig freiwillige Helfer zum Einsatz kamen.

Eigenleistung: Sanierungsarbeiten in der Oberalpfener Halle, die 2018 in Eigenregie durchgeführt wurden. Von links: Ortsvorsteher Armin ...
Eigenleistung: Sanierungsarbeiten in der Oberalpfener Halle, die 2018 in Eigenregie durchgeführt wurden. Von links: Ortsvorsteher Armin Arzner, Herbert Tröndle, Florian Schäuble, Manfred Butz, Birgit Ebner und Roland Baumgartner. | Bild: Manfred Dinort

Bauplätze, Straßen, Wege

Auch für die Schaffung neuer Bauplätze setzte sich Armin Arzner ein. So wurde 2009 das Baugebiet „Im Hausacker“ am oberen Ortsrand auf den Weg gebracht, das inzwischen erweitert wurde. In dem Zusammenhang wurden auch die beiden alten Wasserbehälter abgebaut und als Bauplätze erschlossen. Die Behälter wurden nicht mehr benötigt, da Oberalpfen seit 2015 sein Trink- und Löschwasser ausschließlich über die Gruppenwasserversorgung Höchenschwanderberg bezieht.

Jahrelang zog sich das Tauziehen um den Bau eines Gehweges am Ortsausgang Richtung B 500 hin, bis endlich mit dem Anlieger ein Kompromiss gefunden werden konnte. Nicht realisierbar war der Wunsch der Bürger, innerorts, auf der Kreisstraße 6365, Tempo 30 einzuführen.

Der Kindergarten

Sorgen bereitete auch immer wieder der Kindergarten, da die Kinderzahlen rückläufig waren und eine Schließung drohte. Für Entspannung sorgte die Zusammenlegung mit dem Kindergarten Schmitzingen am Standort Oberalpfen. Nicht zum Ziel kamen die Eltern, die sich eine Aufnahme der Kleinkinder wünschten. Dazu wäre der Anbau eines Ruheraumes vonnöten gewesen und das lehnte der Ortschaftsrat ab.

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Sachbeschädigungen und „Streiche“

Immer wieder hatte Armin Arzner Probleme mit Sachbeschädigungen. Einmal, das war in der Mainacht 2013, hatte sich eine junge Gruppe am Oberalpfener Buswartehäuschen vergangen und sich mit der Spraydose „künstlerisch“ betätigt. Ein klarer Fall von Sachbeschädigung. Die Gruppe hatte sich zu ihrem Werk bekannt und ein Foto ins Internet gestellt. Der Ortsvorsteher machte eine Runde durch den Nachbarort und klingelte an verschiedenen Haustüren. Die besagte Gruppe fand sich nochmals am „Tatort“ ein: Unter der Aufsicht eines örtlichen Malerbetriebs wurde das Häuschen gründlich abgeschliffen und neu gestrichen.

Dann, in der Mainacht 2018, wurden von Unbekannten alle Ortsschilder entfernt: Oberalpfen wurde zu einem namenlosen Dorf. Und wieder klopfte der Ortsvorsteher an einigen Haustüren im Nachbarort an, aber diesmal ohne Erfolg.

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Dann ging die Schildergeschichte in die nächste Runde: Die fehlenden Schilder wurden durch eine Spaßversion ersetzt. Armin Arzner reagierte frustriert: „Ich bin inzwischen von der Sache total genervt.“

Maigeister: So sahen 2018 die neuen Ortsschilder aus, die an den beiden Ortseingängen von Oberalpfen, aus Richtung Waldkirch und ...
Maigeister: So sahen 2018 die neuen Ortsschilder aus, die an den beiden Ortseingängen von Oberalpfen, aus Richtung Waldkirch und Unteralpfen, angebracht wurden. | Bild: Manfred Dinort

Fünfte Amtsperiode

2019 wurde Armin Arzner erneut zum Ortsvorsteher gewählt. Damit trat er seine fünfte Amtsperiode an. „Ich bin gerne Ortsvorsteher gewesen und ich habe in den 20 Jahren meiner Amtszeit viele schöne Erfahrungen gemacht“, sagte er in der konstituierenden Sitzung, im Beisein des neuen Oberbürgermeisters Philipp Frank.