Seit Monaten sind die Bauarbeiter auf der Baustelle des Anbaus des Schulanbaus der Grund- und Werkrealschule Gurtweil bereits kräftig bei der Sache. Nun hat das Projekt mit der feierlichen Grundsteinlegung auch seinen offiziellen Startschuss erhalten.
Es war gleichsam ein Moment, um Innezuhalten und die Bedeutung des mit elf Millionen Euro Investitionsvolumen aktuell größten Bauvorhabens zu würdigen. Derweil zwang die Realität des Baugeschäfts, das vor allem von der Witterung abhängig ist, zur kurzfristigen Umplanung.
Leichter Verzug auf der Baustelle tut Feier keinen Abbruch

Genau genommen waren die Wetterkapriolen von vergangener Woche der Grund dafür, dass die Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung in der Gemeindehalle über die Bühne gingen und nicht etwa auf der frisch betonierten Bodenplatte. Denn die Platte wurde zur Stunde der Feierlichkeiten gerade verlegt. Unentwegt verkehrten die Betontransporte an der Fensterfassade der Gurtweiler Halle vorbei, und legten Zeugnis davon ab, dass es auf der Baustelle vorwärts geht.
Dass sich die Verantwortlichen vor und hinter den Kulissen nun noch ausbremsen lassen, ist ohnehin keine Option. Denn dafür sei das Projekt zu wichtig und zu dringend, wie alle Redner während der Feierstunde betonten. Und dafür habe man den Tag der Grundsteinlegung nach annähernd dreieinhalb Jahren Vorbereitung und Planung zu sehr herbeigesehnt, wie Waldshut-Tiengens Oberbürgermeister Philipp Frank darstellte.

Dabei sei es ein Projekt, dass von Beginn an mit großer Einmütigkeit und viel Rückenwind vorangebracht worden sei, das auch vom Gemeinderat getragen und von allen beteiligten Instanzen mit viel Wohlwollen unterstützt worden sei: „Es ist ein Zeichen dafür, welchen Stellenwert Bildung bei uns auch im Kontext der vielen anderen kommunalen Aufgaben genießt“ , so Frank.
Angesichts bleibe vor dem Hintergrund der Schülerzahlen-Entwicklung auch wenig Alternative, als sukzessive in eine adäquate Schulinfrastruktur zu investieren. Dass von Seiten der Landesregierung die Bemühungen mit Zuschüssen in Millionenhöhe unterstützt werden. Aus Sicht des Staatssekretärs im Kultusministerium, Volker Schebesta, sei es schlicht unerlässlich „für eine gute Schule noch bessere räumliche Bedingungen zu schaffen“.
Denn um Schülern Wachstum zu ermöglichen, um den Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein und moderne Pädagogik umzusetzen, bedürfe es des dafür notwendigen Raums, so Schebesta. Und mit dem Erweiterungsbau könne die GWRS Gurtweil Vorgaben in Sachen Ganztagsbetreuung oder auch Digitalisierung der Angebote schon ein gutes Stück weit erfüllen, ehe diese dann zur Pflicht werden: „Der Schulstandort wird dadurch auf jeden Fall aufgewertet, auch wenn eine Investition im zweistelligen Millionenbereich für eine Stadt immer eine extreme Herausforderung ist.“
„Wert der Bildung ist von großer Bedeutung“
Aber die Bereitschaft, dieses Geld auszugeben, müsse eine Kommune schon im eigenen Interesse aufbringen, konstatierte derweil der Lörracher Schulamtsleiter Rudolf Schick: „Der Wert von Bildung ist kaum hoch genug einzuschätzen. Aber gute Bildung braucht auch gute und zeitgemäße Rahmenbedingungen.“ Das gelte für die GWRS Gurtweil ganz besonders, immerhin sei es die wichtigste Inklusionsschule im ganzen Landkreis Waldshut.
Hoch waren denn auch die Maßstäbe, die Architekt Jürgen Moser an die Planung des Gebäudes stellte. Zumal: „Die Architektur des Bestandsgebäudes setzt seit Jahrzehnten in Fachkreisen Maßstäbe.“ Theorie und Schulpraxis hätten hier in besonderer Weise zusammengefunden. Diesen Anspruch hätten die Planer auch an den Neubau geknüpft – es solle „ein dienendes, uneitles Gebäude“ entstehen, so Moser.
Diese Zielsetzung liegt im Übrigen auch der Schulleitung selbst am Herzen. Die Schaffung eines Lebensraums für Schüler, einen Ort, an dem sich Kinder entwickeln können, an dem sie ein zeitgemäßes Umfeld mit entsprechenden Voraussetzungen vorfinden – dieser Anspruch liege allen Überlegungen zugrunde, wie Schulleiter Bernhard Zimmermann darstellte. Und laut seiner Konrektorin Nathalie Rindt sei dieser Anspruch für Zimmermann seit jeher Antrieb Nummer eins: „Er kämpft für dieses Ziel seit langer Zeit mit ganzer Kraft.“ Der jetzige Startschuss zum Bau – es ist gewissermaßen die Krönung des langfristigen Einsatzes.
Diesen guten Wünschen schlossen sich auch die Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) und Felix Schreiner (CDU), sowie die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller an, die alle auf die Bedeutung des Projekts für den Schulstandort Gurtweil und die ganze Umgebung verwiesen.
Zeitkapsel wird ins Fundament eingebaut

„Es ist nicht die schönste Zeit, in der wir leben, aber es ist unsere Zeit“, konstatierte Bernhard Zimmermann. Den nachfolgenden Generationen einen Eindruck von dieser Zeit und den Lebensumständen zu vermitteln, war Aufgabe einer Projektgruppe um Lehrerin Sarah Bickert und Schulsprecher Jason Gnaedinger, die eine Zeitkapsel bestückt haben, die letztlich in eine Kammer im Fundament des Anbaus implementiert werden soll.
Diese enthält unter anderem Briefe der Unterstufe, ein aktuelles Foto des Lehrerkollegiums und einen USB-Stick mit Fotos und Videos aus dem Schulalltag. Was nachfolgende Generationen von den Aufnahmen halten – und ob sich die von den Schülern formulierten Wünsche und Hoffnungen erfüllen werden? Antworten darauf gibt es in frühestens 50 Jahren, so Bickert. Dann soll nämlich die Zeitkapsel aus ihrem Lagerprt geholt und der Inhalt untersucht werden.