Die Pläne, die der Salvatorianer-Orden mit dem Gebäudeensemble des Pater-Jordan-Hauses in Gurtweil verfolgt, sind beeindruckend und ambitioniert. Sie könnten aber vor allem auch zu einem Gewinn für die Gemeinschaft vor Ort und in der Gesamtstadt Waldshut-Tiengen werden. Davon ist der Gemeinderat überzeugt. In seiner jüngsten Sitzung fasste das Gremium mit einstimmigem Votum den Beschluss, das Vorhaben nach Kräften zu unterstützen und damit auch eine Förderung im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR) zu ermöglichen.
Was ist genau geplant?
Dass Gurtweil als Geburtsort des Ordensgründers der Salvatorianer, dem seligen Pater Franziskus Jordan, in der Welt des Ordens eine besondere Rolle spielt, hob Pater Piet Cuijpers, eigens aus Rom angereister Ordensvertreter, hervor: „Gurtweil genießt bei uns ein Alleinstellungsmerkmal und der Orden plant, sich hier auf sehr lange Zeit nieder zu lassen.“
Demnach wollen die Salvatorianer das Pater-Jordan-Haus sanieren und in ein Gemeinschaftszentrum umwandeln. Zusätzlich ist vorgesehen, das angrenzende Hausmeisterhaus auszubauen und hier ein Kloster einzurichten. Vier Ordensmitglieder werden hier leben und sich in der Gemeinschaft engagieren, so Pater Piet Cuijpers. Diese werden perspektivisch in der der geplanten neuen Großpfarrei als Seelsorger tätig sein, aber auch Schulunterricht in verschiedenen Fächern geben.
Konkret sieht die Planung vor, im Ortskern von Gurtweil ein gemeinschaftlich nutzbares Zentrum zu schaffen, wie Architekt Axel Völkle darstellte. Dazu zählt der Erhalt und die energetische Modernisierung der Bestandsgebäude. Der Vorplatz soll zu einer multifunktionalen Fläche werden, barrierefrei zugänglich und eingefasst von Pflanztrögen. Allein die Kosten für diesen Teilbereich beziffern die Planer auf etwa 2,5 Millionen Euro.

Wie kommt die Stadt hier ins Spiel?
Um die Kosten für diesen Umbau zu finanzieren sei angedacht, einen Förderantrag bei beim ELR zu stellen, schilderte Conrad Pahnke, bei der Stadtverwaltung zuständig für Grundstücke und Liegenschaften, dem Gemeinderat. Damit ließen sich Fördermittel in Höhe von bis zu 750.000 Euro erzielen.
Voraussetzung hierfür sei aber einerseits, dass die Stadt sich mit zehn Prozent an den Kosten des Vorhabens beteilige. Nach bisheriger Planung ginge es um höchstens 250.000 Euro. Andererseits müsse aber auch eine Nutzungsüberlassung des Eigentümers an die Stadt erfolgen, um eine „gemeinwohlorientierte, öffentliche Nutzung“ zu ermöglichen. Dem stehe nichts im Wege, zumal der Orden bereits signalisiert habe, dass er die Räumlichkeiten allenfalls zu zehn Prozent für eigene Zwecke zu nutzen gedenke.
„Die Verwaltung sieht hier eine große Chance, mit vergleichsweise wenig Mitteln ein für den Ortskern von Gurtweil positives und attraktivitätssteigerndes Projekt umzusetzen“, betonte Pahnke.
Wie positioniert sich der Ortschaftsrat?

„Bei den Möglichkeiten, die sich hier für eine Nutzung bieten, geht einem beinahe das Herz auf“, geriet Gurtweils Ortsvorsteher Claudio Helling beinahe ins Schwärmen. Am Ende stehe ein herausragendes Zentrum für den Ort und alle Bürger in Waldshut-Tiengen, denn es böten sich ungemein vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für kulturelle, gesellschaftliche und festliche Anlässe – und das alles für eine verhältnismäßig geringe Summe. „Das ist mit Sicherheit gut angelegtes Geld“, so Helling.
Daher unterstütze auch der Ortschaftsrat Gurtweil das Vorhaben einstimmig und beabsichtige sogar, dem Förderverein zum Erhalt des Pater-Jordan-Hauses beizutreten.
Wie bewertet der Gemeinderat das Vorhaben?
Aus dem Ratsrund gab es viel Beifall für das Projekt: „Es ist ein Gewinn für den ganzen Ortsteil“, sagte Nathalie Rindt (CDU). Der Orden haben Großes vor, das gelte es zu unterstützen. Ihr Fraktionskollege Philipp Studinger erklärte: „Hier fügen sich Dinge sehr gut zusammen. Ich freue michm dass eine kirchliche Institution zeigt, dass sie so weltoffen ist.
Seitens der Freien Wähler gratulierte deren Fraktionssprecher Harald Würtenberger allen Beteiligten zu dieser Planung, die „ein unheimlicher Mehrwert für den Ort werden kann“. Und auch Thomas Hilpert (FW) und Raimund Walde (FDP) schlossen sich den Freudensbekundungen an.
Auch Oberbürgermeister Martin Gruner betonte, die letztlich einstimmig getroffene Entscheidung zur Unterstützung des Vorhabens sei gut für die Stadt und „eine Chance für Gurtweil“.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Stadt wird nun einen entsprechenden ELR-Antrag stellen und die Eigenmittel einkalkulieren. Ausdrücklich begrenze sich das städtische Engagement auf die beiden Gebäudeteile des Pater-Jordan-Hauses, so Pahnke.
Für das geplante Kloster erwarten die Salvatorianer bereits im Laufe dieser Woche eine Baugenehmigung. Mit dem Bau solle dann umgehend begonnen werden. Der Bezug sei für nächstes Jahr geplant.