Frau Meyer-Schierholz, was gab den Anstoß für Ihre Israel-Reise im November und war es wegen Corona nicht recht kompliziert?

Ich wäre von mir aus nie auf die Idee gekommen, zu diesem Zeitpunkt eine solche Reise zu machen, aber Freunde, die Mitglied im Deutschen Verein vom Heiligen Lande sind, haben mich gefragt, ob ich sie begleiten möchte. Dieser Verein besitzt mehrere Pilgerstätten mit Übernachtungsmöglichkeiten in Israel. Ich war noch nie in Israel und ermuntert von meinem Sohn, habe ich schließlich diese einmalige Gelegenheit genutzt und bin mit meinen Freunden am 19. November geflogen. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber. Ich bin bereichert von dieser Reise zurückgekommen, aber es war wegen Corona schon auch sehr aufwendig, viele Papiere waren für die 14 Tage nötig. Deshalb waren auch nur wenige Touristen unterwegs, wir hatten immer viel Platz für uns und konnten ohne Wartezeiten alle biblischen Orte und heiligen Stätten besichtigen.

Wir feiern in ein paar Tagen die Geburt Jesu – Sie haben sicher in Bethlehem die Geburtskirche und damit den Geburtsort Jesu besucht, oder?

Ja, natürlich. Es war der Höhepunkt der Reise. Von Jerusalem sind wir mit dem Bus die rund elf Kilometer nach Bethlehem teilweise an der trennenden Mauer entlang gefahren. Der Bus war knackvoll, aber alle haben eine Maske getragen. Für das letzte Stück musste man ein Taxi nehmen. Dann standen wir plötzlich vor hohen hellen Mauern, und ich war einfach nur neugierig, was mich dahinter erwartet. Der erste Anblick entspricht nicht unseren Vorstellungen von einer Kirche, man sieht einfach nur die hellen Mauern und wundert sich über den kleinen Eingang.

Durch diesen, nur 1,50 Meter hohen Eingang, betritt man die Geburtskirche.
Durch diesen, nur 1,50 Meter hohen Eingang, betritt man die Geburtskirche. | Bild: Gerry Meyer-Schierholz

Er ist gerade mal 1,50 Meter hoch, man muss sich also bücken, Demut zeigen, um die Kirche zu betreten. Der Legende nach wurde der Eingang verkleinert, weil man verhindern wollte, dass die Mohammedaner mit dem Pferd in die Kirche hineinreiten.

Und was genau hat Sie hinter dem Eingang erwartet?

Man betritt zuerst einen Vorraum und kommt dann in eine riesige, fünfschiffige Basilika ohne Stühle oder Bänke. Vorne ist ein überbordend geschmückter Altar mit vielen Leuchtern und Weihrauchgefäßen. Meine Maske hat noch lange nach Weihrauch geduftet. Hinter dem prächtigen Altar steigt man eine Marmortreppe in die Grotte hinunter zur Geburtsstätte Jesu.

Diese Grotte (Geburtsgrotte) unter der Geburtskirche in Bethlehem gilt als Geburtsort von Jesus Christus.
Diese Grotte (Geburtsgrotte) unter der Geburtskirche in Bethlehem gilt als Geburtsort von Jesus Christus. | Bild: Privat

Rechts ist die griechisch-orthodoxe Geburtsstätte, in der es auf einem 14-zackigen Stern übersetzt heißt: „Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren“. Gegenüber ist die römisch-katholische Grotte, in der die Heiligen Drei Könige der Überlieferung nach das Jesuskind in der Krippe angebetet haben.

Was ging in Ihnen vor, als Sie an diesem Ausgangsort des christlichen Glaubens standen?

Es war schon ein beeindruckendes, außergewöhnliches Erlebnis an dem Ort eines Geschehens zu stehen, von dem aus eine Weltreligion ihren Anfang nahm und auf dem unsere westliche Kultur beruht. Ich bin christlich erzogen und kenne die Geschichten aus der Bibel.

Das Innere der Geburtskirche mit ihrem großen, fünfschiffigen Kirchenraum und dem prächtigen Altar.
Das Innere der Geburtskirche mit ihrem großen, fünfschiffigen Kirchenraum und dem prächtigen Altar. | Bild: Gerry Meyer-Schierholz

Ich habe den Besuch der heiligen Stätten als eine Bestätigung und Vertiefung meiner christlichen Erziehung empfunden. An den Orten zu sein, an denen Jesus vor fast 2000 Jahren gelebt und gewirkt hat, ist einfach sehr beeindruckend. Egal, ob und an was man glaubt, jeder sollte ein Mal in seinem Leben die heiligen Stätten in Israel besucht haben. Es macht etwas mit einem.

Wo waren Sie außer Bethlehem noch überall?

Wir wohnten sieben Tage in Jerusalem. Die Stadt ist viel größer als ich gedacht hatte. Sie erstreckt sich über mehrere Hügel und alle Gebäude sind aus hellem Kalkstein. Wir wohnten in einem sehr großen Haus, das ebenfalls dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande gehört, dem meine beiden Freunde angehören. Es war bombastisch. Wir wohnten zu dritt alleine in dem Haus. Der Leiter ist ein Alttestamentler, das heißt, ein Theologe. Er hat uns sachkundig durch das alte Jerusalem geführt. Wir haben alle heiligen Stätten besichtigt und waren auch auf dem Tempelberg. Ich hatte wirklich den Eindruck, in einer heiligen Stadt zu sein. Acht weitere Tage waren wir an verschiedenen Orten am See von Genezareth.

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Können Sie uns von diesen Orten noch etwas mehr erzählen?

Wir wohnten in Tabgah am See Genezareth, in dem die wundersame Brotvermehrung durch Jesus stattgefunden haben soll. Die Brotvermehrungskirche erinnert daran. Gewohnt haben wir in Tabgah in einem Pilgerheim. Das klingt bescheiden, aber das Heim war sehr luxuriös mit Bad, Dusche und Seesicht. Es hatte immer so zwischen 24 und 28 Grad, wir waren umgeben von Plantagen mit Grapefruits und Apfelsinen. Man konnte sie von den Bäumen pflücken. Ich habe mich ein bisschen wie im Paradies gefühlt. Sehr besonders war für mich auch der Besuch des Bergs der Seligpreisungen. Dort soll Jesus seine berühmte Bergpredigt gehalten haben. Wir haben uns an den Fuß des Bergs gesetzt und uns gegenseitig die Bergpredigt vorgelesen, das war sehr stimmungsvoll und ergreifend. Wir haben noch viele andere Orte besucht, die man von der Bibel her kennt. Wie die „Taufstelle“ des Johannes im Jordan, wo sich Leute heute einen weißen Umhang umlegen und ein Mal komplett untertauchen. Ich habe mich aber nur mit Wasser besprengt.

Israel ist politisch ein unruhiges Land – wie haben Sie allgemein die Stimmung dort erlebt?

Überall ist Militär und Polizei. Als wir mit dem Bus von Bethlehem zurück nach Jerusalem kamen, wurden von allen im Bus die Pässe kontrolliert von Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag. Das war eine unheimliche Situation. Eine ständige Angst und Spannung ist zu spüren.

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Sie sind vielen auch als Autorin von Unterhaltungsbüchern bekannt, können Sie sich vorstellen, auch ein Buch über Ihre Israel-Reise zu schreiben?

Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich das nicht vor, weil ich gerade an meinem vierten Buch arbeite. Es hätte eigentlich noch vor Weihnachten fertig sein sollen, aber die Reise kam dazwischen. Das möchte ich zunächst fertig schreiben, dann sehen wir weiter.

Das Neue Jahr steht vor der Türe – was wünschen Sie sich für sich und alle?

Gesundheit, Zuversicht und Frieden!