Zum zweiten Mal in diesem Jahr bekommen die Gastronomen in Waldshut-Tiengen die volle Wucht eines Lockdowns zu spüren. Das sagen Daniel Rönnau (Hotel und Restaurant „Waldshuter Hof“, Waldshut) und Matthias Maier (Hotel und Restaurant „Bercher„, Tiengen) dazu.
Daniel Rönnau, „Waldshuter Hof“
„Die Schließung kann ich nicht nachvollziehen, da wir sehr gute Maßnahmen ergriffen haben, um unsere Gäste zu schützen.“ Allerdings sei ein konsequentes Schließen besser, als das, was er in den vergangenen Wochen erlebt habe, erklärt Rönnau. Die Kunden seien schlicht und einfach verunsichert gewesen.

Die Folge: Der Umsatz im Restaurant sei von vorletzter zu vergangener Woche um 80 Prozent eingebrochen. Eine Mitschuld daran gibt er Bundeskanzlerin Merkel. Ihre Aussage „man darf, aber man sollte nicht“, habe zur Verunsicherung potenzieller Gäste geführt. Bereits seit dieser Woche bieten Daniel Rönnau und sein Team Suppen im Außerhaus-Verkauf an. Dieses Angebot will er nun auf Hauptgerichte ausweiten. Das Traditionshaus in der Waldshuter Innenstadt beschäftigt 25 Mitarbeiter, darunter sechs Auszubildende. Rönnau: „Die Azubis werden wir weiterbeschäftigen.“
Für viele Mitglieder seines Team werde er aber Kurzarbeit beantragen müssen. Schon jetzt gestrichen sei das Silvesterbankett, ebenso alle Weihnachtsfeiern. Die Zeit nach dem ersten Lockdown im Frühjahr sei im Restaurant gut gelaufen, auch wenn der Umsatz wegen weniger aufgestellter Tische im Außenbereich geringer als in den Sommern der Vorjahre gewesen sei. Die Auslastung des Hotels sei schwächer gewesen. Auch weil internationale Radtouristen gefehlt hätten. Mit Blick in die Zukunft spricht Rönnau von einer Stornierungswelle für sein Hotel: „Ich rechne mit einer Auslastung von fünf bis zehn Prozent.“
Matthias Maier, Hotel „Bercher„
„Die letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen“, gibt der Chef im Hotel und Restaurant „Bercher„ in Tiengen unumwunden zu. Denn den Lockdown für die Gastronomie könne Matthias Maier nicht nachvollziehen.

Dies auch, weil „Fachleute sagen, dass Restaurants keine Risiko-Treiber sind“. In seinem Restaurant habe er die Tische unter anderem durch Plexiglasscheiben getrennt, Handhygienespender aufgestellt und das Frühstücksbüffet für Hotelgäste so sicher wie möglich gemacht.
„Doch wegen ein paar Vollidioten müssen wir jetzt schließen.“ Schade, da das Geschäft wieder Fahrt aufgenommen habe. Der September und der Oktober seien auf Vorjahres-Niveau gewesen. Der Vorwurf richtet sich an Kollegen, die sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben gehalten hätten. Das Hotel bleibe weiter geöffnet, dürfe aber nur von Geschäftsreisenden genutzt werden, gibt Maier zu bedenken. Den Wellnessbereich muss er komplett schließen. Ein Großteil seiner 30 Mitarbeiten müsse nun in Kurzarbeit gehen.
Ein konkreter Blick in die Zukunft fällt dem Hotelchef schwer. Zum einen hält er eine Verlängerung des Lockdowns über den 30. November 2020 hinaus nicht für ausgeschlossen, zum anderen brauche es immer eine gewisse Zeit bis alles wieder anlaufe. Dass es für seine Branche finanzielle Unterstützung geben soll, hält Matthias Maier grundsätzlich für gut, auch wenn man erst einmal abwarten müsse, was tatsächlich kommt. Und zudem gibt er zu bedenken: „Wer soll das später einmal alles bezahlen?“