Herr Herold, im Moment können Sie nicht auftreten, oder?
Nein, ohne Bassist geht es nicht. Wir bedauern sehr, dass Werner Hoffmann aus privaten Gründen nicht mehr dabei ist. Es ist ein großer Verlust für uns. Der Bassist ist ganz wichtig für unseren Groove, also für das, was in die Beine geht. Zusammen mit dem Schlagzeuger bildet er das musikalische Gerüst, auf das sich die anderen Instrumente legen können. Bei Frauen geht der Groove übrigens schneller in die Beine als bei den Männern, sie lassen das eher zu und sind auch meist die Ersten, die zu tanzen beginnen.
Was sollte Ihr zukünftiger Bassist mitbringen?
Wir spielen die aktuellen Titel der 60er/70er/80er Jahre, vor allem von den Stones, Status Quo, Dire Straits, Joe Cocker, Eric Clapton, Chuck Berry, Deep Purple und Jimi Hendrix und auch neuere Titel im Stil dieser Zeit wie Songs von Amy Winehouse. Er oder sie sollte also an dieser Art Musik Freude haben, Erfahrung und ein gutes Rhythmusgefühl haben, mit dem Schlagzeug harmonieren können und sich fest einfügen, also zu unseren wöchentlichen Proben kommen. Wenn der- oder diejenige dann auch noch Background singen kann und Banderfahrung hat, umso besser, aber Bedingung ist das nicht. Wir haben einen festen Platz, einen Namen und Ruf im Musikgeschehen am Hochrhein und eine musikalische Qualität entwickelt, die der Bassist mittragen muss. Wir freuen uns, wenn sich Interessenten bei uns melden, die Kontaktdaten finden sich auf unserer Homepage (spaet-zuender.org).
Wie würden Sie sich selbst und die anderen Bandmitglieder beschreiben?
Zunächst muss man sagen, dass wir, also Albrecht Eulenburg, Gottfried Mutzke, Klaus Hauschildt und ich, alle um die 70 sind, wir brennen aber noch immer für diese Art Musik und studieren auch immer wieder neue Stücke ein, die zu unserer Stilrichtung passen. Unsere Charaktere sind schon sehr verschieden, aber die Begeisterung für die Musik verbindet uns und hält uns zusammen. Die Leute sagen auch oft, dass sie merken, wie viel Freude uns die Musik auch heute noch macht. Es macht einfach Spaß, die Songs von Musikern zu spielen, die man früher bewundert hat. Und auf der anderen Seite geben wir den Fans, die mit uns älter geworden sind, die Möglichkeit, in die Musikwelt ihrer Jugend einzutauchen. Zur Band gehört übrigens mit Jasmin Schäuble eine neue, 36-jährige Sängerin. Sie singt echt gut und war 2006 schon einmal mit dabei.
Die Konzerte, ich denke zum Beispiel an Ihr traditionelles Vorweihnachtskonzert im Ali-Theater in Tiengen, kosten aber schon viel Kraft, oder?
Ja, besonders der Auf- und Abbau ist kräftezehrend. So um 15.30 Uhr bauen wir in der Regel das Equipment auf, wobei sich unser Keyboarder Klaus Hauschildt als versierter Techniker erweist. Am späten Nachmittag sind wir fertig und am Abend ist dann das Konzert. Danach würden wir viel lieber mit den Leuten reden oder ein Bier trinken gehen, aber wir müssen abbauen und waren zu diesem Zeitpunkt schon viele Stunden auf den Beinen. In der Regel so gegen 4 Uhr liegen wir dann in unseren Betten und meistens hat man dann noch so viel Adrenalin im Körper, dass man nicht einschlafen kann. Die Anzahl der Konzerte, die wir im Jahr geben, ist aber mit im Schnitt vier, fünf überschaubar. Hinzu kommen allerdings noch Auftritte bei Privatleuten, zum Beispiel, wenn jemand Geburtstag feiert. Wir schaffen das alles aber noch ganz gut. Und man bekommt ja auch so viel zurück. Es ist ein super Gefühl, wenn die Leute mitgehen und tanzen.
Sie können den Satz „Musik hält jung“ nur bestätigen?
Ja, sie hält ganz sicher jung. Sie ist gut fürs Gehirn und wirkt sich positiv auf die Koordination aus. Es ist einfach schön, Musik zu machen und andere damit zu erreichen. Und Konzerte geben, heißt ja auch, jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung zu meistern. Obwohl jeder von uns jahrzehntelange Bühnenerfahrung hat, ist jeder zu Beginn etwas nervös und aufgeregt. Der Herzschlag ist erhöht, aber etwas Lampenfieber gehört dazu. Es geht immer darum, den Punkt zu erreichen, an dem der „Spätzünderfunke“ aufs Publikum überspringt.
Aufhören ist für Sie und Ihre Bandkollegen keine Option?
Nein, die Band Spätzünder wird es so lange geben, wie es uns gut geht, wir mit Freude dabei sind und wir nicht belächelt werden. Erst, wenn es anfängt, lächerlich zu werden, müssten wir uns sagen, „unsere beste Zeit ist vorbei“ und die Konsequenzen ziehen.
Zur Person
Klaus Herold (73) ist in der Nähe von Oldenburg geboren und dort bis zu seinem zehnten Lebensjahr aufgewachsen. Nach zeitweiligen Wohnsitzen in Stuttgart und Freiburg, lebt er seit dem Jahr 1975 in Waldshut-Tiengen. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. Der pensionierte Lehrer spielt gern Boule im Schlossgarten in Tiengen und fährt Mountainbike. Seine zwei größten Leidenschaften sind das Theater und die Musik. Er ist Mitglied im Ensemble des Theaters unterm Dach und Gründungsmitglied, Gitarrist und Frontsänger der Cover-Rockband Spätzünder. Die Band ist seit mehr als 30 Jahren erfolgreich und gehört zu den bekanntesten und beliebtesten am Hochrhein. Aktuell ist sie aber nicht voll besetzt.