Rosemarie Tillessen

Da kam richtig Wehmut auf: Seit Jahren tritt das Kabarett-Duo Volkmar Staub (66) und Florian Schroeder (39) mit seinem kabarettistischen Jahresrückblick in Waldshut oder Tiengen auf und hat längst einen treuen Fanclub. Doch diesmal verkündet das ungleiche Paar in der ausverkauften Waldshuter Stadthalle sichtlich bewegt seinen endgültigen Abschied als Doppelpack: „Es war eine geile Zeit!“

Florian Schroeder (links) und Volkmar Staub beim skurrilen "Nachtgespräch" am Kamin.
Florian Schroeder (links) und Volkmar Staub beim skurrilen "Nachtgespräch" am Kamin. | Bild: Rosemarie Tillessen

Größere Gegensätze gibt es kaum: Volkmar Staub als bedächtiger Alt-Achtundsechziger und bekennender Linker in schwarzer Kleidung und Florian Schroeder als Vollblutlästerer und Dialektkünstler, im eleganten grauen Anzug mit Schlips und scharfer, blitzschneller Zunge. Sie sitzen an getrennten Tischen, dozieren, lästern oder werfen sich im Schlagabtausch ihre politischen Themen zu.

Zeit für Solonummern

Beide haben ihre sehnsüchtig erwarteten großen Solonummern – Staub etwa mit seinen Liedern auf der Gitarre oder als halbnackter Winnetou, der sich um seine „Roten Brüder vom Stamme der Sozialdemokraten“ sorgt. Oder Schroeder im frechen Markus-Lanz-Talk mit zahlreichen Politikern und Sportlern. Eine Glanznummer, bei der er sein ganzes satirisches, parodistisches Talent entfalten kann.

Florian Schroeder brilliert mit Parodien und seiner spitzzüngigen Satire.
Florian Schroeder brilliert mit Parodien und seiner spitzzüngigen Satire. | Bild: Rosemarie Tillessen

Und dann die gemeinsame alljährliche Blödelnummer „Nachtgespräche“, diesmal zwischen Urs Maria Vanderlaber (Staub) und dem Manager Heinz Heiner Petersen (Schroeder) über die totale Überwachung. Aber auch sonst gab es im vergangenen Jahr viel Politik kabarettistisch zu begleiten: etwa das CDU-Trio Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, die Homoehe, der Konflikt Merkel-Seehofer, die AfD und Gaulands „Vogelschiss“, die Genmanipulation in China oder die Inklusion im Prenzlauer Berg, um nur einige der Themen zu nennen.

200 Jahre Geschichte der Linken

Die bringen sie messerscharf, oft nachdenklich und manchmal bis zur Schmerzgrenze böse. Dann – ganz neu im Programm – der ironische Rückblick auf 200 Jahre Geschichte der Linken mit abenteuerlichen Seitenhieben ins Heute (Schroeder). Oder die große Umfrage mit dem Waldshuter Publikum, was zu Deutschland gehört („Danke an Waldshut!“). Beide Kabarettisten scheinen diesen letzten gemeinsamen Auftritt zu genießen, sind nicht zu bremsen und nehmen sich abschließend gerührt in die Arme. Sie werden auch in Waldshut fehlen. Aber Beide versprechen ein Wiedersehen mit Soloprogrammen. Langer, stürmischer Beifall folgte nach mehr als drei Stunden.