Tiengen (jos) Das Gitarren-Duo Ralf Illenberger und Peter Autschbach, beides Legenden des perfekten Gitarrenspiels, verzauberten beim Gitarrenfestival Akkorde im Ali-Theater in Tiengen ein sachkundiges Publikum. Überbordende Fantasie, ein unbestechliches nicht zu täuschendes Gehör, eine perfekte Technik und eine über Jahrzehnte gereifte abgeklärte unüberbietbare Musikalität waren die wohl herausragendsten Attribute, mit denen die beiden Ausnahmegitarristen überzeugten: Ralf Illenberger, der seit fast 40 Jahren seine feste Fangemeinde immer wieder mit neuen Kompositionen und Arrangements beglückt und Peter Autschbach, der als kongenialer Partner scheinbar mühelos alle musikalischen Raffinessen seines Metiers bis in die Fingerspitzen beherrscht.
Auf dem abwechslungsreichen, zwischen enormer Virtuosität und sphärischer Intimität wechselnden, Programm standen aktuelle Werke wie zum Beispiel „Frösche“, eines der Lieblingsstücke vieler Konzertbesucher aus der neuesten CD der beiden Künstler, aber auch altgediente Klassiker, wie „Veits Tanz“, bei dem Ralf Illenberger mit seiner sechssaitigen Akustikgitarre nie gehörte Klangwelten schuf und perfekt mit Hall und Dynamik jonglierte, sodass die Illusion entstand, eine ganze Gitarrengruppe würde den Saal mit Licht und Wärme überfluten.
Eine ganz besondere Begabung von Ralf Illenberger und Peter Autschbach ist die Improvisation, das heißt, bestimmte Eindrücke, Wünsche, Vorstellungen und Techniken spontan in klangvolle Tonschöpfungen umzusetzen. Und so schufen die beiden Klangzauberer auf der Bühne, extra für ihren Auftritt in Tiengen, ein Panoramabild des zu Ende gehenden herrlichen Herbsttages, der geprägt von herrlichem Fernsichtwetter die Anreise der beiden Künstler widerspiegelte, das aber auch die Stimmung im Saale aufgriff und sowohl die herzlichst empfundene Gegenwart als auch die nostalgisch verklärte Vergangenheit in Töne goss. Diesen konnte sich niemand im Saale entziehen. Für das Publikum hieß das unaufgefordert: Augen schließen und genießen.
Drei märchenhafte Zugaben, von denen Peter Autschbach sein „Savoir Vivre“ alleine spielen musste, weil Ralf Illenberger die zu straff gespannte E-Saite versehentlich riss (Paganini baute solche Effekte seinerzeit bewusst in seine Darbietungen ein, um zur Verblüffung des Publikums trotzdem virtuos weiterzuspielen), rundeten diesen Konzertabend zu einem vollendeten harmonischen Genuss, der schon oft mit einem mehrgängigen Fünfsterne-Menü verglichen wurde, das trotz seiner Reichhaltigkeit die schlanke Linie in keinster Weise belastet.