Bestürzung und Trauer rief in Ühlingen der plötzliche Tod von Karl Kraus hervor. Der Verstorbene war Zeit seines Lebens ein Ühlinger, doch seine Erfindungen, ausgehend aus seinem Tüftlergeist, haben internationale Bedeutung auf dem Gebiet der Umwelttechnik erlangt. Noch im April diesen Jahres besichtigte er eine seiner Erfindungen, die solare Trocknungsanlage in Bahr el Baquar auf dem Sinai in Ägypten.

Technisches Verständnis und Erfindergeist wurden Karl Kraus in die Wiege gelegt. Schon sein Vater Ludwig Kraus, der in Ühlingen eine mechanische Werkstätte betrieb, war ein Tüftler. Diese Gabe entwickelte Karl Kraus weiter, als er den Betrieb 1971 übernahm. Der Verstorbene war auch verantwortlich für eine moderne Abwassertechnik in Ühlingen. Als die alte Kläranlage nicht mehr funktionierte, trug der damalige Bürgermeisters Karl Sternadl an Karl Kraus den Wunsch heran: „ Karle, bau mir eine Maschine, die wenig kostet und gut funktioniert.“

Im Jahr 1976 begann dann die Entwicklung und der Bau des ersten Klärrechens. 1979 wurde die erste mechanische Abflussregelung entwickelt und gebaut. Im Jahr 2000 wurde die erste solare Trocknungsanlage in Betrieb genommen. Alle Erfindungen von Karl Kraus wurden erstmals in Ühlingen eingebaut, bevor das Interesse international wurde. Was Karl Kraus oftmals traurig machte und verbitterte, war einerseits die Tatsache, dass für kleine Betriebe die Auflagen immer größer wurden, doch Hilfen für seine Entwicklungen es keine gab. Es war für Karl Kraus immer ein großes Erlebnis, seine Erfindungen vor Ort besichtigen zu können. Eine besondere Nachricht erhielt er noch zwei Tage vor seiner Erkrankung: Das chinesische Patentamt hat einer Erfindung von Karl Kraus das chinesische Patent erteilt.

Karl Kraus strahlte Ruhe aus, er war bedächtig, er war ein Tüftler, der sich immer neue Fragen stellte, der innovativ war und stets die Zukunft im Blick hatte. Wann immer es seine Zeit erlaubte, ging Karl Kraus auf Reisen. Er wollte die Welt sehen, und seine Reisen gingen von Amerika bis China, von Afrika bis Grönland. Für Karl Kraus war aber auch seine Familie sehr wichtig. Karl Kraus erblickte in Ühlingen am 24. Juli 1946 das Licht der Welt, er heiratete 1973 die in Ühlingen unterrichtende Lehrerin Karin Kleinwächter. Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Ehefrau, Kinder und die zwei Enkelkinder trauern um Karl Kraus.

Mit Karl Kraus verbindet man in Ühlingen aber auch die Feuerwehr. Bereits sein Vater Ludwig war Kommandant in Ühlingen. Das damalige Löschfahrzeug wurde 18 Jahre lang bei Krausens im Schopf untergestellt, bis 1987 das Feuerwehrgerätehaus gebaut war. Daraus ergab sich, dass Karl Kraus Maschinist und Fahrer war und die meisten der Mitarbeiter der Firma Kraus Feuerwehrmitglieder waren. Karl Kraus bekleidete lange Jahre das Amt des stellvertretenden Kommandanten, und von 1984 bis 1989 war er Kommandant der Gesamtwehr. Er hat dafür gesorgt, dass die Abteilungen Ühlingen-Birkendorfs zusammengewachsen sind.

Die Beerdigung findet am Freitag, 16. September, 14.30 Uhr, mit einer heiligen Messe in der Kirche in Ühlingen statt, anschließend ist die Beisetzung auf dem Friedhof.