Herr Jäger, viele können die Begeisterung für eine so harte Musik wie den Heavy Metal nicht nachvollziehen. Was ist das Faszinierende daran?
Zunächst einmal ist Metal nicht gleich Metal. Was viele für unangenehm halten, ist das, was als „Gebrüll“ bezeichnet wird. Was im Fachjargon „Growlen“ heißt, kommt nur in ganz wenigen Stilrichtungen des Heavy Metal vor. Viele Unterarten sind häufig auch sehr melodisch, es gibt sogar Metal-Opern. Ebenso sind die Textinhalte breit gefächert. Faszinierend ist am Metal, dass er eine Art Befreiung aus dem Alltag ermöglicht. Das bestätigen auch Studien, die dem Metalhören eine reinigende oder auch blutdrucksenkende Wirkung nachsagen. Das Wichtigste ist aber: Metal macht einfach Spaß und man kann sich bei Konzerten wie unserem mal so richtig austoben mit Gleichgesinnten.
Wie wird man in Grafenhausen Metal-Rocker?
Bei uns im Freundeskreis fing das um 2000 herum an. Wir waren etwa 20 Teenager, Schüler und Auszubildende. Bei den meisten war der härtere Rock die beliebteste Musikrichtung. Wir wollten aber nicht nur hören, sondern etwas mit Musik machen, etwas bewegen. Einige haben auch selbst Musik gespielt. Damals hatten wir von der Gemeinde einen Jugendraum, den sogenannten „Bunker“, im Untergeschoss der Grundschule bekommen. Da haben wir zum ersten Mal ein Fest organisiert – das war der Anfang. Das Fest mit toller selbstgemachter Musik von unseren Kumpels ist super gelaufen und kam gut an. Für mich war das die Initialzündung als Veranstalter.
Was kam dann?
Später kamen die ersten öffentlichen Veranstaltungen im Foyer der Gemeindehalle. Da waren die Älteren von uns schon um die 20. Wir haben dazu Rockbands aus dem erweiterten Freundeskreis eingeladen, also echte Garagenbands, zum Beispiel „Ei“ und „Majuna“. Ein Tabu waren Coverbands. Unsere Foyer-Veranstaltungen hatten schnell eine wahre Fangemeinde, es war immer proppenvoll. Das hat uns auch dazu angeregt, schließlich in die größere Schwarzwaldhalle zu wechseln.
Wie fanden die Grafenhausener es, dass sich im Ort diese Art von Musikszene entwickelt hatte?
Als wir uns noch im Jugendraum trafen und der damalige Bürgermeister Erich Kiefer sah, dass wir da etwas Solides auf die Beine stellen, hat er dies gleich befürwortet. Die Grafenhausener waren aber nicht alle begeistert. Es gab Beschwerden aus der Nachbarschaft wegen der Lautstärke und manche machten sich Sorgen um unser Seelenheil, da sie Heavy Metal mit satanistischen Tendenzen verbanden. Doch im Laufe der Zeit ließen sich diese Sorgen ausräumen. Unser ältester und durchaus begeisterter Besucher war immerhin 83 Jahre alt und sogar ein Pfarrer war mal bei uns am Konzert.
Wie wurde aus der losen Jugendgruppe ein organisierter Verein?
Wir hatten gemerkt, dass es toll ist, etwas zu bewegen, im kulturellen Bereich etwas zu schaffen, für das echter Bedarf da war. Als wir älter wurden und der Xmas-Rock, den wir ab etwa 2005 jedes Jahr veranstaltet hatten, immer größer wurde, haben wir den Verein „Bunker“ gegründet, der Name war vom ehemaligen Jugendraum inspiriert. Zunächst waren nur wir Gründer Mitglieder, als aber etliche wegen Ausbildung oder Studium aus Grafenhausen weggezogen sind, haben wir uns geöffnet. Seit 2014 heißt der Verein „Black Forest Culture“ und hat junge und alte, männliche und weibliche Mitglieder aus Grafenhausen, Bonndorf, Wutöschingen, Schwaningen und anderen Orten.
Was macht der Verein außer der Xmas-Party in der Region?
Diese Party in Grafenhausen ist immer noch unser Markenzeichen, für eine breitere Zielgruppe haben wir dieses Jahr erstmals das Hock ‚n‘ Rock im Park angeboten, das gut ankam und musikalisch nicht so hart ist wie die Xmas-Party.
Wieder zur Xmas-Party: Im Lauf der Jahre explodierten die Gästezahlen.
Ja, wir sind dann mit der Xmas-Veranstaltung vom Foyer in die Halle gegangen und haben damit bis zu 700 Leute nach Grafenhausen gezogen. Wir hatten immer schon viele Fans aus dem Grafenhausener Raum gehabt, dann aber wurde der Umkreis größer. Leute kamen aus Donaueschingen und Freiburg, auch aus der Schweiz. Wir hatten einige Bands zu Besuch, die inzwischen zu echten Größen geworden sind, wie Eluveitie, Knorkator, Powerwolf, Grand Magus, Electric Callboy und einige andere.
Doch dann kam 2017 das Aus für das Heavy Xmas-Festival.
Ja, das war eine harte Entscheidung. Nachdem die Bands, die Technik und anderes immer teurer wurden und die Besucher die höheren Eintrittspreise immer weniger akzeptierten, mussten wir die Notbremse ziehen. Die Frauenpower im Verein hat dafür gesorgt, dass wir seit 2018 wieder eine „Xmas“ veranstalten, denn zwei Mitgliederinnen schmiedeten den Plan, eine „Heavy Xmas Party – back tot he roots“ zu veranstalten, also in minimiertem Rahmen. Mit dieser kleineren Version, mit Bands aus der Regio, kommen wir seitdem gut an.
Zur Person und Konzert
- Peter Jäger ist gebürtiger Grafenhausener und lebt in seiner Heimatgemeinde. Hauptberuflich arbeitet er im technischen Support bei einem Grafenhausener Hersteller von Fleischereimaschinen. Der 42-Jährige und seine Lebensgefährtin sind Eltern eines Sohnes.
- Heavy Xmas Party am Samstag, 17. Dezember, in der Schwarzwaldhalle Grafenhausen: Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Karten bei den Touristinfos der HTG und bei der Holzbildhauerei Stiegeler in Grafenhausen. Für das leibliche Wohl bei der Party sorgt das Küchenteam und Andis Schnapsbar.