Grafenhausen – Drei junge Musikerinnen und ein Musiker interessieren sich für das Dirigieren? Klingt ungewöhnlich, aber das gibt es – in der Bläserjugend Grafenhausen. Elisa Seidler (16), Paula Seidler (19), Marina Stiegeler (20) und Janek Metzler (18) von der Bläserjugend haben einen Dirigentenschnupperkurs des Blasmusikverbands Hochschwarzwald absolviert. „So etwas hat es bei uns noch nie gegeben“, sagte Melanie Pothlitz, Vorsitzende der Bläserjugend Grafenhausen. Erstmals habe der Verein Jungmusiker zu einem solchen Kurs geschickt. „Wir wollten die Perspektive des Dirigenten auf das Orchester kennenlernen“, erklärten Elisa Seidler, Paula Seidler und Marina Stiegeler ihr Interesse. „Wir waren erstaunt, wie viel theoretisches Wissen ein Dirigent haben muss.“ Der muss alle Noten eines Stückes kennen, Wissen über alle Instrumente haben und die Stücke für das Orchester anpassen. In dem Kurs lernten die Grafenhausener auch die Schlagbilder, das heißt die Bedeutung der Taktbewegungen eines Dirigenten. „Am Ende durften wir dann ein Orchester von etwa 40 Musikern dirigieren“, berichteten die Absolventinnen über ihre Erfahrung. Es sei aber auch eine Herausforderung gewesen. „Selbst zu dirigieren und gleichzeitig seine Musiker im Blick zu haben, war extrem schwierig“, sagte Marina Stiegeler. Paula Seidler kann sich nun sogar die Teilnahme an einem Aufbaukurs vorstellen: „Auf längere Sicht möchte ich das Wissen eventuell für die Ausbildung von Zöglingen nutzen können.“
Doch was macht ein Dirigent eigentlich, wenn er den Taktstock schwingt? „Das ist schon mehr, als nur herumschwingen, denn es steht vieles in den Noten, aber nicht alles“, betonte Karola Bächle, Dirigentin der Bläserjugend. Als Dirigentin muss sie die gesamte Gruppe im Blick und im Ohr haben. Dass die vier Jungmusiker bereits das silberne Musikleistungsabzeichen absolviert hatten, „ist zwar keine Voraussetzung, aber ungemein hilfreich“, weiß Melanie Pothlitz. Eine künftige Karriere der vier am Pult des Musikvereins Grafenhausen sei jedoch nicht vorgezeichnet, so Pothlitz. Jeder der Jungmusiker könne selbst entscheiden. Ein paar ihrer Vereinskollegen durften die vier Grafenhausener zumindest schon leiten. Neun Musiker aus dem Hauptverein erklärten sich bereit, in dem 40-köpfigen Orchester mitzuspielen, das jeder Kursteilnehmer zum Abschluss dirigieren durfte. Ein Erlebnis für alle.