Entlang der Schlücht zwischen Rothaus und Tiengen gibt es drei Campingplätze. Alle drei haben relativ neue Betreiber. Welche Erfahrungen haben die drei Neuen – allesamt Quereinsteiger – gemacht?

„Da wir selbst begeisterte Camper sind, haben wir in den vergangenen Jahren mit unserem Wohnmobil viele Plätze besucht und Erfahrungen als Gäste gesammelt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse möchten wir nun in unsere Arbeit als Gastgeber mit einfließen lassen“, betont Dimitri Meier, der den ehemaligen Schlüchttal-Campingplatz seit März dieses Jahres mit seiner Frau und den Eltern als Waldcamping Birkendorf betreibt.

Der neue Besitzer hat in der Schweiz den Beruf des Kaufmanns erlernt und war in der Hotellerie sowie in der Immobilienbranche tätig. Er selbst sei ein „Gastronomiekind“ und habe seine Eltern Silvia und Urs Meier mit ihren Erfahrungen als Gastronomen für das zum Platz gehörende Restaurant Waldschänke gewinnen können. „Allein mit meiner Frau hätten wir das Restaurant nicht übernommen“, betont Dimitri Meier. Gehört zum Kauf eines Campingplatzes Mut? „Nein, nicht wirklich“, meint Meier und schiebt nach, aber „ein wenig Verrücktheit und Abenteuerlust“.

Die größten Veränderungen gab es in der Infrastruktur. Dazu zählen ein neuer Spielplatz oder eine gepflasterte Entsorgungsstation. Vor dem Campingplatz wurden einige Stellflächen mit Stromsäulen für kurzfristige Übernachtungscamper geschaffen. Zudem sei gerade ein Bebauungsplan in Arbeit, um Mobilheime oder Tiny-Häuschen zu ermöglichen.

Mit der Belegung in diesem Jahr ist Dimitri Meier vom Waldcamping Birkendorf nicht zufrieden. „Der Corona-Boom im Bereich Camping ist bereits vorbei.“ Dies sei insbesondere vor der Hauptsaison deutlich geworden. Er ist sich aber sicher, dass angesichts der immer heißeren Sommer der Schwarzwald in Zukunft von der kühleren Höhenlage profitieren werde.

Elisabeth und Ivo Koller aus dem Appenzeller Land haben im Juli dieses Jahres den Platz Schlüchttal Naturcamping in Gurtweil übernommen. Für Ivo Koller sei es kein mutiger Schritt gewesen, er und seine Frau hätten diese Veränderung als erfahrene Wohnmobilisten bewusst gewählt. Die Quereinsteiger stammen aus der Landwirtschaft; er war in leitender Funktion für fünf Landi-Filialen mit Tankstellen tätig. „Wenn ich gesund bleibe, mache ich mit 60 Jahren noch einmal etwas ganz anderes“, schildert Koller seine Motivation.

Bereits beim ersten Besuch habe sich das Paar in den terrassenförmig angelegten Campingplatz an der Schlücht verliebt. „Man muss schon einiges an Geld in die Hand nehmen“, sagt der neue Besitzer zur Investitionssumme. Bisher betreibt er den gesamten Platz inklusive der kleinen Gaststätte mit seiner Frau allein. „Wenn es die Wirtschaftlichkeit zulässt, werden wir auch Mitarbeiter einstellen“, berichtet Koller. Er ist davon überzeugt, dass „abseits vom Massentourismus Naturliebhaber in diesem wildromantischen Landschaftsschutzgebiet mit atemberaubender Kulisse voll auf ihre Kosten kommen“. Als besondere Attraktion werden nicht nur ein Baumhaus mit hochwertigen Möbeln in luftiger Höhe, sondern auch ein voll möbliertes Tiny-Haus, das in Bettmaringen produziert wurde, angeboten. Auch der alte Baumbestand sei ein Pluspunkt.

Der dritte Campingplatz im Schlüchttal heißt Rothaus Camping und befindet sich in Grafenhausen im Ortsteil Amertsfeld. Der aus Bayern stammende Matthias Hartmann hat den Platz im Januar 2022 übernommen. Er selbst kommt aus der Gießerei-Branche und war als Meister und Geschäftsführer tätig. Mit seiner Frau habe er nach Veränderung gesucht und Campingplätze angeschaut. „Rothaus hat gepasst, wir konnten einen bestehenden Platz im fliegenden Wechsel übernehmen.“

Aufgrund des milden Winters konnte beispielsweise der Eingangsbereich mit Parkflächen neu gepflastert werden. Auch wurden an abfallenden Hängen der verschiedenen Platzebenen durch Aufschüttungen neue Stellflächen geschaffen. Den Ganzjahresplatz betreiben die Besitzer mit einer Aushilfe, das Platzrestaurant haben sie verpachtet. „Im Sommer zählen wir keine Arbeitsstunden“, sagt Hartmann. Auf die ruhigere Zeit im Winter aber freut er sich.