Felix Kahlert aus Todtmoos-Glashütte hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte rund um seinen Heimatort lebendig zu halten und besondere Ereignisse in der Region während der Zeit des Nationalsozialismus für die nachfolgenden Generationen zu dokumentieren. Hierzu recherchierte Kahlert in zahlreichen Archiven und befragte Zeitzeugen und deren Nachkommen, um ein möglichst lückenloses Bild über diverse Geschehnisse zu erhalten.

Bei dem Absturz kamen der Pilot und seine Passagierin ums Leben

Ein beeindruckendes Beispiel seiner Nachforschungen ist ein Ereignis, an das sich heute nur noch wenige Einwohner erinnern, und zwar der Absturz eines amerikanischen Militärflugzeuges vom Typ Lockheed P 38 Lightning am Todtmooser Hausberg Hochkopf am 15. August 1945. Bei dem tragischen Unglück kamen der 24-jährige Pilot Captain Fred Wilburn Evans und der weibliche Captain des amerikanischen Roten Kreuzes, Jean McCormick, ums Leben.

In ihrem letzten Brief teilt sie ihren Eltern mit, dass sie sich auf die Rückkehr in die USA freut

McCormick war als Angehörige des American Red Cross Clubmobile Service in Salzburg stationiert. Ihr letzter Brief befindet sich heute in Familienbesitz und stammt vom 26. Juli 1945. Jean McCormick teilte ihren Eltern darin freudig mit, dass ihre Heimkehr in die Vereinigten Staaten unmittelbar bevorstehe.

Jean McCormick vom American Red Cross Clubmobile Service in Salzburg saß im Unglücksflugzeug auf dem Weg von Fürstenfeldbruck nach Paris.
Jean McCormick vom American Red Cross Clubmobile Service in Salzburg saß im Unglücksflugzeug auf dem Weg von Fürstenfeldbruck nach Paris. | Bild: Repro Andreas Böhm

Der Verlegungsflug für Jean McCormick stand am Vormittag des 15. August 1945 von Fürstenfeldbruck nach Paris-Orly an, Captain Fred W. Evans Junior sollte diesen Flug mit seiner P-38 als Pilot durchführen.

Der letzte Funkkontakt bestand 13 Minuten nach dem Start in Fürstenfeldbruck

Dem Unfallbericht beigefügten Flugplan ist zu entnehmen, dass Captain Evans um 10.56 Uhr mit seiner Passagierin bei mäßigen Flugbedingungen in Fürstenfeldbruck abhob. Im Unfallbericht ist vermerkt, dass um 11.09 Uhr der letzte Funkkontakt zu Evans bestand.

Untypisch für Todtmoos hatte sich eine dichte Nebeldecke gebildet

Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass sich das Flugzeug in Schwierigkeiten befand. Auf der Flugroute über den Südschwarzwald herrschte an diesem Tag regnerisches Wetter mit tief hängenden Wolken, so dass die Sichtbedingungen äußerst schlecht waren. Zudem hatte sich, ansonsten untypisch für das Todtmooser Hochtal, eine dichte Nebeldecke um das Hochkopfmassiv gebildet.

So ähnlich könnten die Wetterverhältnisse gewesen sein, als das amerikanische Militärflugzeug am Hochkopf zerschellte. Der Todtmooser ...
So ähnlich könnten die Wetterverhältnisse gewesen sein, als das amerikanische Militärflugzeug am Hochkopf zerschellte. Der Todtmooser Hausberg war zu dem Zeitpunkt von tiefhängenden Wolken umhüllt. Die beiden Passagiere überlebten das Unglück nicht. | Bild: Andreas Böhm

Die genaue Ursache des Absturzes wird mit Sicherheit nicht mehr zu klären sein. Ein Instrumentenausfall konnte laut Randnotiz im Untersuchungsbericht zudem nicht ausgeschlossen werden. Fest steht nur, dass die Maschine gegen 11.30 Uhr aus nordöstlicher Richtung anflog, die Baumwipfel des zum Hochkopf hin ansteigenden Bergrückens streifte und im Gewann Langenwald zerschellte: „Zehn Meter höher, und es hätte dem Flugzeug gereicht“, so der bereits verstorbene Zeitzeuge Andreas Schmidt aus dem Todtmooser Ortsteil Strick.

In Prestenberg und Rütte war das Geräusch eines tief fliegenden Flugzeugs zu hören

Einige Einwohner aus den Ortsteilen Prestenberg und Rütte vernahmen das Geräusch eines tief fliegenden Flugzeuges, welches jäh abbrach. Auch soll ein Knall wahrgenommen worden sein, doch machte man sich zunächst keinen Reim darauf.

Der damals 24-jährige Pilot Captain Fred Wilburn Evans steuerte das Flugzeug, das am Hochkopf abstürzte.
Der damals 24-jährige Pilot Captain Fred Wilburn Evans steuerte das Flugzeug, das am Hochkopf abstürzte. | Bild: Repro Andreas Böhm

Erst gegen 17 Uhr wurde das Wrack von Reinhold Wiessler aus Rütte entdeckt, der zum „Langenwald“ hinaufgestiegen war, um einen Brennholzschlag auszuzeichnen. Er begab sich sofort in den „Hirschen“ nach Rütte, um den Anwesenden von seinem schrecklichen Fund zu berichten. Der kommissarische Bürgermeister Matthäus Zimmermann informierte noch am selben Abend die französische Militärverwaltung in Säckingen über das Unglück.

Als die ersten Helfer eintrafen, bot sich ihnen ein grausiger Anblick

In der Zwischenzeit hatten sich einige Einwohner aus Rütte zu der Absturzstelle aufgemacht. Den am Ort des Geschehens eintreffenden Männern bot sich ein grausiger Anblick. Die Maschine hatte die Baumwipfel gekappt, und das Wrack des zerschmetterten Flugzeugs brannte noch immer. Umher lag ein Berg von tropfenförmig geschmolzenem Leichtmetall, Leitungen, Motorblöcken, verbogenen Propellern, Leitwerkteilen und Fahrwerkrädern. Es roch brandig nach versengter Walderde, geschmolzenem Leichtmetall und verkohltem Gummi. Die beiden verkohlten Leichen boten einen grausamen Anblick.

Die Unfallopfer wurden auf dem Au-Friedhof in Säckingen beerdigt

Französische Offiziere trafen noch spätabends an der Absturzstelle ein. Am anderen Morgen wurden die sterblichen Überreste der beiden Toten identifiziert. Danach wurden sie nach Säckingen überführt und am Abend des 16. August vom Bataillonspfarrer auf dem Au-Friedhof beerdigt.

Nachdem das Wrack von einer zu einem späteren Zeitpunkt am Unfallort eintreffenden amerikanischen Untersuchungskommission freigegeben wurde, nutzten viele Todtmooser Einwohner die seltene Gelegenheit, die Überreste des Flugzeuges zu besichtigen.

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