Radsport „Ich weiß nicht, was mir nicht wehtut“, stöhnt Annette Griner aus Murg-Niederhof – und nach fast 14 Stunden im Rennrad-Sattel ist das nicht verwunderlich. Als Lohn für die extreme Anstrengung stand für die 49-Jährige der zweite Platz bei der Premiere der „Everesting“-Weltmeisterschaft in Linguaglossa auf Sizilien. Griner musste sich in der Kategorie „Solo“ nur der 23 Jahre jüngeren Illi Gardner aus Großbritannien geschlagen geben.
Sieben Mal mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – im Team oder eben solo – von Linguaglossa am Fuß des Ätna bis Rifugio Il Ginepro am Gipfel des Vulkans fahren. Die Gesamtdistanz betrug 277,2 Kilometer, insgesamt waren 8995 Höhenmeter zu bewältigen. Gewertet wurde nur die Zeit bergauf, der gesamte Rückweg auf der gleichen Strecke fiel nicht ins Gewicht. Sputen mussten sich die Radler dennoch, ein Zeitfenster von 16 Stunden begrenzte das Bummeln bei der Abfahrt oder an den Verpflegungsständen.
Runde vier war der Knackpunkt
„Am brutalsten war der Zeitpunkt des Starts“, berichtet Annette Griner, die sich morgens um 4 Uhr bei Dunkelheit im Feld der rund 100 Teilnehmer zum ersten Mal auf die Strecke hoch auf den Ätna machte. Weitere sechs Mal sollten folgen. „In der vierten Runde hätte ich fast aufgeben müssen“, so die 49-Jährige weiter: „Mir war schlecht und ich habe richtig gelitten.“
So ist das Rennen entstanden
Nach einem lauten „Reiß dich zusammen! Du schaffst das!“ von ihrem Freund Wolfgang Mayer, der ihr auf der Abfahrt entgegengekommen war, trat sie weiter in die Pedale. In den Runden fünf bis sieben mobilisierte Annette Griner noch einmal alle Reserven und belohnte sich mit der Vize-Weltmeisterschaft. „In der siebten Runde musste ich richtig Fersengeld geben“, lacht sie: „Da fing es schon wieder an zu dämmern.“
Wolfgang Mayer musste aufgeben
Wolfgang Mayer war auch dabei, hat es aber nicht bis zum Schluss geschafft. „Ich fing zu schnell an, so dass nach der sechsten Runde der Tank komplett leer war“, bedauert Mayer: „Mental war ich gut vorbereitet. Ich wusste, was auf mich zukommt, aber körperlich war nicht mehr drin.“ Auf jeden Fall will er noch einmal einen Versuch starten: „Es lässt mir keine Ruhe. Auf der ganzen Welt gibt es diese Events. Mit einer anderen Strategie klappt es dann vielleicht.“