Der Bär war los am Sonntag in Lausheim. Traditionell musste der Jahrgangsälteste der neunten Klasse ins kalte Wasser springen. Dieses Jahr war Kai Baumann an der Reihe. Die Bärenkinder trieben den Bären bei strahlendem Sonnenschein mit Weidenruten durchs Dorf.
Der Frühling kann kommen. „Holla, Holla usem Hus, d'Bärebuebe rucket us. De Bärema im Danneries verdriebt de Schnee und alle Iis“, riefen die Kinder, während sie den mit Tannenreis umhüllten Bären durch Lausheim trieben.
Hunderte Zuschauer aus Nah und Fern wohnten dem traditionellen Spektakel dabei. Dabei genossen sie auch die leckeren Bärechichli. Bereits am Morgen des selben Tages begann Bärenmutter Uta Baumann zusammen mit Helferinnen die süßen Teile zu backen. Die Bärenkinder sammelten dafür die Zutaten wie Eier, Mehl und Hefe im Dorf. Sprüche klopfend zogen sie mit ihrem Sammelwagen von Haus zu Haus.

„Un jetzt ihr Wieber richtet Schmalz un Mähl. Un d' Eier machet d'Chichli gäel. Un sin au nit so gitzig hit, dass recht viel Bärechichli git.“ Geizig waren die Dorfbewohner nicht. Mehr als 600 Bärechichli konnte die Bärenmutter mit ihren Helferinnen im alten Schulhaus backen. Diese werden im Dorf verteilt und an die Zuschauer verkauft.

„Es geht darum die Tradition zu bewahren“, so Bärenmutter Uta Baumann. Der Zusammenhalt im Dorf werde durch das Brauchtum gestärkt. Außerdem mache es viel Spaß mit den „Bärenhelferinnen“ die Chichli zu backen.
Erstmals sprang der Bär in Lausheim im Jahre 1901. Ein Schriftstück des Pfarrers Hermann Sernatinger bestätigt das. Der Bär soll mindestens dreimal in den aufgestauten Dorfbach springen. Kai Baumann sprang dieses Jahr sogar sechsmal.
Das geht nicht ohne einen flotten Spruch der Bärenkinder: „Jetzt schniede mer d'Länne uff am Buch noch altem Bruch, no mue de Bär is Wasser gumbe, no mue de Winter vo is blumse. Jetzt mue de Bär is Wasser gumbä, de isch do dreckig wie en Lumbe. Jetzt chan er sich bade vom Chopf bis zu de Wadde.“
Mehr symbolisch, denn ernsthaft versucht der Bär auszureißen. Doch die Bärenkinder fangen ihn stets wieder ein und treiben ihn zum Wasser hin. „Ich war am Anfang etwas aufgeregt“, gibt Kai Baumann zu. Zuerst sei es sehr kalt gewesen, „obwohl ich es mir schlimmer vorgestellt hatte“. Sprung für Sprung ging es aber besser.
Der patschnasse Bär stieg aus dem Wasser und benetzte die Zuschauer mit einem nassen Tannenzweig.

Das Wetter spielte mit, schien dem Bären wohlgesonnen. Trotzdem wollte Kai Baumann schnell aus den nassen Sachen schlüpfen und den eleganten Frack anlegen. Frisch in Schale geschmissen präsentierte er sich beim alten Schulhaus, mit Begleiterin Eileen Wiedemann an seiner Seite.
Zusammen gingen sie von Haus zu Haus: „Ihr liebe Lüt, mir säget euch a, hüt isch de Bäredag, wie isch de Bär so nass, drum stiftet öbis für ä Fass, de Herrgott wird's euch lohne, derweil im Himmel drobe.“ So lebt die Tradition in Lausheim weiter und der Winter ergibt sich für dieses Jahr – hoffentlich.
Der Bär fürs nächste Jahr steht noch nicht fest. 2014 war es erstmals ein Mädchen. Im nächsten Jahr wird es voraussichtlich wieder so sein.
Bärensonntag
Der Bärensonntag wird in Lausheim jedes Jahr traditionell am Laetare-Sonntag begangen. Dabei wird ein mit Fichtenreis umhüllter Bär von Kindern mit Weidenruten durchs Dorf getrieben. Der Bär muss dann ins Wasser des aufgestauten Baches springen, um den Winter symbolisch zu ertränken und den Frühling einzuläuten.