An diesem Laetare-Sonntag, 31. März, hüpft der Bärenjunge in Lausheim dreimal in den Bach, um den Winter zu ertränken. „Der Bärensonntag ist in Lausheim ein uralter Brauch, um den Winter auszutreiben. Ein Bärebub, geschnürt in Fichtenreis, wird durch’s Dorf getrieben. Er muss zweimal in den gestauten Bach springen. Anschließend zieht man mit dem gut getrockneten Bärenbub durch’s Dorf, um die Zutaten für die Bärechüechli zu sammeln. Die werden dann im Elternhaus des Bären gebacken.“
Unter dem Stichwort „Bärensonntag“ auf der städtischen Internetseite (www.stuehlingen.de) ist einiges Wissenswertes über Lausheim, seine Geschichte und seine Traditionen nachzulesen, gesammelt von Willi Graf, mit aktuellen Anmerkungen von Andreas Mahler. Mehr davon gibt es im Buch „Lausheim, Geschichte und Geschichten“, herausgegeben von der Ortsverwaltung Lausheim und der Stadt Stühlingen 2006, anlässlich der 1225-Jahr-Feier des Ortsteils.
Die Tradition, die schriftlich erstmals im Jahr 1901 von Pfarrer Hermann Sernatinger hinterlegt wurde, wird auch heute noch aufrecht erhalten. Der 14-jährige Kai Baumann hat sich fest vorgenommen, fünf Mal in den Bach zu springen. Denn die Anzahl der Sprünge steht dem Bärenjungen frei, doch weniger als dreimal ist verpönt.
Von Lampenfieber keine Spur
Trotz der Vorbereitungen, die für Sonntag zu erledigen sind, lässt Kai sich nicht aus der Ruhe bringen: „Ich lasse den Bärensonntag neben den Sachen, die dafür erledigt werden müssen, einfach auf mich zu kommen.“ Seine Familie und seine Freunde unterstützen ihn dabei. Die Bäreneltern Robert und Uta Baumann kümmern sich um die alte Schule, in der die Küche für die 800 Bärechiechli aufgebaut wird. Ab dem frühen Sonntagmorgen werden diese frisch gebacken aus den zuvor vom Bärenjungen Kai gesammelten Zutaten wie Eier und Schmalz.

Auch Getränke für die Helferinnen werden besorgt. Der Bach wird gestaut, Opa Karl Baumann holt die Liane und die Tannenzweige im Wald. Das Bärenkleid aus Tannenzweigen und Lianen bauen Kai und Marius Korhummel, Bärenjunge vom Vorjahr, selbst. Sorgsam werden die Bärenkinder von Peter Scherzinger vorbereitet. Gemeinsam lernen sie die traditionellen Sprüche, am Sonntag hilft er dem Bären, unter die Tannenreishaube zu klettern. Die Bärenkinder treiben den Bären mit Weidenruten durchs Dorf, der den Winter darstellt.
Die erste weibliche Bärin war Nicole Friedrich im Jahr 2014, ihr folgte Hanna Steinmann (2015), erst danach gab es mit Luca Wiedemann (2016) wieder einen Jungen, der die Tradition des Ältesten im Abschlussjahrgang wieder wahren konnte. Mit dieser einschneidenden Veränderung wurde auch die festgelegte Anzahl der Bärechiechli geändert. Jetzt können die Kinder bestimmen, wieviel Küchlein sie haben möchten.
Der Bärensonntag
Am Sonntag, 31. März ab 10 Uhr laufen Bär Kai Baumann und Eileen Wiedemann durch Lausheim und sammeln Zutaten für die in Fett gebackenen Bärechiechli, die von der Bärenmutter Uta Baumann im alten Schulhaus gebacken werden. Um 14 Uhr beginnt der Zug durchs Dorf, Bär Kai Baumann im Tannenreis, die Bärenkinder mit Weidenruten. In Höhe der Land- und Forsttechnik Engel springt der Bär mindestens dreimal in den gestauten Bach. Im Anschluss schlüpft der Bär in den Frack und seine Begleiterin sagt den Dorfbewohnern den Bärensonntag an.