Lucia van Kreuningen

"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben", lautet ein altes Sprichwort, das aber auch noch heute gilt: Etwa für den 26-jährigen Mario Scherzinger aus Stühlingen. Ihn hatte nach seiner Ausbildung und anschließenden Gesellenjahren als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik das Fernweh gepackt.

„Der Plan war, keinen Plan zu haben“, so Scherzinger zur Frage nach den Reiseplänen. Sein erster Gedanke war, als Rucksacktourist erst einmal Richtung Norden, genauer gesagt nach Norwegen zu reisen, um dort Land und Leute kennen zu lernen. „Meine Eltern waren einverstanden, der Vater meinte: 'mach mal'. Doch meine Mutter ließ mich nur schweren Herzens ziehen.“ Die Finanzierung der Reise sicherte der 26-Jährige durch den Verkauf seines Autos und von Möbeln.

Ein Erinnerungsfoto gab es noch für die Daheimgebliebenen, ehe Mario Scherzinger auf eine lange Reise beinahe rund um die Welt in Kloten ...
Ein Erinnerungsfoto gab es noch für die Daheimgebliebenen, ehe Mario Scherzinger auf eine lange Reise beinahe rund um die Welt in Kloten aufgebrochen war. | Bild: Scherzinger

Auf nach Norwegen

Dann ging die Reise los. „Bei der Zwischenlandung des Flugzeugs in Hamburg“, so erzählt Mario, „kamen mir Gedanken, ob das die richtige Entscheidung war, alles zurückzulassen.“ Denn er hatte noch keine Vorstellung, wann er zurückkehren würde.

In Oslo angekommen, war es für ihn klar, dass er nur in Hostels übernachtet und sehr viel zu Fuß unterwegs sein wird. „Ich wollte ja Land und Leute kennenlernen.“ Auf der Tour nach Bergen lernte der junge Stühlinger einen Reisenden kennen, der von Island schwärmte. Deshalb entschied sich Scherzinger, nach einem Zwischenstopp in London, auch dort hinzureisen.

Abstecher nach Georgien

Danach verschlug es Ihn noch durch ein paar weitere Länder in Europa unter anderem auch nach Lettland. Viele Fußmärsche, Land und Leute kennenlernen und auch andere Reisende, darunter jemand aus Georgien, der natürlich auch die dortige Schönheit pries. Doch bevor es dorthin ging, fand Mario auf seinem Handy einen günstigen Flug nach Malta.

Weiter ging es danach aber nach Georgien, in die Hauptstadt Tbilisi. Dort verbrachte er eineinhalb Wochen. Schon am ersten Tag, als die Stadt erkundet wurde, begegnete ihm ein alter Mann, der ihn fragte, ob er ihm ein Visum nach Deutschland organisieren könnte. Die Reise ging auch in die ländliche Gegend in Georgien, wo Mario Scherzinger auch zu einer Weinprobe eingeladen worden war: „Doch der Georgische Wein war nicht mein Ding.“

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Reise geht nach Asien

Ein Inder, der in Dubai gearbeitet hatte, erzählte ihm von Dubai, und so war es für Mario klar, dass er diese Stadt auch kennenlernen sollte. Um dann nach Indien zu kommen, gab es ein kleines Problem: „Ich hatte kein Visum und entschied mich einfach kurzfristig, den günstigsten Flug nach Malaysia zu nehmen. Weiter ging es nach Singapur und auf die Philippinen, wo der Stühlinger zu einigen kleineren Inseln zum Teil mehrere Tage mit dem Boot unterwegs war.

Zusammen mit einem Kanadier war Mario mit dem Motorroller durch Thailand unterwegs. Dann ging sein Weg wieder weiter und führte ihn noch nach Südkorea, wo er durch seine inzwischen stark verbesserten Englischkenntnisse die Möglichkeit hatte, zum Sprach- und Kulturaustausch bei einem „Sprach-Café“ zu bewerben und Koreanern zu helfen, Englisch zu lernen. „Dafür durfte ich umsonst übernachten.“

Arbeiten im Fünf-Sterne-Hotel

Abstecher nach Japan, Taiwan und Hongkong durften bei der Weltreise des jungen Stühlingers auch nicht fehlen. Stationen waren unter anderem Tokio, Osaka, Kyoto, Nara und Taipeh. Danach flog Mario Scherzinger nach Neuseeland. „Dort besserte ich mit Arbeiten in einem Fünf-Sterne-Hotel als Instandhaltungstechniker die Reisekasse auf.“ Nachdem er dort das ganze Land bereiste, ging es nach Nepal.

Aufbau einer Schule in Nepal

Noch zu Hause in Stühlingen kam Mario Scherzinger durch eine Freundin in Kontakt mit der Organisation „Ingenieure ohne Grenzen“ und stimmte nach mehreren Gesprächen einem Arbeitseinsatz in Nepal zu. Die nötigen Papiere und auch Termine hatte er parat, und so ging es von Neuseeland auf einen 16-stündigen Flug nach Nepal. „Dort habe ich zusammen mit Helfern der Universität Aachen (RWTH) für eine Schule die entsprechenden elektrischen Anlagen montiert.“ Der Arbeitseinsatz an der Schule dauerte fünf Wochen.

Nach elf Monaten trat Mario die Heimreise an, sodass er zum 60. Geburtstag seiner Mutter wieder in Stühlingen war. Inzwischen lebt Mario Scherzinger in Freiburg – doch das Fernweh ist geblieben.