Ein Filetstück der Neuen Murger Mitte hat die Architektenkammer ausgezeichnet – die Kindertagesstätte „In der Mühle“ hat sich im Auszeichnungsverfahren für Neues Bauen als einziger Kindergarten durchgesetzt. Städtebauliche Zusammenhänge, gebaute Kultur und beispielhafte Architektur waren entscheidend für die prämierte Baukultur in Murg.

Architekt Ernesto Preiser hat mit seiner Planung für die Kindertagesstätte In der Mühle eine Auszeichnung der Architektenkammer gewonnen.
Architekt Ernesto Preiser hat mit seiner Planung für die Kindertagesstätte In der Mühle eine Auszeichnung der Architektenkammer gewonnen. | Bild: Gerd Leutenecker

Bereits 2021 hat die Einrichtung den deutschen Kita-Umweltpreis erhalten. Ernesto Preiser als Architekt und die Gemeinde als Bauherrin zeigten sich beim Rundgang durch die seit mehr als zwei Jahren geöffnete Einrichtung zufrieden mit der Entscheidung.

Die Außenansicht fügt sich in die Umgebungsbebauung ein – für die Architektenkammer ein wichtiges Kriterium.
Die Außenansicht fügt sich in die Umgebungsbebauung ein – für die Architektenkammer ein wichtiges Kriterium. | Bild: Gerd Leutenecker

124 Arbeiten sind eingereicht worden, 23 hat die Fachjury ausgezeichnet. Der Kammerbezirk Südbaden in der baden-württembergischen Architektenkammer hat nach 2010 und 2016 gezielt nach Neues Bauen mit regionalen Besonderheiten und zeitgemäßem Bauen gesucht und bewertet. Jetzt sind Urkunde und Plakette im Kindergarten angekommen. Architekt Preiser gab sich beim Rundgang durch die Kindertagesstätte bescheiden: „Da hat von Anfang an eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit funktioniert.“

Das Gelände: Auf engstem Raum ist ein großzügiger Außenbereich als Spielplatz entwickelt worden.
Das Gelände: Auf engstem Raum ist ein großzügiger Außenbereich als Spielplatz entwickelt worden. | Bild: Gerd Leutenecker

Die Gemeinde, Erzieherinnen, die Vorstellungen des Betreibers der Kita und der Architekt haben „sich zu einer Planungsgruppe auf Augenhöhe gefunden.“ Bürgermeister Adrian Schmidle wurde konkreter. In kleinen praktikablen Details seien Fortschritte entstanden. Als Betreiber war rasch klar, dass die Erzdiözese Freiburg mit der Seelsorgeeinheit moderne Anforderungen umgesetzt wissen wollte. Personalrückzugsräume, je ein Extrazimmer für Sprachförderung und künstlerisches Atelier sind so entstanden. „Aber auch das Notfall-WC gleich neben dem Ausgang zum Spielplatzgelände ist aus praktikablen Gründen entstanden.“ Einrichtungsleiterin Julia Lüthi wollte kurze Wege für ihre Schützlinge.

Der Mehrzweckraum lässt Möglichkeiten für die Entwicklung zu.
Der Mehrzweckraum lässt Möglichkeiten für die Entwicklung zu. | Bild: Gerd Leutenecker

Der Bedarf nach einem teiloffenen Konzept sei von Anfang an umgesetzt worden. Drei Gruppen für unter dreijährige Kinder, drei Gruppen für über dreijährige und eine Ganztagesgruppe waren das Ziel. Aktuell sind noch drei Plätze in der Kita frei. In den Kindergartengruppen wird anders geplant, sodass permanent für die jungen Murger Einwohner ein Platz möglich ist.

Funktionalitäten mit modernem Ambiente im Kindergarten sind im Kindergarten umgesetzt.
Funktionalitäten mit modernem Ambiente im Kindergarten sind im Kindergarten umgesetzt. | Bild: Gerd Leutenecker

„Wir wollten keinen konventionellen Querriegel zwischen Weg und Bach haben“, sagte Schmidle. Er hatte die beengten Verhältnisse auf dem Grundstück rasch als Problem erkannt. Beim Architekten sei das schmale Grundstück eine Herausforderung geworden. Preiser hat sich in der Region einen sehr guten Ruf für Kommunalbauten erarbeitet. „Eine mäandrierende Gebäudeform, die Raupe Nimmersatt als Idee, mit unterbrochenen Proportionen“, so bringt Preiser die Beweggründe für den unkonventionellen Bau den Interessenten näher. Zuerst die zersiedelte kleinteilige Struktur im Umfeld betrachtend – unterschiedliche Dachformen prägen das inhomogene Umfeld, dann eine Terrassierung aufgelockert umsetzen und schon war die Eingliederung des Neubaus denkbar. Konstruktion und Außenverkleidung aus Holz war klar, schließlich war früher eine Säge dort angesiedelt.

Die Innenräume haben eine lineare Struktur und folgen orthogonalen Aufteilungen, was im ersten Moment nicht erwartbar war. „Dann noch einiges an Zurückhaltung bei der Farbwahl“, Preiser hat das von Anfang an den Kindern überlassen, „bunt wird‘s im Kindergarten immer“. Herausgekommen sind Wohlfühlräume, auch für die 35 Mitarbeiter. Die Architektenkammer hat auch die ökologische Materialwahl und Technikentscheidung mit bewertet. Eine Luft-Wärmepumpe wird mit einer Gastherme unterstützt.

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