Mit einer kleinen Reihe soll der Appetit auf eine Bernauer Ausstellung geweckt werden, die stattfinden soll, sobald das, trotz Corona-Epidemie, wieder möglich ist. In Abänderung des ursprünglich geplanten Ausstellungsprogramms soll dann unter dem Titel „Wir sind die Neuen“ ein Teil jener Werke gezeigt werden, die in den vergangenen fünf Jahren dem Haus übereignet wurden. Einige dieser Werke stellen wir hier vor.
Das Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau pflegt längst nicht nur das vielgestaltige Werk seines Namensgebers, sondern sammelt und präsentiert, nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Hans-Thoma-Staatspreis des Landes Baden-Württemberg, Werke von wichtigen Künstlerinnen und Künstlern der Klassischen Moderne und der Gegenwart. Zugleich ist es dem Museumsteam um Margret Köpfer ein wichtiges Anliegen, auch Maler und Bildhauer in Erinnerung zu halten, die nicht in der ersten Reihe standen oder stehen, beziehungsweise jungen Kunstschaffenden am Anfang ihrer Laufbahn eine öffentliche Plattform zu geben. Hauptsache: Die Qualität stimmt.
Werke als Geschenk
So darf es als ein glücklicher Umstand betrachtet werden, dass dem Haus vor kurzem auch ein größerer Werkkomplex von Fritz Nehmert zum Geschenk gemacht wurde, einem Künstler, der der Gemeinde Bernau und der gesamten Region eng verbunden war. Nehmert war ein vielseitiger Maler, der noch während des Kaiserreichs geboren wurde und viele Jahre im Landkreis Waldshut gelebt hat.
Ein stiller Meister
Er war einer der Stillen im Land und er war ein Meister seines Fachs. Fritz Nehmert führte ein Leben, das äußerlich bewegt, doch, was seinen Beruf anging, hoch konzentriert war. Der Künstler zog oft um. Zur Welt kam er 1903 im ostpreußischen Schönlinde, aufgewachsen ist er im Elsass.
Viele Werke in öffentlichem Besitz
Nach dem Ersten Weltkrieg studierte Nehmert Kunst, zunächst von 1919 bis 1922 in Straßburg. Anschließend wechselte er zur Fortsetzung des Studiums nach Darmstadt und Bochum. 1926 zog er nach Neunkirchen/Saar um. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Nehmert, zusammen mit seiner Frau, in Höchenschwand (1951 bis 1955), dann erneut an mehreren Orten im Saarland und schließlich von 1974 bis zu seinem Tod in Dogern. Nehmert starb 1990 in Waldshut. Sein Oeuvre ist umfangreich und umfasst zahlreiche Maltechniken, Grafik, Plastik, Sgraffitti, Mosaiken und Wandbilder. Nehmert war unter anderem Mitglied im Bund Bildender Künstler Südbaden und hat seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert, darunter allein vier Mal, zwischen 1952 und 1988, im Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau.
Sein nichtdatiertes Ölbild Laufenburg (85 x 64,5 Zentimeter) abstrahiert stark von der Wirklichkeit. Es ist eine helle, von Licht erfüllte Farbsinfonie, die von einem expressiv-gelben Himmel beherrscht wird. Ohnehin dominieren Gelb- und Orangetöne, die von grünblauen Farbakkorden begleitet werden.
Das Bild zeigt ein menschenleeres Städtchen, als ob der Künstler die Corona-Krise unserer Tage vorausgesehen hätte. Es ist gelassen und still – wie der Maler selbst war.