Mit neuer Strategie und frischen Gesichtern im Verwaltungsrat will die Energiedienst gegen das seit Jahren sinkende Geschäftsergebnis ansteuern. Dominique Candrian wurde bei der 109. Hauptversammlung mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt. Ebenfalls beschlossen wurde eine Dividende von einem Franken je Aktie.
„Eine Ära geht zu Ende“, sagte Martin Steiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Energiedienst Holding, zum Rücktritt des bisherigen Präsidenten Hans Kuntzemüller. Seit 1993 war Kuntzemüller Mitglied des Verwaltungsrats, seit 19 Jahren stand er dem Gremium vor. Mit großer Mehrheit wurde anschließend der Schweizer Dominique Candrian als Kuntzemüllers Nachfolger gewählt. Der promovierte Volkswirt mit langjähriger Erfahrung in der Energiebranche ist bereits seit 2005 Mitglied des Verwaltungsrats. „Die Reise wird kein Spaziergang, eher eine flotte Bergwanderung“, sagte Candrian im Hinblick auf die kommenden Herausforderungen.
Seit Jahren hat Energiedienst mit sinkenden Einnahmen zu kämpfen. Dies liege in erster Linie an betriebsfremden Faktoren, wie Geschäftsführer Steiger den gut 100 anwesenden Aktionären erläuterte. Der Wettbewerbsdruck durch anhaltend niedrige Strompreise sowie der teilweise äußerst intensive Wettbewerb setzte allen Unternehmen der Branche zu. Trotzdem sei es 2016 gelungen, mit einem betrieblichen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 45,3 Millionen Euro (2015: 50,4 Millionen Euro) deutlich über der Prognose von 30 bis 40 Millionen zu liegen. Der Jahresgewinn reduzierte sich von 39,3 Millionen auf 31,2 Millionen Euro, der Stromabsatz sank ebenfalls um sieben Prozent auf 8,8 Milliarden Kilowattstunden (Vorjahr: 9,4 Milliarden).
Mit der im April vergangenen Jahres verabschiedeten neuen Strategie sieht sich die Unternehmensgruppe auf einem guten Weg. Nicht weniger als eine „eigene Energiewende für den Kunden“ durch Dezentralisierung strebe man an, so der scheidende Verwaltungsratspräsident Kuntzemüller. Neben Kooperationen mit Kommunen und Unternehmen sollen auch Einzelkunden bei der Anschaffung von eigenen Energieerzeugern wie Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen unterstützt werden, erläutert Steiger. Weiter gefördert werden soll auch das E-car-sharing mit weiteren Ladesäulen und Fahrzeugen. Durch intelligente Vernetzung der verschiedenen Systeme soll so ein „ganzheitlicher Ansatz“ der Energiemanagements realisiert werden, sagte Steiger zusammenfassend.
Der Wandel zeigt sich auch in der Neubesetzung der zwei vakanten Positionen im Verwaltungsrat. Neben Hans Kuntzemüller hatte sich auch Peter Everts nicht mehr zur Wahl gestellt. Mit Ralph Hermann, einem Schweizer Kommunikationsspezialisten, und Claudia Wohlfahrt, langjährige Strategieentwicklerin in der Energiebranche, wurde nun auch im Verwaltungsrat ein Kulturwandel angestoßen. Die bisherigen Mitglieder Bernhard Beck, Bruno Knapp, Christoph Müller, Eric Peytremann, Phyllis Scholl, Stefan Webers und Marc Wolpensinger wurden jeweils mit großer Mehrheit bestätigt.
Das Unternehmen
Die Energiedienst-Gruppe ist eine regional und ökologisch ausgerichtete deutsch-schweizerische Aktiengesellschaft. Seit 1999 erhalten alle Haushaltskunden Ökostrom, seit 2011 ist klimaneutrales Gas im Angebot. Weiterhin bietet das Unternehmen intelligent vernetzte Produkte und Dienstleistungen an. Die Energiedienst-Gruppe beliefert mehr als 270 000 Kunden mit Strom und beschäftigt dafür 840 Mitarbeiter, davon etwa 40 Auszubildende. Zur Unternehmensgruppe gehören die Energiedienst Holding AG, die Energiedienst AG, die ED Netzte GmbH, die EnAlpin AG im Wallis sowie die Tritec AG. Weitere Informationen im Internet (www.energiedienst.de).