Christoph Dennenmoser und Markus Vonberg

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hilft Menschen auf der ganzen Welt – bei Naturkatastrophen, Hungersnöten, Epidemien oder bewaffneten Konflikten. In über 40 Ländern sind haupt- und ehrenamtliche Helfer der Organisation tätig.

Schon mehrmals war nach Katastrophen Christoph Dennenmoser (57) aus dem Laufenburger Stadtteil Grunholz im Einsatz. Der hauptberufliche Notfallsanitäter ist seit 20 Jahren Katastrophenbeauftragter des DRK-Kreisverbands Säckingen. Er arbeitete in Liberia in einer Ebola-Station, betreute Flüchtlinge auf Lesbos, zuletzt war er als Notfallsanitäter in der Ukraine.

Nach der furchtbaren Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien wurde Dennenmoser deshalb von Freunden oder Kollegen sofort gefragt, ob er die Koffer schon gepackt habe. „Habe ich nicht, aber die Reisekiste, die ich für meine Utensilien für meine Auslandskatastropheneinsätze verwende, wäre schnell gepackt“, sagt er.

„Natürlich verfolge ich die Nachrichtenlage aufmerksam und informiere mich aktiv. Allerdings bedeutet die Größe einer Katastrophe nicht automatisch einen Auslandseinsatz für mich als Helfer des DRK“, erklärt Dennenmoser. Je nach Ausbildung und Ausstattung würden die jeweiligen nationalen Rotkreuzgesellschaften Katastrophenlagen auch ohne Hilfe aus dem Ausland aus eigenen Ressourcen bewältigen

Das Rote Kreuz ist in 192 Ländern der Erde jeweils durch eine nationale Rotkreuz- oder Rothalbmondgesellschaft aktiv und vertreten. Diese nationalen Gesellschaften sind die ersten, die in einer Katastrophe aufgeboten werden. Diese seien bereits im Land vor Ort und kennten sich dort aus, so Dennenmoser. In manchen Fällen brauche es nur finanzielle Unterstützung, um die Kosten für den Einsatz und das Material zu decken. Bei besonderen Katastrophen würden spezialisierte Helfer ausländischer Rotkreuzorganisationen herangezogen.

In der internationalen Katastrophenhilfe haben die verschiedenen nationalen Gesellschaften verschiedene Schwerpunkte und halten Material und Personal in Emergency Response Units (ERU, deutsch: Notfall-Einsatzeinheiten) vor, erklärt Dennenmoser. Es gebe solche Einheiten für medizinische Unterstützung, von der Basis-Gesundheitsstation bis zur kompletten Klinik. Es gebe sie für die Aufbereitung von Wasser zu Trinkwasser und den Umgang mit den Abwässern und Hygieneaufklärung. Es gebe ERUs für Logistik, die Verteilung von Hilfsgütern, IT und für die Unterbringung der Einsatzkräfte.

Welche Rolle spielt das Deutsche Rote Kreuz?

Das Deutsche Rote Kreuz stellt in diesem internationalen Zusammenhang Einheiten und Material für eine komplette Klinik, für Trinkwasseraufbereitung und den Bau von Sanitäranlagen sowie für ein Base Camp zur Unterbringung von bis zu 60 Einsatzkräften. Dennenmoser: „Das Material dazu ist in Berlin direkt am Flughafen gelagert und kann gegebenenfalls schnell verschickt werden.“

Ähnliche Einheiten werden aber auch von anderen nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften bereitgestellt, berichtet der Katastrophenhelfer aus Grunholz. Zeltkrankenhäuser stellten zum Beispiel unter anderem auch das Kanadische und das Japanische Rote Kreuz, Trinkwassergruppen das Österreichische und Spanische Rote Kreuz.

Da Ausstattung und Arbeitsweise weitgehend einheitlich sind, werden Teams im Einsatzfall sehr oft international zusammengestellt. Dennenmosters zehnköpfiges Team 2020 auf Lesbos kam zum Beispiel aus vier Ländern.

Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verladen an einer Halle am Flughafen BER Hilfsgüter für die vom Erdbeben betroffenen ...
Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verladen an einer Halle am Flughafen BER Hilfsgüter für die vom Erdbeben betroffenen Regionen in der Türkei. | Bild: Fabian Sommer

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Nach dem Erdbeben in der Türkei war das DRK schwerpunktmäßig in der Lieferung von Hilfsgütern aktiv und transportierte 114 Tonnen Zelte, Decken, Matratzen und Hygienematerial dorthin, angefordert vom Türkischen Roten Halbmond.

Abklärungen für weiteren Unterstützungsbedarf laufen. Auch für Syrien. Koordiniert wird die internationale Katastrophenhilfe bei der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Genf.

Gerade solche Katastrophen wie das Erdbeben in der Türkei und Syrien machen eine gute Koordination notwendig. Wenn von 100 Tonnen Material die Hälfte nicht benötigt würde, wäre das eine Verschwendung von Ressourcen und vor allem von Spendengeldern. Finanziert wird die Rotkreuzarbeit nämlich über Spenden und öffentlichen Zuwendungen.

Wie kann man die Katastrophenhilfe unterstützen?

Die große Spenden- und Hilfsbereitschaft in solchen Lagen ist immer wieder erfreulich. Allerdings nimmt das DRK für solche Einsätze keine Sachspenden entgegen. Sachspenden erfordern eine umfangreiche Logistik, bei der der Transport die einfachste Übung ist. Die Spenden, sehr oft Kleidung, müssen verzollt, untergebracht und verteilt werden. Und wenn der Bedarf vor Ort gedeckt ist, bleiben oft Müllberge zurück, die entsorgt werden müssen.

Geldspenden sind wesentlich vielseitiger. Durch diese kann im betroffenen Land eingekauft werden, was dort verfügbar ist und dadurch die dortige Wirtschaft unterstützt werden.

Christoph Dennenmoser ist auch daheim für das DRK aktiv. Unser Bild zeigt den Rettungssanitäter in Laufenburg bei der Einsatzleitung ...
Christoph Dennenmoser ist auch daheim für das DRK aktiv. Unser Bild zeigt den Rettungssanitäter in Laufenburg bei der Einsatzleitung während des Slowups. | Bild: Christoph Dennenmoser

Auch eigenmächtiges Hinreisen, um vor Ort zu helfen, ist selten hilfreich. Hilfskräfte müssen in so einem Ereignis autark sein. Das heißt, sie müssen sich Unterbringung und Verpflegung selber organisieren beziehungsweise mitführen. Sonst werden sie mehr zum Hindernis als zur Hilfe. Nicht angeforderte Initiativen wurden auch schon an der Grenze oder am Flughafen wieder zurückgewiesen. Auslandshelfer im Roten Kreuz haben mehrere Lehrgänge absolviert, bevor sie in den Einsatz gehen. Deshalb engagiere ich mich neben meiner Tätigkeit im Rettungsdienst auch ehrenamtlich im DRK hier in der Region.

Das Generalsekretariat der DRK, das die deutschen Einsatzkräfte koordiniert, hat inzwischen eine generelle Abfrage bezüglich der Verfügbarkeit verschickt. Das erhöht die Flexibilität im Alarmierungsfall. Nicht immer wird daraus ein Einsatz. Falls doch, sind die Kisten schnell gepackt. Aufgrund eines privaten Unfalls werde ich aber wohl zu diesem Einsatz nicht beitragen können.

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