Die farbenprächtigen Umzüge am Fasnachtswochende oder am „Fasnachtsmändig“ (Rosenmontag) gelten als die Höhepunkte der Fasnacht, die die meisten Zuschauer anziehen. Aber die tollen Tage haben weit mehr zu bieten als nur Umzüge. Auch wer mit Karneval, Fasching und Fastnacht nicht viel anfangen kann, sollte einige Bräuche unbedingt einmal miterleben und natürlich auch wissen, was die Hintergründe sind. Hier unsere ganz subjektive Auswahl:
Wiibertag in Bad Säckingen
Was im Rheinland die „Weiberfastnacht“ ist in Bad Säckingen der „Wiibertag“: Die Frauen übernehmen für einen Tag die Macht. Herausgeputzt mit geschmückten Hüten und bunten Federboas sieht man sie an diesem Tag in der ganzen Stadt. Sie bilden quasi den Gegenpol zum männlich dominierten „Wäldertag“ am Ersten Faißen zwei Wochen vorher. In Geschäften Behörden, Kneipen und Institutionen werden die Wiiber bewirtet und verköstigt. Meist sind die Wiiber in ähnlich gekleideten Gruppen unterwegs und klappern so die ganze Stadt ab.

Hintergrund: Die Idee, dass sich die Männer für einen Tag der Fasnacht den Frauen unterordnen, gibt es im Rheinland schon seit dem Mittelalter, hat sich aber auch in der Region der schwäbisch-alemannischer Fasnacht durchgesetzt. Hier wird sie allerdings an ganz unterschiedlichen Tagen gefeiert. In Bad Säckingen entstand der Wiibertag am Dritten Faißen „Schmutzige Dunnschtig“ aus einer einzelnen Frauenfasnachtsveranstaltung, dem Wiiberklatsch.
Wann und wo? Bad Säckingen, 28. Februar 2019, den ganzen Tag.
Salm anlanden
Offizieller Start in die Laufenburger Städtlefasnacht ist die traditionelle „Salmanlandung“. Jeweils am Dritten Faißen präsentieren die Zunftbrüder der Narro-Alt-Fischerzunft 1386 Laufenburg den großen Fang, der ihnen ins Netz gegangen ist. Sie bringen den Fisch auf einem Fischerboot flussabwärts und nach dem Anlanden an der Codman-Anlage-Anlage ans deutsche Rheinufer. Mit lautem Trommelwirbel wird der Fang vom deutschen ins schweizerische Lauenburg begleitet. Danach wird auf dem Marktplatz die Laufenburger Städtlefasnacht offiziell eröffnet. Dieser traditionelle Anlass beginnt jeweils beidseits des Rheins mit der Tschättermusik.

Hintergrund: Die Lachsfischerei hat am Hochrhein, zwischen Basel und Schaffhausen, eine lange Tradition. Zum Laichen schwammen sie Salme flussaufwärts bis in schweizerische Gebirgsbäche. Laufenburg war eine Hochburg der Salmfischerei, hier gefangene Fische sollen sogar am Hof von Versailles verspeist worden sein. Mit dem Bau der Rheinkraftwerke und Staustufen im 20. Jahrhundert wurde der Lebensraum der Lachse immer weiter zerstört. Mit der Salmanlandung erinnern die Narren an die Bedeutung des Fischs, der auch als „Gold des Rheins“ bezeichnet wird.
Wann und wo? Laufenburg (D), Codmananlage, 28. Februar 2019, 16.30 Uhr.
Hemdglunki
Beim Hemdglunki-Umzug sind die Teilnehmer mit weißen Nachthemden, und -mützen bekleidet. Lautstark ziehen sie durch die Straßen, um beim anschließenden Hemdglunkiball den Auftakt der tollen Tage zu feiern.

Hintergrund: Das Wort Glunker stammt aus dem Alemannischen und bedeutet so viel wie verlottert, gammelig. Der Legende entstand der Hemdglunker-Umzug in Konstanz, als Internatsschüler auch Fasnacht feiern wollten. Sie schlichen sich in Nachthemden aus der Schule und mischten unter die Narren. Von Konstanz aus breitete sich der Brauch der Hemdglunki-Umzüge in den schwäbisch-alemannischen Raum aus.
Wann und wo? Z.B. Wehr, 19 Uhr, Umzug ab Gasthaus Krone
Fasnachtsverbrennung Bad Säckingen
Das Verbrennen der Fasnacht am Dienstagabend vor Aschermittwoch ist überall eine feste Tradition, doch nirgendwo ist sie so eindrucksvoll wie in Bad Säckingen. Treffpunkt ist zunächst der Gallusturm, wo die Gesichter aller „Hüüler“ mit weißer Farbe und schwarzen Tränen bemalt werden. Mit weißen Umhängen, weißen Mützen sowie einer Fackel in der Hand ziehen die Hüüler anschließend unter lautem Wehklagen mit dem „Böög“ durch die abgedunkelte Altstadt auf den Rathausplatz. Hier wird der Böög den Flammen übergeben. Den anschließenden Heimweg treten die Hüüler nicht auf direktem Weg an: Mit dem „Ecken auslaufen“, nehmen sie noch einige freiwillige Umwege in Kauf: Auch die engsten Winkel bekommen noch einen Besuch abgestattet.

Hintergrund: Mit der Verbrennung des Narrengeists wird landauf landab die Fasnacht endgültig ausgetrieben. Der Geist hat dabei ganz unterschiedliche Namen: Am Hochrhein sind Böög oder Bantle am häufigsten gebräuchlichen Namen. In Säckingen zählt die Verbrennung zu den ältesten der noch bestehenden Rituale. Laut Narrenzunft hat sie ihren Ursprung zu Beginn des 17. Jahrhunderts in einem Totenzug zu Zeiten der Pest.
Wann und wo? Fasnachtsdienstag, 5. März 2019, 20.11 Uhr
Buuresfasnacht
Vor allem in den protestantisch geprägten Dörfern des heutigen Landkreises Lörrach wird die teilweise recht eigentümliche Buuresfasnacht gefeiert, die stets erst nach Aschermittwoch beginnt und am folgenden Sonntag mit Fastnachtsumzügen endet. Zu den Hochburgen dieser „Alten Fasnacht“ zählen Hauingen, die heutigen Ortsteile von Weil am Rhein oder auch Hasel oder Wiechs.

Hintergrund: Die Redensart „Hinterherkommen wie die alte Fasnacht“ hat ihren Ursprung in der Buurefasnacht. Der verspätete Fasnachtstermin der „Alten Fasnacht“ wird landläufig mit der gregorianischen Kalenderreform im Jahre 1582 in begründet, die die Narren der protestantischen Landgemeinden – aus Protest gegen die vorverlegte „Herrenfasnacht“ – nicht umgesetzt hatten. Dies ist historisch aber nicht haltbar. Vielmehr soll das neue, frühere Anfangsdatum der Fasnacht 1091 festgelegt worden sein, weil man die Sonntage aus der Fastenzeit herausgenommen hatte und die nun fehlenden Tage vor dem bisherigen Beginn anfügen musste, um wieder auf 40 Tage bis Ostern zu kommen.
Wann und wo? Z.B. in Hauingen oder Hasel, Sonntag, 10. März 2019, 4 Uhr.
Liestaler Chienbäse
Der Liestaler Chienbäse-Umzug ist sicher einer der spektakulärsten Fasnachtsbräuche unserer Region. Hunderte Teilnehmer tragen dabei brennende „Chienbäse“ durch die Altstadt. Diese Besen werden in den Tagen zuvor aus Kiefernholz gebunden und können bis zu 100 Kilogramm schwer sein. Höhepunkt des Umzugs sind die etwa 20 Feuerwagen – eiserne Wagen, die jeweils mehrere Ster des brennenden Holzes tragen. Bis zu zehn Meter hoch deren die Flammen der größten Wagen – besonders spektakulär ist dies am Obertor anzusehen. Als Zuschauer gilt es besondere Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, denn die brennenden Wagen fahren eng an ihnen vorbei. Alte Kleidung und Schuhe, eine Kopfbedeckung und eine große Disziplin sind unabdingbar.
Hintergrund: Auch wenn der Feuerumzug archaisch wirkt, er hat noch keine lange Tradition hat. Erst in den 1920er-Jahren soll er entstanden sein, zwischenzeitlich kam es aufgrund von Sicherheitsbedenken immer wieder zu Verboten der Feuerwagen. Seit den 60er-Jahren gibt es den Umzug in seiner heutigen Form.
Wann und wo? Liestal, Altstadt, Sonntag, 10. März 2019, 19 Uhr
Basler Morgenstraich
Mit dem Morgenstraich und am Montagmorgen um Punkt 4 Uhr beginnt die berühmte Basler Fasnacht hat, die auch nach der alten Zeitrechnung gefeiert wird. Rund eine halbe Million Menschen sind zu dieser Stunde in der Stadt unterwegs, wenn sich auf einen Schlag die ganze Stadt verdunkelt und die Cliquen ihren Weg mit Pfeifen (Piccolo-Flöten), Trommeln und Laternen durch die Stadt bahnen. Der Umzug hat kein Anfang und kein Ende. Jede Clique hat ihren eigenen Weg und kreuzt dabei auch andere Cliquen. Ingesamt dauert das Spektakel 72 Stunden, die Basler sprechen deshalb von den „drey scheenschte Dääg“.

Hintergrund: Der Morgenstraich war eigentlich ein militärisches Trommelsignal, welches Truppen zusammenrief. Die Anfänge des Morgenstraichs als Auftakt zur Fasnacht sind schon aus dem 18. Jahrhundert überliefert. Trommeln war aber zunächst erst nach Tagesanbruch um 6 Uhr erlaubt. Ab 1835 galt eine großzügigere Fasnachtsverordung, seitdem gilt 4 Uhr als offizieller Start der Basler Fasnacht.
Wann und wo? Basel, Altstadt, Montag, 11. März 2019, 4 Uhr.
Alle Infos zur Fastnacht in Karlsruhe können Sie hier nachlesen.