Nach der Wiedervereinigung hatten Witze über klassische Produkte aus den volkseigenen Betrieben der abgewickelten DDR Hochkonjunktur. Unangefochten Nummer eins des Genres war der Trabi. Ein Beispiel: Porsche schleppt Trabi ab. Nach 50 Kilometern vergisst der Porschefahrer das am Seil hängende Plaste-Mobil und gibt Gas. Bei 180 Sachen auf dem Tacho drückt der Mann am Trabisteuer verzweifelt die Hupe. Sagt ein an der Straße stehender Mann zu seiner Begleiterin: „Das ist ja wohl nicht zu glauben – der Trabi will den Porsche überholen!“

Nicht weit vom Witz entfernt war im Januar vor 30 Jahren eine vom wirklichen Leben geschriebene Geschichte, die es locker ins Kuriositätenkabinett der Polizeiberichte schaffte. Sie begann mit der Routinefahrt einer Streifenwagenbesatzung auf der Bundesstraße 500. Dabei fiel den Polizisten ein Auto auf, das einen Wagen ohne Nummernschilder am Abschleppseil hängen hatte. Da musste was faul sein. Die Polizisten hielten die Kelle raus und winkten das Gespann zur Kontrolle an den Straßenrand. Dann aber war es mit der Feiertagsruhe an diesem Dreikönigstag 1989 vorbei: Der Fahrer des Gespanns trat unvermittelt voll aufs Gaspedal und rauschte mit dem anderen Auto im Schlepp davon.

Flucht mit Tempo 100

Im Polizeibericht über den Vorfall war anderntags die Rede von einer ungewöhnlichen Verfolgungsjagd. Denn sie führte durch mehrere Ortschaften, wobei das rasant flüchtende Gespann Spitzengeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern erreichte. Der Streifenwagen war ihnen dabei immer auf den Fersen. Die wilde Verfolgungsjagd endete erst in einem Hinterhof; hier gaben die Lenker des flotten Zweiers endlich auf.

Kein Führerschein und keine Zulassung

Die jetzt nicht nur wegen der fehlenden Kennzeichen fällige Kontrolle durch die Streifenwagenbesatzung erklärte das Motiv der rasanten Flucht: Der Fahrer des abgeschleppten Wagens hatte keinen Führerschein, sein Auto war weder zugelassen noch versichert. Autofahrer mit diesen Defiziten gibt es zwar immer wieder – doch nicht mit 100 Stundenkilometern am Abschleppseil.