Das Pressegespräch am Freitag mit dem Krisenstab der Kreiskliniken Lörrach machte mehr als deutlich, wie ernst die aktuelle Corona-Situation ist. Alle Teilnehmer saßen sich mit Mundschutz gegenüber. „Wir befinden uns in einer sehr dramatischen Lage“, so Bernhard Hoch, medizinischer Geschäftsführer. Einzelne Mitarbeiter, auch in Schlüsselpositionen, würden krankheitsbedingt ausfallen. Aus allen vier Kliniken seien vier Mitarbeiter an Corona erkrankt.
Wie wurde die Versorgung aufgestockt?
Die Beatmungsplätze seien im Kreiskrankenhaus Lörrach (KKH) um die Hälfte auf 15 aufgestockt worden, so Hans-Heinrich Osterhues, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Dort finde eine 24-Stunden-Betreuung im Schichtbetrieb statt. „Das ist für uns die erste Aufbaustufe“, sagt er. Erweiterungen, auch räumliche, seien möglich. Zudem gibt es im KKH Lörrach eine eigene Station für Corona-Infizierte sowie Verdachtsfälle mit mindestens 48 Plätzen, die noch erweitert werden könne. Werden die Fälle mehr, könnten Patienten mit gleichem Krankheitsbild zusammengelegt werden. Patienten, die Corona-positiv, jedoch klinisch stabil seien, würden nach Hause geschickt und darin geschult, auch dort in Quarantäne zu bleiben.

Wie ernst ist die aktuelle Lage?
„Wir haben eine sehr sehr ernste Situation“ betonte Bernhard Hoch. Die Zahl der Infizierten wird laut Osterhues noch deutlich steigen. „Wir hoffen, dass wir keine Feldlazarette aufbauen müssen, deshalb der Appell an alle: Bleibt zu Hause“, so der Chefarzt. Allein der Donnerstagabend habe gezeigt, dass sich die Einweisungen in die Klinik mit wirklich kranken Menschen verdoppelt hätten, so Osterhues. „Wir müssen den Infekt-Anstieg so steuern, dass die Kurve flach bleibt, dann können wir das gut leisten“, sagt der medizinische Geschäftsführer Bernhard Hoch. Mit einem dynamischen Anstieg gebe es Grenzen – „Ich hoffe nicht, dass wir an Grenzen stoßen“, so Hoch. Doch die Dynamik sei so unvorhersehbar, man wisse nicht, was morgen sei. „Wir laufen den Dingen immer hinterher“, sagt Hoch.
Derzeit stehe zwar alles unter dem Zeichen Corona, aber die Kliniken müssten auch weitere Patienten versorgen, etwa in der Notfallversorgung oder in der Allgemeinchirurgie und auch für diese Vorkehrungen treffen.
Wie werden die Mitarbeiter geschützt?
Viele Mitarbeiter hätten Sorgen und Ängste. Die Klinik nehme ihre Fürsorgepflicht ernst. Ältere Mitarbeiter oder jene mit Vorerkrankungen werden nicht im Isolationsbereich eingesetzt. Viele Mitarbeiter seien jetzt zuhause und erholen sich, um dann bei einem weiteren Anstieg der Infizierten wieder voll einsatzbereit zu sein. Auch intern würden die Mitarbeiter dorthin verlagert, wo sie gebraucht würden. „Wir versuchen das Allerhöchste, um unsere Mitarbeiter zu schützen“, so Hoch. Und deshalb würden sie von einer Hygienefachkraft begleitet und geschult. „Den Mitarbeitern, die sich trauen auf diesen Stationen zu arbeiten, gebührt unser höchster Respekt“ lobt Hoch.

Wer kann mithelfen?
In der Gesellschaft sei eine hohe Solidarität spürbar, so Armin Müller, Vorsitzender Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises Lörrach. Es gebe viele Menschen von außen, die ihre Mithilfe anbieten würden, was „ein wunderbares Signal“ sei. Einsatzmöglichkeiten gebe es tatsächlich in nachgeordneten Bereichen wie Logistik, Organisation oder auch in der Reinigung, in der aktuell ein hoher Krankenstand herrsche.
Was fordern die Ärzte?
„Wir fordern schon seit zwei Wochen eine bundesweite Ausgangssperre“, informiert Hoch. Dass darüber erst am Sonntag entschieden werde, sei viel zu spät. „Die Politik muss uns Zeit verschaffen, dass wir das mit unseren Möglichkeiten bewältigen können.“ Hoch formulierte gleich zu Beginn des Gesprächs einen Appell an die Bevölkerung: „Wenn die Bürger, hauptsächlich die jungen Leute, sich nicht an die Maßgaben halten, gefährden sie damit ihre eigenen Eltern und Großeltern massiv.“ Große Gruppierungen wie sie in Lörrach und Rheinfelden der Fall seien, seien verantwortungslos und schädigen alle. „Ignoranz tötet in diesen Zeiten“, fügte Osterhues hinzu.
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