Statt Sitzungssaal diesmal im Pfarrheim, mit Abstand, versteht sich: Die Bohnenviertelnarren ließen es sich nicht nehmen, Bürgermeister Martin Benz und Gefolge mit der Loki vor das Narrengericht zu bringen und dem Gemeindeoberhaupt die Missetaten der vergangenen zwei Jahre vorzuhalten. Keine Verteidigung, kein Geständnis, die Anklage war eindeutig – und das Urteil schon im Voraus beschlossene Sache.

Mit ihrer Loki holten die Erzgräber, Narrenpolizist Uwe Hecht und Zunftmeisterin Sibylle Sträsler Gemeindeoberhaupt Martin Benz und die ...
Mit ihrer Loki holten die Erzgräber, Narrenpolizist Uwe Hecht und Zunftmeisterin Sibylle Sträsler Gemeindeoberhaupt Martin Benz und die Rathausmitarbeiter zur Tagung des Narrengerichts ab. | Bild: Sabine Gems-Thoma

Es schien, so das Narrengericht, bestehend aus Jörg Burmeister, Peter Schäuble, Sibylle Sträsler und Alexander Pfähler, als wäre dem Bürgermeister der chinesische Virus gerade recht gekommen: Keine Bürgergespräche mehr, die Vision vom ruhigeren Dorf ohne Flugzeuge am Himmel umgesetzt, das Narrengericht 2021 ausgefallen. Doch das wurde nachgeholt und die Liste der Verfehlungen, die das hohe Narrengericht vorzutragen hatte, war umso länger.

Verscherbelt wurde dereinst nicht nur das ehemalige Hohentengener Feuerwehrhaus statt es einer Nutzung als Dorfhaus zukommen zu lassen – in den Augen des Gerichts eine grobe Verfehlung. Wie auch der Einsatz von Rentnern als Wanderwegpfleger und Sozialfahrten-Chauffeure oder der Versuch, sich durch Urlaub der Anklage vor dem Narrengericht zu entziehen.

Diesmal im Pfarrsaal statt im Sitzungssaal: Auch wenn vieles an Fasnacht noch nicht möglich war, morgendliches Wecken und Narrengericht ...
Diesmal im Pfarrsaal statt im Sitzungssaal: Auch wenn vieles an Fasnacht noch nicht möglich war, morgendliches Wecken und Narrengericht ließen die Bohnenvietelnarren sich nicht nehmen. | Bild: Sabine Gems-Thoma

Mehr erwartet hatten die Richter in Sachen Gesangstalentförderung auf dem Rathaus. So gab es zwar passende Hits, doch wurde der Durchbruch in den Charts mit dem Hinweis auf dienstliche Pflichten vom Gemeindechef verhindert.

Die Strafe folgt auf den Fuß

Nicht ganz uneigennützig wurde das Gemeindeoberhaupt schließlich dazu verurteilt, der Narrenzunft den im Gewerbegebiet erworbenen Unterstand als längst versprochene Einstellmöglichkeit für ihre Traditionsfahrzeuge zu überlassen. Außerdem wurde der Bürgermeister zur Umzugsteilnahme samt Mitarbeitern und Gemeinderat im nächsten Jahr verdonnert.

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Und am diesjährigen Schmutzige Dunschtig dazu, bei den Bürgern Buße für die ausgefallenen Bürgerversammlungen zu tun. Wenig zerknirscht und schmunzelnd nahm er das Urteil gelassen an. Der Narrenbaum ging in diesem Jahr an Willi Meier, den langjährigen Ansager bei den Büttenabenden und Umzügen.

Das Narrengericht (rechts Jörg Burmeister) kannte kein Pardon: Für die (coronabedingt) ausgefallenen Bürgergespräche in den letzten ...
Das Narrengericht (rechts Jörg Burmeister) kannte kein Pardon: Für die (coronabedingt) ausgefallenen Bürgergespräche in den letzten beiden Jahren sollte das Gemeindeoberhaupt, gekrönt mit aufblasbarer Krone und ausgestattet mit Trillerpfeife, Buße tun. | Bild: Sabine Gems-Thoma
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