Mit dem Ziel, den persönlichen alternativen Lebensentwurf in die Tat umzusetzen, kam vor mehr als 40 Jahren Bernd Wallaschek, der allgemein unter dem Namen Blondie bekannt ist, in den Hotzenwald. Zusammen mit seiner Frau Iris, sie ist von seiner Seite nicht wegzudenken, ist er geblieben. Einige seiner Ideen von damals sind heute selbst auf dem Hotzenwald angekommen, andere sind immer noch eher Utopie.

2021: Bernd Wallaschek hat im Hotzenwald seinen Platz gefunden.
2021: Bernd Wallaschek hat im Hotzenwald seinen Platz gefunden. | Bild: Charlotte Fröse

Nach einigen Jahren des Suchens und Findens hat es sich für den Großen mit den schulterlangen Haaren gut gefügt, wie Blondie rückblickend bekennt. Wenn sich auch manches in den Jahren anders entwickelt hat wie angedacht, die Grundeinstellung ist geblieben und die ist immer noch „Grün“ und kein bisschen leise, wenn es darum geht, dafür zu kämpfen, unseren Planeten zu bewahren und der Schöpfung Respekt sowie Anerkennung entgegenzubringen. Eher im Vorbeifahren wurde von Blondie und Iris in Giersbach ihr Haus erspäht und wenig später erworben. Das große Bauernhaus, das schon etliche Jahre auf dem Buckel hat und in Herrischried schon immer „Bienenhaus“ genannt wurde, war und ist noch heute, der Dreh- und Angelpunkt im Leben von Blondie, wo seine grünen Gedanken Nahrung finden.

Mit der Band „Kohldampf“ traten Iris (links) und Blondi Wallaschek (rechts) in den 80er Jahren in der Region auf.
Mit der Band „Kohldampf“ traten Iris (links) und Blondi Wallaschek (rechts) in den 80er Jahren in der Region auf. | Bild: privat

„Wir wollten weg vom Konsum und Karrieredenken, hin zu einem nachhaltigen Leben, mehr Naturnähe und Selbstversorgung“, beschreibt Blondie die Situation, Ende der 70er Jahre. Zusammen mit Gleichgesinnten wurde in Giersbach eine Wohngemeinschaft in Form einer Landkommune gegründet. Lange Haare, Bärte und keine „richtige“ Arbeit, diese Kombination stieße bei den Einheimischen Anfangs auf Skepsis. Durch die offene Art, mit der Blondie und seine Mitstreiter auf die Einheimischen zugingen, konnten nach und nach die Vorbehalte abgebaut werden.

Alternative Wohngemeinschaft

Die alternative Wohngemeinschaft hatte jedoch kein Bestand. Nach sieben Jahren des Zusammenlebens in wechselnden Besetzungen beschlossen Iris und Blondie, das Haus alleine zu übernehmen. Blondie ist geblieben und mit ihm Iris. Das Haus wurde beständig weiter renoviert und schon bald belebte eine Gruppe Kindergarten-Kinder das „Bienenhaus“. Daraus entwickelte sich
1990 der freie Kindergarten „Wespennest“ im alten Schulhaus in Kleinherrischwand und Blondie kümmerte sich, damals und vielerorts auch noch heute ein Novum, als Mann zusammen mit Iris, bis zu ihrem Ruhestand 2018, um die Kinder.

Zusammen mit Michael Rudigier (links) musiziert Blondie in der Formation Tomawho & Blondie seit etlichen Jahren.
Zusammen mit Michael Rudigier (links) musiziert Blondie in der Formation Tomawho & Blondie seit etlichen Jahren. | Bild: Privat

„Ich wollte aber nicht nur Rüben pflanzen, sondern auch die politische Landschaft voranbringen“, so eine Aussage die Bernd Wallaschek einmal zu seinem alternativen Lebensentwurf machte. Denn schon bald stellte sich heraus, dass die vermeintlich „heile Welt“ im Hotzenwald doch nicht so heil war. Umweltthemen wie Waldsterben, der geplante Pumpspeichersee im Lindauer Tal – der verhindert werden konnte, Atomkraftwerke in der nahen Umgebung, Bau von Hochspannungsleitungen, um nur einige wenige zu nennen, traten in den Vordergrund und ins grüne Bewusstsein. Blondie und mit ihm zusammen immer Iris, stellten sich diesen Themen. Offensiv traten sie auf und gründeten 1979, noch vor dem Bundesverband der Grünen, den Grünen Ortsverband Hotzenwald.

Für Iris und Bernd Wallaschek ist es ein wichtiges Anliegen, Arbeit und Leben zusammen zu bringen.
Für Iris und Bernd Wallaschek ist es ein wichtiges Anliegen, Arbeit und Leben zusammen zu bringen. | Bild: Privat

Die Umweltthemen wurden im Lauf der Jahre nicht weniger. Widerstand wurde so zum Beispiel erfolgreich dem geplanten und 2008 vorgestellten Pumpspeicherkraftwerk Atdorf entgegen gebracht. Erst kürzlich stellte sich Blondie mit einer Petition hinter die Gegner der Renaturierung des Schwarzenbächles an der Schwarzen Säge bei Görwihl, allerdings ohne Erfolg. Ohne Erfolg blieb auch 1990 die Kandidatur für den Bundestag von Bernd Wallaschek. Bei dieser Wahl erreichten die Grünen zudem nicht die nötige Mehrheit, um im Bundestag zu bleiben. Dass jetzt schon in einer zweiten Legislaturperiode in Baden-Württemberg die Grünen die Mehrheit im Landtag haben, wäre 1990 für Blondie nicht denkbar gewesen. Die Freude darüber ist heute umso größer.

Die Musik war schon immer ein Thema und ein ständiger Begleiter im Leben von Blondie. Sei es mit der ersten Band „Fadenschein“, die mit ihren kritisch, philosophischen Texten in der Zeit der Friedensbewegung offene Türen bei den Zuhörern einrannte, oder mit der Gruppe „Blue Station“, welche noch heute als Blues-Cover-Band gelegentlich auf der Bühne steht. Zusammen mit Michael Rudigier musiziert Blondie in der Formation Tomawho & Blondie seit etlichen Jahren. Sie wollen mit ihrer Musik „Botschafter der Schöpfung“ sein, erzählt Blondie. „Damit schließet sich der Kreis“, betont der Musiker Blondie.