Görwihl – Einen spannenden Nachmittag hat der Restaurator und Denkmalpfleger Henning Großeschmidt den Beteiligten der Besprechung zur neuen Heizungsanlage für die Görwihler Pfarrkirche geboten. Ausgesprochen lebendig erklärte er das von ihm seit 1983 am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München anhand von Maßnahmen in Archiven und Museen immer weiter perfektionierte Heizsystem, das nun auch auf den großen Kirchenraum der Görwihler Pfarrkirche angewendet werden soll.

Temperieren statt heizen lautet Henning Großeschmidts Credo. Das Prinzip des Temperierens basiert auf der Warmluftheizung (Hypokauste) der alten Römer. Dabei wird die Wand mit warmer Luft durchströmt, ohne dass hierfür eine hohe Oberflächentemperatur notwendig wäre. Dünne Kupferrohre im Sockelbereich sowie auf Brüstungshöhe werden knapp unter dem Verputz entlang der gesamten Außenwände verlegt und mit heißem Wasser durchströmt. Durch Wärmeabgabe an die Wand entsteht eine Feuchtigkeitssperre im Sockelbereich. Zudem wird mit der Wärmestrahlung ein dünner Luftfilm aufgeheizt, der an der Wand hochsteigt. Eine zugfreie Temperierung entsteht, wobei die Raumluft dieselbe Temperatur annimmt wie die Außenwände.

„Es liegt an der Art der Wärmeverteilung, ob wir uns behaglich fühlen“, erklärte Großeschmidt, nachdem er eine Hand an eine Außenwand gehalten und mit einer Wärmebildkamera den verblüffenden Beweis angetreten hat, dass die Wärme der Hand minutenlang sichtbar an der Wand ihre Spur hinterlässt. Und schnell leuchtete damit seine weitere Ausführung ein, dass eine noch so ausgefeilte Heizung nichts nütze, wenn die Wand kalt bleibt. Die Römer hätten, so Großeschmidt weiter, ganz selbstverständlich auch in unseren Breiten Bäder angelegt und sogar bei Minusgraden im Winter dank der mit warmem Rauch gefüllten Zwischenräume zwischen Wand außen und mit Mosaik verkleideter Innenwand mühelos einen Temperaturunterschied von 60 Grad Celsius halten können.

Einmal in Gang gesetzt, werden die Kirchenwände stets auf dem gleichen Wärmeniveau gehalten, wodurch keinerlei störender Luftzug entsteht und auch die Luftfeuchtigkeit konstant bleibt. Zusätzliche Wasserschleifen sollen dort, wo der jetzige Boden wegen des Labyrintheinbaus abgenommen wird, installiert werden.

Der Restaurator und Denkmalpfleger Henning Großeschmidt rechnet auch nicht mit einem großen Wärmeverlust durch die Türöffnungen, da hierdurch die Wandtemperatur nicht tangiert wird. Hingegen sind die Einsparungen bei der Wahl des Einbaus dieses Heizsystems gravierend, und auch die Energieeinsparung sollte sehr deutlich sein, sobald das System läuft.