Frauen waren die Kern-Zielgruppe der DHV-Bildungsstätte Bad Säckingen, das nun zum Jahresende schließt. Speziell Mütter, die nach Mutterschutz und Elternzeit wieder zurück in den Arbeitsmarkt strebten und sich fachlich qualifizieren wollten. Nach einer dreijährigen Halbtags-Ausbildung konnten die Frauen die IHK-Prüfung als Kauffrau für Büromanagement (früher Bürokauffrau) absolvieren. Der Unterricht war dabei so organisiert, dass er in gewissem Rahmen sogar in Gleitzeit besucht werden konnte – ideal zugeschnitten für alleinerziehende Mütter.

Kim Maria Wölk hat hochmotiviert ihre Ausbildung begonnen.
Kim Maria Wölk hat hochmotiviert ihre Ausbildung begonnen. | Bild: Obermeyer, Justus

Welche große Bedeutung die DHV-Kurse haben können, zeigt das Beispiel von Kim Maria Wölk. Die 33-Jährige hat schwierige Jahre erlebt, die sie nun hinter sich lassen will. Nachdem sie im Alter von 17 Jahren eine erste Ausbildung abgebrochen hatte, hangelte sie sich von einem Niedriglohn-Job zum nächsten – und rutschte schließlich in Hartz IV. Die Wende in ihrem Leben kam mit der Geburt ihrer Tochter vor drei Jahren.

Raus aus Hartz IV

„Mir war klar, dass ich schnell wieder aus Hartz IV raus muss. Ich wollte für mich und meine Tochter selbst sorgen.“ Doch die schlecht bezahlten Aushilfsjobs reichten kaum, um die Familie über Wasser zu halten. In einem Berufsvorbereitungskurs lernte sie das Angebot des DHV-Lernbüros kennen und die Motivation für eine weitere Ausbildung wuchs: „Das war für mich eine zweite Chance, die ich unbedingt nutzen wollte“, erzählt die Mutter aus Laufenburg begeistert.

Bildungsgutschein nur auf Umwegen

„Doch beim Jobcenter in Waldshut hielt man mich nicht für ausreichend qualifiziert und hat mir keinen Bildungsgutschein ausstellen.“ Die wieder entdeckte Motivation von Kim Maria Wölk bremste dies aber nicht: Nach einem Jahr Wohnungssuche zog sie mit ihrer Tochter in den Nachbarkreis – damit wurde das Jobcenter Lörrach der Agentur für Arbeit für sie zuständig. „Innerhalb kürzester Zeit hatte ich den ersehnten Bildungsgutschein“, so Wölk. Und nicht nur das: „Beim Jobcenter wurde mir bescheinigt, ich sei die perfekte Kandidatin für die Ausbildungsmaßnahme.“ Im September konnte sie im DHV-Lernbüro Lörrach ihren Kurs beginnen – zusammen mit vielen anderen ebenso hochmotivierten Frauen zwischen 23 und 54 Frauen.

Hohe Integrationsquote

Für Hans Hebeisen ist es nun besonders tragisch, dass gerade alleinerziehende Mütter im Landkreis Waldshut nun kaum noch eine Chance auf eine berufliche Qualifizierungsmaßnahme haben. 90 Prozent der Teilnehmerinnen hätten nach ihrer Ausbildung eine qualifizierte und gut bezahlte Festanstellung gefunden und konnten so wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.

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