Das Lernbüro der kaufmännischen Bildungsstätte der DHV in Bad Säckingen ist Geschichte. Wie Geschäftsführer Hans Hebeisen mitteilt schließt das Lernbüro in der Bad Säckinger Mumpferfährstraße nach 27 Jahren seinen Betrieb. „Sowohl die Ausbilder als auch die Räumlichkeiten sind gekündigt. Der Auszug steht unmittelbar an“, so Hebeisen.
Als Grund für die Schließung der gemeinnützigen Bildungseinrichtung nennt Hebeisen die mangelnde Unterstützung durch das Jobcenter, das unter der Regie des Landratsamts Waldshut steht. „Das Jobcenter Waldshut stellte in den letzten zehn Jahren nur noch drei Bildungsgutscheine aus“, kritisiert der Leiter des Lernbüros. Als Begründung habe Landrat Martin Kistler mitgeteilt, dass es nicht genügend geeignete Bewerber für eine solch qualifizierte Berufsausbildung im Landkreis gebe. „Damit stellt der Landrat der Kreisbevölkerung ein verheerendes Zeugnis aus“, kritisiert Hebeisen.
„Fakt ist, dass wir nicht genügend Teilnehmer in Bad Säckingen haben und die Umschulung/Ausbildung in unserem Lernbüro einstellen müssen.“ Der Standort Bad Säckingen konnte laut Hebeisen in den vergangenen zehn Jahren nur aufgrund der Bildungsgutschein am Leben erhalten werden, die von der Agentur für Arbeit und vor allem vom Jobcenter Lörrach ausgestellt wurden.
Laufende Kurse werden noch beendet
Im Moment befinden sich im DHV-Lernbüro noch 16 Frauen in der Ausbildung und werden diese im Januar 2023 mit der IHK-Prüfung beenden. Neue Kurse, Aus- und Fortbildungen wird es am Standort Bad Säckingen nicht mehr geben. Als tragisch empfindet es Hans Hebeisen, dass es nun im Landkreis Waldshut für Frauen mit Kindern keine Chance mehr gibt, eine qualifizierte Berufsausbildung im kaufmännischen Bereich zu erlangen. Das DHV-Lernbüro war die einzige Bildungseinrichtung in der Region, die für alleinerziehende Frauen eine Teilzeitumschulung und dies mit Gleitzeit ermöglichte.
Hebeisen kritisiert Bildungspolitik des Landkreises
Hebeisen sieht in der Förderpolitik des Jobcenters Waldshut erhebliche Schwächen und Versäumnisse. Seine Kritik: „Während man im Nachbarkreis Lörrach und auch bundesweit auf Qualifizierung und Ausbildung setzte, vermittle das Jobcenter Waldshut überwiegend in Jobs und dies meist im Niedriglohnsektor! Es wird Zeit, dass das Jobcenter Waldshut und der Landrat die Zeichen der Zeit erkennt.“
Schon seit einiger Zeit stand das Bad Säckinger Lernbüro auf der Kippe. Nahezu alle politischen Parteien hatten sich im Vorfeld für den Erhalt des DHV-Lernbüros eingesetzt. Hebeisen bedankt sich daher bei der FDP, der SPD, den Grünen und bei den Freien Wählern für ihr Engagement. „Aber all dieser Einsatz vermochte es nicht, den Landrat, beziehungsweise das Landratsamt als vorgesetzte Stelle des Jobcenter umzustimmen“, so Hebeisen. Nun gingen 27 Jahre erfolgreiche Arbeit zu Ende. In dieser Zeit hätten knapp 500 Teilnehmer eine qualifizierte Berufsausbildung abgeschlossen und seien gut in die Arbeitswelt integriert worden.