Der Verein „Helfer mit Herz“ ist noch jung, aber bereits eine feste Größe in der Obdachlosenhilfe. Sein größter Wunsch – ein eigenes Vereinsheim – könnte in absehbarer Zeit in Erfüllung gehen.

Es ist Samstagmittag. Bei frischen Temperaturen haben sich Obdachlose und Bedürftige auf dem Bahnhofsplatz versammelt, wo Mitglieder und Helfer des Vereins Tische mit gespendeten Lebensmitteln, Kleidung und warmen Mahlzeiten aufgebaut haben. Dort finden die Menschen nicht nur Verpflegung, sondern auch freundliche Worte und offene Ohren. Rund 60 „Schützlinge“ betreut der junge Verein nach eigenen Angaben. Dazu zählen nicht nur Obdachlose, sondern auch Bedürftige und Geflüchtete.

Schar der Helfer wächst kontinuierlich – die der Bedürftigen aber auch

Ende 2021 haben 14 Gründungsmitglieder den Verein ins Leben gerufen. Mittlerweile zählt er 26 Aktivmitglieder und eine Reihe von verlässlichen Helfern. Bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend wurde beschlossen, kostenlose Tagesmitgliedschaften anzubieten für diejenigen, die helfen, sich aber nicht fest binden wollen.

Diese Personen genießen dank der Tagesmitgliedschaft bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit vollen Versicherungsschutz. Damit hofft der Verein, weitere dringend benötigte Unterstützer zu gewinnen. „Wir haben in zwei Jahren viel erreicht, und ohne die Helfer hätten wir dies nicht geschafft“, dankte die Vorsitzende Sabrina Steuck. Der Verein wird auch von Privat- und Geschäftsleuten sowie Lebensmittelgeschäften unterstützt.

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Supermärkte und Lebensmittelhändler spenden Waren

Am Freitagabend sammeln die Helfer in den Supermärkten Lebensmittel ein, die sie samstags ab 13 Uhr am Bahnhof verteilen. Sie kochen in ihren Privatküchen auch Gerichte, denn „für viele Schützlinge ist unser Stand die einzige Möglichkeit, einmal in der Woche eine warme Mahlzeit zu bekommen“, erklärte Beisitzerin Nelly Küme.

Und am Mittwochabend holen die Helfer Backwaren bei der Bäckerei Pfeiffer ab und verteilen sie am Bahnhof. Zum Verein kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft im Alter von 15 bis über 90 Jahren. Mittlerweile haben sie zu den Helfern ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut. „Das ist für uns das schönste Geschenk“, so Sabrina Steuck.

Daneben kümmert sich der Verein auch um zwei der vier Notunterkünfte in der Stadt. Kassiererin Lilia Heyn berichtete, dass es in einer Unterkunft Reibungspunkte wegen der Ruhezeiten und des Hygieneplans gegeben habe.

Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ stellten die Helfer zusammen mit Bewohnern einen Putzplan auf. „Letztlich haben die Parteien viele der Probleme selbst gelöst“, erklärte Lilia Heyn. Aber manchmal macht man auch die Erfahrung, dass selbstlose Hilfe nicht zwangsläufig geschätzt wird.

Beisitzerin Jenny Seib berichtete, dass das Angebot, den Schützlingen Kaffee und Kuchen mitzubringen und sie zu Gesprächen einzuladen, nicht sofort angenommen worden sei. „Viele haben schlechte Erfahrungen gemacht und Angst, enttäuscht zu werden“, erklärte Nelly Küme.

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Eigenes Vereinsheim könnte Arbeit in vielerlei Hinsicht erleichtern

Im Moment verbringen die Helfer viel Zeit damit, zwischen dem Lager, ihren Privatküchen und der Essensausgabe zu pendeln. Der größte Wunsch ist daher ein Vereinsheim. Die Erfüllung schien bereits zum Greifen nah, denn ein Gönner wollte eine Doppelhaushälfte für diesen Zweck zur Verfügung stellen.

Ein Antrag auf Nutzungsänderung sei jedoch nicht genehmigt worden, heißt es dazu vom Verein. Nun soll die Doppelhaushälfte verkauft und der Erlös dem Verein gespendet werden. Der Verein wolle dann von der Stadt ein Grundstück kaufen und darauf sein Heim errichten.

Damit wären Lager und Vereinsküche an einem Ort vereint, und die Schützlinge hätten nicht nur einen Gemeinschaftsraum, sondern auch Sanitärräume, wo sie sich waschen und saubere Kleidung bekommen könnten. „Es soll ein Ort werden, an dem jeder mit offenen Armen empfangen wird, allerdings können wir keine Schlafplätze bieten“, so Pressewartin Kathrin Wolfrum.

Bürgermeister Alexander Guhl beglückwünschte den jungen Verein sowie die Helfer: „Es ist beeindruckend, wie viel Engagement und Idealismus Sie an den Tag legen“.