Der Entwicklungsschwerpunkt Sisslerfeld im Kanton Aargau gegenüber der Stadt Bad Säckingen war in dieser Woche Thema im Planungsausschuss des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee. Landrat Martin Kistler und Verbandsdirektor Sebastian Wilske machten bei der Tagung im Waldshuter Landratsamt deutlich, dass durch dieses Projekt mit etwa 11.000 neuen Arbeitsplätzen, auf der deutschen Seite erheblichen Wohnraumbedarf auslösen wird.
11.000 neue Arbeitskräfte brauchen Wohnungen
Bürgermeister Alexander Guhl fürchtet gar Spannungen und einen Verdrängungswettbewerb auf dem Wohnungsmarkt rund um die Trompeterstadt durch finanzkräftige Arbeitnehmer aus der Schweiz.
Parallel zum aargauischen Planungsverband beschäftigt sich nun auch der Regionalverband Hochrhein-Bodensee (mit den Landkreisen Waldshut, Lörrach und Konstanz) mit den Herausforderungen, die das Projekt mit sich bringt.
Stuttgart finanziert Studie zum Sisslerfeld
Sebastian Wilske verkündete der Versammlung, dass das Land den Antrag zur Studie „Mehr Wohnungsbau ermöglichen – Raumordnung und interkommunale Kooperation als Wege aus der Wohnungsnot“ genehmigt hat. Somit werde dieses Projekt mit 90 Prozent der Kosten bezuschusst. Anhand von Erfahrungswerten könne als sicher gelten, dass 40 Prozent der Fachkräfte im Sisslerfeld den Wohnort auf der deutschen Seite haben werden, erläuterte Wilske. Mit einbezogen in die Forschungsarbeit werden Maßnahmen im Bereich der Wohnfolgeanlagen (z.B. Kitas, Schulen, Verkehrsmittel, Freizeiteinrichtungen, Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung), Infrastruktur und Mobilität.
Verdrängungswettbewerb auf dem Mietmarkt droht
Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl erklärte, dass man in die Phase einer „exakten Betrachtung“ übergehen und den nächsten Schritt machen müsse. Er sieht auf die Wohnungswirtschaft in einem schon jetzt angespannten Wohnungsmarkt große Probleme zukommen. Er fürchtet gar einen Verdrängungswettbewerb, weil Arbeitnehmer aus der Schweiz schlicht mehr verdienen und deshalb mehr für Wohnraum bezahlen könnten als Menschen, die hier ihren Lebensmittelpunkt hätten. Offen sei, welche Art von Wohnungen für die Fachleute aus aller Welt gebraucht würden.
Neues Gewerbe bringt nicht nur Vorteile
Guhl sieht eine weitere Abwanderung von Fachkräften aus der Region in die Schweiz, was durch das Projekt Sisslerfeld verstärkt werde. Es gelte nun, Rücksprache mit kommunalen Gremien aus der Raumschaft zu nehmen und Vor- und Nachteile des Entwicklungsprojekts im Aargau zu erörtern.
Mehr Menschen auf der deutschen Rheinseite würden auch neue Herausforderungen für Mobilität und Infrastruktur bedeuten, betonte Guhl. Er spricht von einer zwiespältigen Situation für die Region „Aber wir wollen nicht zum besseren Parkplatz degradiert werden.“ Landrat Kistler sagte, dass Nutzen und Chancen gleich verteilt werden müssen und deshalb mit der Schweizer Seite eine Vereinbarung getroffen werden sollte. „Das hat eine große politische Dimension“, machte Kistler deutlich.
Kindergärten, Schulen und Verkehr stehen vor großen Herausforderungen
Ruth Cremer-Ricken aus Bad Säckingen (Grüne) sieht „sehr großen Druck auf uns zukommen“. Sie nannte Schulen und Kitas, die schon jetzt personelle Probleme hätten: „Diese Lasten werden schnell auf uns hereinbrechen. Und es wird einen Wettbewerb um Miet- und Wohnraum geben.“ Die Flächen für neuen Wohnraum seien wegen des hohen Bedarfs schnell ausgeschöpft: „Für spätere Generationen ist dann nichts mehr da.“ Deshalb müsse sorgfältig damit umgegangen werden.
„Das Sisslerfeld müssen wir als Herausforderung betrachten“, sagte Rheinfeldes Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. Für das zu erwartende seigende Verkehrsaufkommen brauche es Kompensation. Es sei erforderlich, dass sich auf „prominenter politischer Ebene“ etwas formiere. Michael Thater, Bürgermeister aus Wehr, machte noch einmal die grenzüberschreitende Bedeutung des Entwicklungsprojekts Sisslerfeld deutlich: „Dieses Projekt müssen wir als Regionalverband begleiten!“