Bald ist es so weit: Drei lange Ausbildungsjahre neigen sich dem Ende. In einem halben Jahr wird sie die Abschlussprüfungen schreiben. Sina Strittmatter wird dann ausgebildete Verwaltungsfachangestellte sein. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER wirbt sie für diesen Beruf und beschreibt, was man in den Ausbildungsjahren als Verwaltungs-Azubi erwarten kann.
Langweilige Büroarbeiten, Papierkram und das tägliche Ausfüllen der gleichen Dokumente – all das waren Sina Strittmatters Vorstellungen über den Verwaltungssektor. Früher einmal wollte sie eigentlich Ernährungsberaterin werden, erzählt die 20-Jährige. Doch nach einem Praktikum als Justizfachangestellte am Amtsgericht Bad Säckingen erkannte sie: Das Büro ist doch kein so langweiliger Ort. Der Ausbildungsstart fiel dann auf das Corona-Jahr 2021 mit all seinen außergewöhnlichen Herausforderungen in der Verwaltung.
„Man schnuppert überall einmal rein“
Eine große Überraschung in der Ausbildung sei die Abwechslung gewesen. „Man schnuppert überall mal rein“, erklärt die Auszubildende. Die knapp drei Jahre im Rathaus hätten sich eher wie ein Dauerpraktikum angefühlt. Zwischen vier und sechs Monaten arbeitet man in einem Fachgebiet und kann so für sich entscheiden, in welches Amt man am besten hineinpassen würde, erläutert Sina Strittmatter.

Nach ihrer Zeit auf dem Gewerbeamt hätte sie beispielsweise erst realisiert, wie viele Unternehmen es in Bad Säckingen gebe. Auf dem Standesamt warteten wiederum ganz andere Aufgaben auf sie, wie etwa das Schreiben einer Traurede. Auch der direkte Kontakt mit Bürgern auf dem Meldeamt oder der Touristeninformation hat der offenen 20-Jährigen Spaß gemacht. Für Menschen mit mehr Berührungsängsten gebe es aber auch Abteilungen ohne viel Kundenkontakt.
„Ein Mathegenie muss man aber nicht sein“
Fähigkeiten, die man für die Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte mitbringen müsse, seien gute Deutschkenntnisse. Rechtschreibung und Grammatik brauche man einfach, zum Beispiel für das Schreiben eines Briefes. „Ein Mathegenie muss man aber nicht sein“, schmunzelt Sina Strittmatter und fügt hinzu: Mathe habe während der Schulzeit auch nicht zu ihren Lieblingsfächern gehört. Dennoch habe ihr sogar die Zeit auf dem Rechnungsamt letztlich Freude bereitet.
Die Digitalisierung kommt bald in die Verwaltung
Welche Fähigkeiten muss ein Azubi in der Verwaltung grundsätzlich mitbringen? Bernd Oßwald, Verantwortlicher für Personal und Auszubildenden im Bad Säckinger Rathaus, hält vor allem soziale Kompetenzen für besonders wichtig. Er versteht das Rathaus als interne Dienstleistung für die Bürger und deshalb müsse man sich untereinander abstimmen. Wichtig werde in Zukunft auch der digitale Sektor, so Oßwald. Die Digitalisierung in der Verwaltung sei noch in ihren Anfängen, werde allerdings schon bald viele manuelle Verfahren ersetzen. „Da kommt noch ganz viel“, betont der Ausbilder.
Digitalisierung sei schon im Bewerbungsverfahren wichtig. „Das läuft jetzt alles digital, und wenn man möchte, kann man sich sogar über das Handy bewerben“, beschreibt der Sachleiter für Personal.
Das Rennen um die Auszubildenden für das Jahr 2024 beginne schon jetzt, meint Bernd Oßwald. Er sei stolz, dass man für den diesjährigen Einstieg im September bereits zwei Auszubildende gefunden habe. Ein Grund für die sinkenden Bewerberzahlen seien oftmals die veränderten Ansprüche der jungen Schulabgänger. Viele Jugendliche wollten erst einmal studieren und deshalb viel später ins Berufsleben einsteigen, mutmaßt Bernd Oßwald.