Nach 2014 und 2019 konnte die Trompeterstadt nun bereits zum dritten Mal den European Energy Award (EEA) in Karlsruhe entgegennehmen. In sechs verschiedenen Maßnahmenbereichen können Kommunen jeweils Punkte sammeln und sich – bei entsprechender Leistung – prämieren lassen. Umweltministerin Thekla Walker, die die Auszeichnung übergab, weiß um die Wichtigkeit der Städte und Gemeinden: „Ohne die Kommunen geht es nicht: Sie sind zentrale Mitstreiter auf dem Weg bis 2040 klimaneutral zu wirtschaften, zu heizen, Energie zu erzeugen und mobil zu sein.“

Ende der 1990er wurde der EEA als Instrument zur fortlaufenden Umsetzung, Steuerung und Kontrolle der klimarelevanten Aufgaben auf kommunaler Ebene entwickelt. Die Auszeichnung soll messbare Erfolge aufzeigen. Deutschlandweit nehmen 289 Städte und Gemeinden sowie 60 Kreise teil. Allein in Baden-Württemberg sind es 153 Städte und Gemeinden und 28 Landkreise. Somit stammt rund die Hälfte der Kommunen, die am Award teilnehmen, aus dem Ländle.

Schlechtere Bewertung als 2019

Trotz der tollen Leistung und der Bemühungen seitens der Stadt, schleicht sich ein kleiner Schönheitsfehler ein: Im Vergleich zur letzten Prüfung vor zwei Jahren hat die Trompeterstadt fünf Prozentpunkte verloren. Statt den vorher erreichten 68 Prozentpunkten, zählt die Stadt aktuell „nur“ noch 63 – 75 Prozent wären Goldstandard. Bis zum Erreichen der Klimaneutralität muss in der Stadt deshalb noch einiges passieren. Doch welchen Grund hat das rückläufige Ergebnis?

Rüdiger Fleck, Geschäftsführer der Energieagentur Regio Freiburg, kennt die Antworten darauf. Die Klimabemühungen der Stadt seien nicht rückläufig, sondern die Bewertungskriterien seien verschärft worden. Die Erwartungshaltung des EEA orientiere sich dabei an der Politik, die das Klimaziel in den letzten Jahren um zehn Jahre vorgezogen hat. Statt 2050 solle die Klimaneutralität nun bereits 2040 erreicht werden.

„63 Prozent sind super“, lobte Fleck die „enormen Anstrengungen“ und die Arbeit des Energieteams der Stadt rund um Ralf Däubler in der Gemeinderatssitzung am Montagabend. Dennoch: „Die Stadt muss noch mal ordentlich anziehen, um da voranzukommen und dazu braucht es ein starkes Team“, so Fleck. Und auch Bürgermeister Alexander Guhl stimmt zu: „Wir müssen das Tempo deutlich erhöhen.“ Fleck legte der Stadt den Einsatz eines Klimaschutzmanagers ans Herz. Dieser könnte beispielsweise regelmäßig die Treibhausdaten der Stadt mithilfe von Tracking und Monitoring auslesen. Das Problem hierbei: Personalmangel.

Scheitert der Klimaschutz am Personalmangel?

Auch die Ämter der Stadt Bad Säckingen bleiben vom Fachkräftemangel nicht verschont. Das Einstellen eines Klimaschutzmanagers sei zurzeit nicht vorstellbar. „Wir sind schon froh, dass wir im Bauamt endlich eine Stelle besetzen konnten“, betonte Guhl. Jahrelang hätten sie suchen müssen, um die Stelle zu bekleiden. Auch um nötige Sanierungen wirklich umsetzen zu können, brauche es laut Guhl „einfach mehr Personal“.

Bad Säckingen punktet in Sachen Mobilität

In den Bereichen Mobilität und Interne Organisation habe die Stadt ganz gut abgeschnitten, listet Rüdiger Fleck auf. Hier wurden jeweils über 70 Prozentpunkte erreicht. Im Bereich Kommunikation und Kooperation sogar 76 Prozent – Goldstandard. Vor allem beim Thema Mobilität sei Bad Säckingen ganz vorne mit dabei. Zahlreiche Erfolge konnte die Stadt hier in den vergangenen Jahren verzeichnen: die Gründung einer Mobilitätsagentur, das Projekt „Fahrradfreundliche Schule“ und das kommunale Elektromobilitätskonzept, um nur einige zu nennen.

Was wird bewertet?

Sechs Bereiche werden geprüft:

  • Entwicklungsplanung/Raumordnung
  • Kommunale Gebäude, Anlagen
  • Versorgung, Entsorgung
  • Mobilität
  • Interne Organisation
  • Kommunikation, Kooperation.

Den Award erhält eine Kommune, wenn sie 50 Prozent oder mehr der möglichen Punkte erreicht. Ab 75 Prozent wird der EEA in Gold verliehen. Zum Vergleich: Die Stadt Ravensburg schneidet im Südwesten mit 87 Prozent der möglichen Punkte am besten ab.

Was muss sich in Bad Säckingen bessern?

Optimierungspotenzial sieht die Energieagentur vor allem in den Bereichen Kommunale Gebäude und Anlagen sowie Entwicklungsplanung und Raumordnung. Fleck hob hier besonders die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung als wichtigsten Faktor hervor. Dort müsse die Stadt nun dringend ansetzen. Auch ein Sanierungskonzept für die städtischen Gebäude, das die energetischen Standards berücksichtigt, müsse laut Fleck her. Ein solches sei derzeit in Arbeit.

Durch das Erstellen des Stärke-Schwäche-Profils lassen sich lokale Schwachstellen und Potenziale im Bereich Energie aufspüren und mit passenden Mitteln beseitigen – sofern die Mittel denn zur Verfügung stehen.

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