Nach 27 Jahren und mehreren hundert Ausbildungsabschlüssen gehen im Bad Säckinger Lernbüro der DHV zum Jahresende die Lichter aus. Die Seminarräume und Büros in der Mumpferfährstraße sind bereits geräumt – zum Ende des Monats übergibt der Leiter der Kaufmännischen Bildungsstätte der DHV Hans Hebeisen die Räume zurück an den Vermieter.
Kritik am Landratsamt
Dass die Bildungsstätte nach vielen Jahren erfolgreicher Arbeit schließen muss, liegt nach Auffassung Hans Hebeisen vor allem am Jobcenter des Landratsamts Waldshut. „Fakt ist, dass wir nicht genügend Teilnehmer in Bad Säckingen haben. Wenn wir in den letzten zehn Jahren die Ausbildung in Bad Säckingen noch aufrechterhalten konnten, so war es dem Umstand zu verdanken, dass bislang die Agentur für Arbeit und vor allem das Jobcenter Lörrach (für die Lörracher Kreisbevölkerung) Bildungsgutscheine ausgestellt hat und somit den Standort Bad Säckingen am Leben erhielt“, so Hebeisen.
Jobcenter Waldshut habe nur drei Bildungsgutscheine in zehn Jahren ausgestellt
Vom Jobcenter in Waldshut seien binnen zehn Jahren nur drei Bildungsgutscheine ausgestellt worden. Diese Gutscheine sind notwendig, damit die Kursteilnehmer ihre Ausbildungskosten von der Agentur für Arbeit finanziert bekommen.
So viele hat das Jobcenter Lörrach ausgestellt
Zum Vergleich: Das von der Arbeitsagentur geführte Jobcenter in Lörrach hat im gleichen Zeitraum 129 Gutscheine ausgestellt, die die Teilnehmer von DHV-Lehrgängen an den Standorten Lörrach (89) und Bad Säckingen (30) nutzten.
Unterstützung der Politik blieb erfolglos
Immer wieder hatte Hebeisen in den letzten Monaten auf das extreme Missverhältnis zwischen den beiden Landkreise aufmerksam gemacht. Obwohl sich alle politischen Parteien haben sich für den Erhalt des DHV-Lernbüros eingesetzt hatten, konnte Hebeisen letztlich keine Verbesserung feststellen. „Im Jobcenter Waldshut liegen ja noch nicht einmal unsere Flyer mit unserem Angebot aus“, vermisst er jegliche Unterstützung aus Waldshut.
Die fehlende Perspektive führte letztlich auch dazu, dass Hebeisens „Plan B“ scheiterte: Er wollte das DHV-Lernbüro in einen einjährigen Schlafmodus versetzen und 2024 einen Neustart wagen. „Doch die drei angestellten Ausbilder hatten die unsichere Situation satt und das Lernbüro verlassen. Ich kann es ihnen auch nicht verdenken“, so Hebeisen zum Abgang seiner Fachkräfte.
Landrat weist Kritik zurück
Dass das landkreisgeführte Jobcenter Waldshut das Bad Säckinger Lernbüro nicht genügend unterstützt habe, weist Landrat Martin Kistler zurück. Er vermutet, dass „das konkrete Angebot des DHV-Lernbüros aufgrund der Erreichbarkeit und auch des Bestehens von Angeboten von Mitbewerbern am Ausbildungsort Waldshut womöglich nur für eine begrenzte Zahl von Bewerbern interessant sein könnte“. Dies kann Hebeisen allerdings nicht nachvollziehen: „Das DHV-Lernbüro war die einzige Bildungseinrichtung in der Region, die für alleinerziehende Frauen eine Teilzeitumschulung und dies mit Gleitzeit ermöglichte.“
Wie viele Bildungsgutscheine vom Jobcenter Waldshut in den vergangenen Jahren ausgestellt wurden, lässt sich laut Behördensprecher Tobias Herrmann nicht sagen: „Das Jobcenter Waldshut führt bezüglich den Bildungsgutscheinen keine Statistik.“
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