Ein fröhlicher Glaube mit profiliertem Protestantismus: Dies ist das Ideal, welches dem Theologen Hans-Georg Ulrichs vorschwebt. Wenn der Kirchengemeinderat seine Zustimmung erteilt, wird der 55-Jährige Anfang Oktober die Stelle als evangelischer Stadtpfarrer von Bad Säckingen antreten und damit die mehr als einjährige Vakanz seit der Pensionierung Winfried Oelschlegels beenden. Am Sonntag stellte sich Hans-Georg Ulrichs der Gemeinde im Gottesdienst und anschließend beim Kirchenkaffe vor.
Die Lesung des Tages passte genau zur Situation eines neu ankommenden Pfarrers, denn der Ausschnitt aus der Apostelgeschichte beschreibt, wie Paulus in Athen eintraf. Dort entdeckte er zahlreiche Bildnisse der heidnischen Götter und verkündete das Evangelium, worauf er gemischte Reaktionen erntete: Einige verspotteten die Lehre von der Auferstehung, andere wurden neugierig, und einige kamen zum christlichen Glauben. Eine Botschaft, die Zuversicht mache, sagte Hans-Georg Ulrichs in seiner Predigt.

Seinen spirituellen Wurzeln in Jerusalem treu bleibend, habe sich der christliche Glaube in Athen, dem Zentrum antiker Bildung, dann im Machtzentrum Rom etabliert und schließlich über Europa ausgebreitet. Paulus sei auf seiner Missionsreise lernfähig geblieben, habe sich die Lage in Athen erst angesehen, dann aber den Mut gefunden, die christliche Botschaft zu verkünden. „Er sagte seine Meinung, ohne das Andere zu verachten, und genau das müssen auch wir tun.“
Hans-Georg Ulrichs begrüßt die Ökumene: In Heidelberg führte er interreligiöse Gespräche, „aber diese schliefen irgendwann ein, weil wir immer nur die Einigkeit betont hatten“. Stattdessen solle man, bei aller Achtung vor anderen Meinungen und religiösen Überzeugungen, den Mut haben, das Eigene und Unterscheidende herauszustellen. Der „Konkurrenz“ durch Konsum, Freizeitangebote und andere Religionen sieht er gelassen entgegen, eine Herausforderung für ihn bleibt aber, der „Gleichgültigkeit in den eigenen Reihen“ zu begegnen.
Derzeit arbeitet er bei der Landeskirche im Koordinierungsbüro, das die elfte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe im September vorbereitet. Gegenüber dem Oberkirchenrat hatte Ulrichs den Wunsch geäußert, nach dem Dienst in der Verwaltung wieder in eine Gemeinde zu gehen.
Weil er bislang in Nordbaden tätig war und etwas Neues anfangen wollte, schlug er den Hochrhein vor. Dies kam der Landeskirche entgegen, denn die Stelle in Bad Säckingen war zwei Mal ausgeschrieben worden, ohne dass sich ein Bewerber gefunden hatte. So schlug der Oberkirchenrat der hiesigen Gemeinde den 55-jährigen Theologen vor. Anfang dieses Jahres hatte er sich dem Kirchengemeinderat vorgestellt, und dieses Gremium wird in seiner Sitzung am Mittwoch, 18. Mai, das letzte Wort haben.