Michael Gottstein

Einst wurde der Biber regelrecht zu Tode "geliebt" und daher fast ausgerottet, dann wurde er unter strengen Schutz gestellt, so dass er sich exponentiell vermehrte, was nicht bei allen Menschen ungeteilte Freude auslöst. Wie man Naturschutz und die Interessen der Landwirte verbinden kann, war ein Thema beim Symposium im Wildlife-Museum der Erwin-Himmelseher-Stiftung.

Biber als Fastenspeise

Eine kleine Ausstellung mit zehn Tafeln, gestaltet vom BUND, informiert über die Geschichte der Beziehung von Mensch und Biber: Einst wurden Biberpelze teuer gehandelt, und ebenso begehrt war das Drüsensekret, das als "Viagra des Mittelalters" und als "natürliches Aspirin" galt.

Auch als Fastenspeise war der Biber geschätzt und trotz früher Schutzmaßnahmen, etwa unter Friedrich Wilhelm I. von Preußen, wurde er fast ausgerottet.

Im Wildlife-Museum ist eine von Schülern der Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule errichtete, imponierende Biberburg zu sehen, die in natura noch größer ausfallen kann. Günther Nufer vom Stiftungs-Vorstand lobte das Engagement der Schüler, der Journalist und Filmemacher Peter Umstetter hatte das Projekt begleitet.

1980 fast ausgerottet

Wie der Referent Andres Beck berichtete, wurden im Kanton Aargau im Laufe der 1960er Jahre 56 Biber ausgesetzt. 1980 waren die Tiere noch an zwei Orten präsent, dann begann ein exponentieller Anstieg der Population auf derzeit etwa 345 Tiere.

Das könnte Sie auch interessieren

Da Biber begnadete und mit scharfen Zähnen ausgerüstete Baumeister sind, gestalten sie die Landschaft um, "und zwar so, wie es ihnen und nicht den Menschen passt", erklärte Beck.

Dies kann zu Löchern in Straßen und überfluteten Feldern führen. Biberbauten einfach zu entfernen, sei verboten, doch man könne viele der Probleme lösen, wenn man mit den Betroffenen rede. So hatte Beck einem Landwirt empfohlen, auf dem überfluteten Acker Reis statt Mais anzubauen – das Experiment gelang.

Einwanderung aus der Schweiz

Die Biberbeauftragte Bettina Sättele berichtete von einer starken Ausbreitung der Biber in Baden-Württemberg infolge einer Einwanderung aus der Schweiz und Bayern. Sie wies darauf hin, dass der Mensch die Landschaft durch Drainagen trockengelegt habe.

Ursprünglich habe es im Südwesten viel mehr Feuchtgebiete gegeben. Im Landkreis Waldshut gebe es wenige Konflikte, da die Biber hier wenige gesicherte Lebensräume hätten. Steigende Populationen könnten wegen der Konkurrenz um Reviere auch natürlicherweise wieder absinken, indem der Nachwuchs ausbleibe.

Geld vom Land

Das Land fördert Maßnahmen, bei denen das aus den Feldern abgeleitete Wasser umgeleitet wird, um damit Feuchtgebiete und Lebensräume für den Biber zu schaffen. Die Vorschrift, dass ein fünf Meter breiter Randstreifen zu Gewässern freigehalten werden muss, könne Konflikten vorbeugen.

Weitere Referate befassten sich mit dem Biber und Wasserkraftnutzung, dem Verhältnis zwischen Bibern und Jägern sowie dem Biberleitfaden des Schwarzwald-Baar-Kreises.